Digitaler Impfnachweis: Begeisterung bei Ü60 am größten
Seit rund zwei Wochen stellen viele Apotheken hierzulande digitale Impfzertifikate aus. Neben einem holprigen Start mitsamt technischen Problemen gab es auch in der zweiten Woche noch einige Überraschungen. Doch wie stehen eigentlich die Bürger:innen zum Nutzen der Zertifikate? Halten sie den digitalen Impfnachweis überhaupt für sinnvoll?
Eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittelhersteller (BAH) liefert die Antwort: Mehr als zwei Drittel der rund 1.000 Befragten empfinden den digitalen Impfnachweis als sinnvoll. Das Überraschende dabei: Am größten ist die Zustimmung bei den Älteren. So antworten acht von zehn Befragten in der Altersgruppe 60 bis 99 Jahre auf die Aussage „Ein digitaler Impfpass zum Nachweis einer Impfung gegen das Coronavirus ist sinnvoll“ mit „trifft sehr zu“ oder „trifft eher zu“. Bei den 30- bis 39-Jährigen ist es dagegen nur rund jede/r Zweite. Ein Viertel dieser Altersgruppe hält den digitalen Impfnachweis sogar für nicht sinnvoll.
Trotz mancher Skepsis ist die Nachfrage nach den Zertifikaten seit dem offiziellen Startschuss von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am 10. Juni groß. Die Apotheken vor Ort starteten am 14. Juni mit dem Ausstellen und mussten in den ersten Tagen einmal mehr den Kundenansturm bewältigen. So wurden innerhalb von zehn Tagen mehr als sieben Millionen digitale Impfnachweise von den Kolleg:innen ausgestellt – und das kommt laut BAH an. „Die Menschen wissen es zu schätzen, wenn sich die Apotheken den neuen Aufgaben stellen, ihre Angebote für eine umfassende und bürgernahe Gesundheitsversorgung ausbauen und dabei die persönliche Ansprache mit digitalen Optionen verbinden“, erklärt Dr. Hubertus Cranz, Hauptgeschäftsführer des BAH.
Auch wenn hierzulande bereits mehr als jede/r Zweite erstgeimpft sowie mehr als jede/r Dritte vollständig geimpft ist und die Zahl der Neuinfektionen weiter rückläufig ist, ist die Pandemie noch nicht vorbei, wie der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, zuletzt betonte. Sorgen bereitet vor allem die Ausbreitung der Delta-Variante. Denn diese machte hierzulande in KW 23 bereits 15 Prozent aller Neuinfektionen aus – der Anteil hat sich innerhalb von einer Woche damit mehr als verdoppelt (6 Prozent in KW 22). Geht es um das Risiko einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus, gilt die Apotheke für den Großteil der Bürger:innen als einer der sichersten Orte. „Zu Recht, denn hier werden seit Beginn der Pandemie strenge und verlässliche Hygienekonzepte umgesetzt. Apotheken bieten insbesondere in der Corona-Krise wohnortnah ein kompetentes und umfassendes Beratungsangebot und sind zu allen Gesundheitsfragen persönlich ansprechbar“, betont Cranz.
Dass das Vertrauen in die Kolleg:innen vor Ort groß ist, bestätigt auch der Health Report 2021 des Pharmaherstellers STADA. Demzufolge genießen Apotheken neben Ärzt:innen großes Vertrauen in der Bevölkerung und dienen als wichtigste Anlaufstellen bei Gesundheitsfragen sowie für Medikamente.
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