Im Rahmen mehrerer Modellprojekte wird seit der Grippesaison 2020/21 auch in Apotheken gegen Influenza geimpft. Den Startschuss gaben die Kolleg:innen in Nordrhein. Während das Projekt von den Initiator:innen als Erfolg gefeiert wird, sieht die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) „keinen Bedarf für Grippeimpfungen in der Apotheke“.
Im September letzten Jahres starteten in Nordrhein zahlreiche Apotheken mit den Grippeimpfungen für Versicherte der AOK Rheinland/Hamburg. Kurz danach folgten das Saarland sowie ausgewählte Apotheken in Niedersachsen. Ab der kommenden Grippesaison 2021/22 sollen auch einige Apotheken in Rheinland-Pfalz impfen. Dadurch soll die Durchimpfungsrate erhöht werden, vor allem im Hinblick auf die zusätzliche Gefahr durch die Corona-Pandemie. Laut dem Apothekerverband Nordrhein und der AOK Rheinland/Hamburg kann das dortige Projekt als voller Erfolg verbucht werden. „Das Impfangebot der Apotheken hat insbesondere Menschen erreicht, die sich sonst nicht hätten impfen lassen“, heißt es vom Forschungsunternehmen May & Bauer, das das Projekt wissenschaftlich begleitet hat. Daher sollen die Grippeimpfungen in der Apotheke nicht nur weitergeführt, sondern sogar auf das gesamte Verbandsgebiet anstelle einzelner Regionen ausgedehnt werden.
Geht es nach den Bürger:innen, steht ein Großteil (64 Prozent) Impfungen in Apotheken grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, wie eine Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt. Die KVNO ist da jedoch anderer Meinung. In einem Statement heißt es, man könne nicht nachvollziehen, „warum Apotheken beim Thema Grippeschutzimpfung künftig eine Rolle spielen sollen.“
Aber von vorn: An dem Modellprojekt „Impfende Apotheken“ an Rhein und Ruhr haben sich nach Angaben des AVNR rund 250 Apotheker:innen aus 125 Apotheken beteiligt, die eigens dafür geschult wurden. So konnten zwischen September 2020 und Januar 2021 in Nordrhein insgesamt 400 Influenzaimpfungen in Apotheken erfolgen, trotz eines zwischenzeitlichen Impfstoffmangels.
Für den KVNO-Vorstandsvorsitzenden Dr. Frank Bergmann eine „verschwindend geringe Zahl“. Er sieht daher keinen Bedarf für Grippeimpfungen in der Apotheke. Stattdessen sollten diese weiterhin über die niedergelassenen Ärzt:innen erfolgen. Diese hätten von April bis Dezember 2020 rund 1,5 Millionen Grippeimpfdosen verabreicht, so Bergmann. Hinzu kommen noch die Impfungen aus dem ersten Quartal 2021, für die bisher noch keine Daten vorliegen würden. „Dies mag aus Sicht der AOK Rheinland/Hamburg selbstverständlich sein, betrachtet man aber die damit einhergehenden organisatorischen Anforderungen, ist es keineswegs selbstverständlich, was die Praxen während der Grippesaison leisten“, stellt Bergmann klar.
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