Die Bestellungen für die Grippeimpfstoffe in der kommenden Saison 2021/22 sind bereits erfolgt und auch das Bundesgesundheitsministerium hat seine nationale Reserve bestellt, um die Bürger:innen bestmöglich gegen Influenza schützen zu können. Vor allem für Ältere ist der Schutz unverzichtbar, betonen Expert:innen. Auch wenn für sie ein Hochdosis-Impfstoff als erste Wahl empfohlen wird, gibt es Alternativen, zum Beispiel adjuvantierte Vakzinen.
In puncto Grippeimpfstoff gibt es bekanntermaßen keine „one fits all“-Lösung. Denn Grippeviren wandeln sich Jahr für Jahr und machen so auch neue Impfstoff-Varianten notwendig. Hinzu kommt, dass nicht jede Vakzine für alle Impflinge geeignet ist. Vor allem Ältere brauchen einen speziellen Schutz. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher ab der Grippesaison 2021/22 für Personen ab 60 Jahren die Immunisierung mit einem Hochdosis-Impfstoff, der die vierfache Antigenmenge enthält. Das Problem: Bisher ist mit Efluelda (Sanofi) nur eine Vakzine zugelassen. Expert:innen sowie das Apothekenpersonal befürchten daher Lieferengpässe.
Das Bundesgesundheitsministerium hat entsprechend reagiert und eine Verordnung erlassen, wonach bis zum 31. März 2022 an ältere Personen alle inaktivierten, quadrivalenten Grippeimpfstoffe verimpft und von den Krankenkassen erstattet werden sollen. Doch die Standardvakzine haben bei älteren Menschen ihre Grenzen, betont Professor Dr. Tino Schwarz, Chefarzt des Zentrallabors am Klinikum Würzburg Mitte. Aufgrund ihrer verringerten Immunantwort benötigen sie daher eine Immunisierung mit weiterentwickelten Vakzinen. Eine Alternative zur Hochdosis-Variante sind dabei adjuvantierte Vakzinen. Sie besitzen dieselbe Menge an Antigenen wie die Standardvakzine, enthalten jedoch einen Wirkverstärker, der eine breitere und höhere Antikörperantwort ermöglichen soll, wie Schwarz im Rahmen eines „Meet-the-expert“-Vortrags des Impfstoff-Herstellers Seqirus erklärt. In den Augen der STIKO würden derzeit aber noch nicht ausreichend Daten zur Wirksamkeit und Sicherheit adjuvantierter Vakzinen vorliegen.
Adjuvantierte Vakzinen mit ähnlichem Schutz wie Hochdosis-Impfstoffe
Daten aus sogenannten Real World Evidence-Studien (= Beobachtungsstudien) zeigen nun jedoch, dass die Wirksamkeit gegen eine Hospitalisierung bei adjuvantierten und Hochdosis-Impfstoffen ähnlich hoch ist und sich kaum signifikant unterscheidet. Zudem weisen die adjuvantierten Varianten einen deutlich höheren Schutz bei Älteren auf als Standardimpfstoffe. Die Ergebnisse basieren auf Daten aus den USA, für die die Wirksamkeit des trivalenten adjuvantierten Impfstoffes MF59 von Seqirus mit der eines trivalenten Hochdosis-Impfstoffes bei mehr als zwei Millionen Personen über 65 Jahren verglichen wurden.
In Deutschland sind allerdings ausschließlich tretravelente Vakzinen zur Grippeschutzimpfung empfohlen. Die bisher einzige in der EU zugelassene tetravalente Hühnerei-basierte adjuvantierte Vakzine Fluad Treta von Seqirus (ab 65 Jahren), die ab der bevorstehenden Grippesaison 2021/22 auf dem Markt ist, basiert auf dem trivalenten Vorgänger und wurde um einen zusätzlichen B-Stamm erweitert. „Die neu publizierten Daten untermauern die große Bedeutung eines adjuvantierten Influenza-Impfstoffs, der die grippebedingten Auswirkungen bei Erwachsenen ab 65 Jahren verbessern kann. Gerade diese Altersgruppe ist mit einem signifikant höheren Risiko für Komplikationen bei der saisonalen Influenza assoziiert“, heißt es in einer Mitteilung von Seqirus.
Auch wenn in der Saison 2020/21 die Grippe weitgehend ausgeblieben ist, ist die regelmäßige Impfung laut Schwarz weiterhin wichtig. Nur so könnte im Körper eine „Bibliothek“ an Antikörpern angelegt werden, auf die bei einer Erkrankung zurückgegriffen werden kann. Hinzu kommt, dass ältere Menschen nicht nur bei Corona, sondern auch bei der Grippe als Hochrisikogruppe für schwere Verläufe gelten, was den Schutz umso wichtiger macht. Bisher liege die Impfquote bundesweit jedoch nur bei rund 35 Prozent.
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