Die Vorbereitungen auf das E-Rezept laufen in den Apotheken auf Hochtouren, auch wenn die ab Juli geplante flächendeckende Testphase für die meisten ins Wasser fällt. Spätestens ab Anfang 2022 kommen die digitalen Verordnungen dann verpflichtend für alle. Den Kolleg:innen bereitet das Sorgen. Laut einer aktuellen aposcope-Umfrage glaubt ein Großteil, dass das E-Rezept die Vor-Ort-Apotheken zerstören könnte.
120 statt knapp 19.000: Ursprünglich sollte ab Juli eine bundesweite Testphase für das E-Rezept starten. Nun beteiligen sich nur einige Apotheken aus der Fokusregion Berlin und Brandenburg daran. Die Testphase soll sicherstellen, dass der bundesweite Start möglichst fehlerfrei über die Bühne geht. Daran glauben die Apothekenteams allerdings nicht, wie der E-Rezept Readiness Index (ERI) von aposcope powered by NOVENTI aufdeckt. Demnach rechnet fast jede/r befragte Inhaber:in (94 Prozent) damit, dass der Start des E-Rezepts zu massiven Problemen führen wird. Mehr noch: Nach dem Hin und Her um die Testphase gehen mehr als drei Viertel der Umfrageteilnehmer:innen (78 Prozent) nicht davon aus, dass das E-Rezept überhaupt ab 1. Januar 2022 bundesweit verpflichtend eingeführt wird.
Kommt es wider Erwarten doch dazu, hätte dies in den Augen der Kolleg:innen fatale Folgen. Mehr als acht von zehn Befragten (82 Prozent) glauben, dass die Einführung der digitalen Verordnungen das Apothekensterben beschleunigen wird. Also zerstört das E-Rezept die Vor-Ort-Apotheken? Die generelle Stimmung unter den Teams ist in jedem Fall trübe. So sieht der Großteil auch die Unterstützung von Kammern, Verbänden und Co. kritisch. Nur jede/r Dritte fühlt sich von der zuständigen Apothekerkammer oder dem entsprechenden Verband gut unterstützt. Zudem ist die Mehrheit der Befragten nicht zufrieden mit der Arbeit des Bundesgesundheitsministeriums (87 Prozent), der Gematik (76 Prozent) sowie der ABDA (71 Prozent) im Hinblick auf die Einführung des E-Rezepts.
Die gute Nachricht ist jedoch: Trotz aller Unklarheiten und der Sorge, dass das E-Rezept die Vor-Ort-Apotheken zerstören könnte, fühlt sich ein Großteil des Apothekenpersonals (67 Prozent) grundsätzlich gut oder eher gut auf die Einführung vorbereitet. Nicht zuletzt, weil sie inzwischen selbst zahlreiche Maßnahmen ergriffen haben, darunter die Beschaffung eines elektronischen Heilberufsausweises sowie einer Institutionskarte (jeweils 93 Prozent) zur Identifizierung von Apotheke und Apotheker:in. Nachholbedarf besteht allerdings in Sachen Kundeninformation. Nur jede dritte Apotheke hat die Kundschaft bereits über die Einführung des E-Rezeptes informiert.
Insgesamt liegt der von aposcope ermittelte E-Rezept Readiness Index powered by NOVENTI im Mai bei 81 von 100 möglichen Punkten. Der Index spiegelt den Grad der Vorbereitung von deutschen Vor-Ort-Apotheken auf die Einführung des E-Rezepts wider. Die Berechnung erfolgt auf Basis der von Apothekeninhaber:innen getroffenen Vorbereitungsmaßnahmen.
Für den ERI befragt aposcope seit Februar 2020 regelmäßig mindestens 100 Apothekeninhaber:innen mithilfe eines Online-Fragebogens. Für die aktuelle Studie wurden vom 6. bis 9. Mai 2021 insgesamt 103 verifizierte Apothekeninhaber:innen befragt.
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