Mobile Teams zum Impfen in Apotheken und Supermärkte schicken? Geht es nach Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, soll damit lieber heute als morgen gestartet werden. Doch sein Vorstoß sorgte für reichlich Diskussionsstoff. Die ABDA stellt nun klar: Die Apotheken stehen für Corona-Impfungen bereit.
Die Corona-Impfkampagne soll weiter Fahrt aufnehmen und die Priorisierung im Laufe des Juni komplett fallen, wie Gesundheitsminister Jens Spahn gestern bei der Bundespressekonferenz noch einmal betonte. Um dann zusätzlich für Tempo zu sorgen, hat der bayerische Ministerpräsident Markus Söder unter anderem mobile Impfstationen in Supermärkten oder Schulen vorgeschlagen. „Auch in Apotheken sollte geimpft werden. Es darf kein Impfstoff liegen bleiben, und vor Ort muss es schnell gehen – ohne lange Wartezeiten“, erklärte er gegenüber der Zeitung „Die WELT“. Den genauen Ablauf ließ er dabei offen. Folglich äußerte sich der Bayerische Apothekerverband (BAV) zunächst zurückhaltend zum Vorstoß. Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) reagierte dagegen mit einem deutlichen Statement und will weiter auf Praxis-Impfungen bauen. Demnach halte man den Vorschlag für „abwegig und nicht zielführend“, heißt es in einer Presseinformation. So seien die niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen aus Sicht des KVB-Vorstandes durchaus „in der Lage, rasch, effizient und in großem Maßstab für eine Durchführung der Impfungen zu sorgen“ – wenn sie genügend Impfstoffe zur Verfügung gestellt bekommen.
Eine grundsätzliche Bereitschaft zu Corona-Impfungen in Apotheken signalisiert dagegen die ABDA. „Wenn wir in dieser Situation mit dem Impfen in unseren niedrigschwellig zu erreichenden Apotheken vor Ort dazu beitragen können, dass das Land schneller aus der Pandemie kommt, dann machen wir das“, erklärt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening. Demnach stehen die Apotheken zur Durchführung von Corona-Impfungen bereit, „sollten die Kapazitäten von Arztpraxen und Impfzentren nicht mehr ausreichen, um die wachsende Zahl an zur Verfügung stehenden Impfdosen schnellstmöglich zu verimpfen.“ Denn Apotheken seien aktuell nicht nur durch die Abwicklung der Bestellungen und Lieferungen der Impfstoffe an die Praxen bereits in die Impfkampagne involviert, sondern auch durch die Aufklärung und Beratung von Kund:innen.
Der BAV stellt außerdem klar, „dass Apothekerinnen und Apotheker nach entsprechenden Schulungen fachlich auf jeden Fall in der Lage sind, Impfungen durchzuführen.“ Denn dies hätten die Modellprojekte zu Grippeimpfungen bewiesen. Im Hinblick auf die Corona-Impfungen müsse nun abgewartet werden, „welchen Rahmen die Politik beim weiteren Corona-Impfverlauf setzt, was natürlich auch von ausreichend vorhandenen Impfstoffen, sowie den Impfkapazitäten in Arztpraxen und Impfzentren abhängt.“
In den Augen der ABDA sind die Apotheken neben der Durchführung von Corona-Impfungen auch bereit für das Ausstellen digitaler Impfnachweise, wie es vom Bundesgesundheitsministerium geplant ist. „Die Apotheken sind sehr IT-affin und haben ohnehin einen hohen Digitalisierungsgrad. Durch die Vorbereitung auf das E-Rezept sind die Apotheken bereits jetzt mehrheitlich an die Telematikinfrastruktur angeschlossen und mit Heilberufsausweisen ausgestattet. Wir können auch den digitalen Impfnachweis auf den Weg bringen“, so die ABDA-Präsidentin. Vorstellbar wäre, dass Apotheken als Prüfstelle fungieren. Sollten die technischen und betriebswirtschaftlichen Details stimmen, könnten die Teams die Informationen aus den Impfausweisen verifizieren und in ein digitales Portal übertragen, dass wiederum jederzeit abrufbar sei. „Die Apotheken helfen gerne dabei, dass Millionen Menschen möglichst bald wieder ihre Grundrechte und Freiheiten in Anspruch nehmen können“, so Overwiening.
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