Allgemeinmediziner:innen, Gynäkolog:innen und nun Betriebsärzt:innen: Auch Letztere sollen gegen Corona impfen, um die Impfkampagne schnell voranzutreiben. Ab Juni könnte es soweit sein. Dann womöglich sogar ohne Priorisierung.
Seit rund einem Monat wird hierzulande auch in Hausarztpraxen gegen SARS-CoV-2 geimpft. Mehr als 50.000 Praxen beteiligen sich an den Impfungen – jedoch ausschließlich solche, die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmen, als Leistungserbringer definiert sind und Covid-19-Impfungen vornehmen dürfen. Privatärzt:innen bleiben bisher außen vor. Dafür wurden bereits etwa drei Millionen Dosen über die Apotheken an die Praxen ausgeliefert. Doch die Liefermengen der Impfstoffhersteller reichen längst nicht aus, um den Bedarf zu decken.
Das soll sich in den kommenden Wochen Schritt für Schritt ändern. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) plant zumindest mit deutlich höheren Liefermengen im zweiten Quartal. Während im April insgesamt (Impfzentren und Praxen) wöchentlich etwa 2,5 Millionen Dosen Comirnaty ausgeliefert werden sollen, sieht die aktuelle Prognose (Stand: 19. April) für Mai schon 3,4 Millionen Dosen vor. Im Juni sollen es dann pro Woche rund 5,1 Millionen Dosen der BioNTech-Vakzine sein. Beim Impfstoff von Moderna geht das BMG ab Mai von Liefermengen zwischen 550.000 und mehr als 600.000 Dosen pro Woche aus.
Für die Praxen werden laut aktuellem Plan im Juni allein von Comirnaty (BioNTech) wöchentlich mehr als 3,3 Millionen Dosen zur Verfügung stehen, hinzu kommen weitere Dosen anderer Hersteller. Laut Gesundheitsminister Jens Spahn würden die Bundesländer mit steigenden Liefermengen auch mehr Planungssicherheit erhalten, sodass ab Juni auch Betriebsärzt:innen impfen könnten.
Modellprojekte: Betriebsärzt:innen in Bayern sollen impfen
In Bayern möchte man offenbar nicht solange warten: „Wir wollen das Impfangebot schnellstmöglich auch in die bayerischen Unternehmen bringen und entwickeln dazu gemeinsam mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft ein gleitendes Stufenkonzept. Sobald alle Vorbereitungen abgeschlossen sind, wollen wir möglichst noch im April mit den ersten Modellprojekten beginnen“, betonte der bayerische Gesundheitsminister kürzlich. So solle der Ablauf der Impfungen geprobt werden – zunächst in Unternehmen in Hochinzidenzgebieten. Um möglichst vielen Beschäftigten den Zugang zur Impfung zur ermöglichen, brauche es laut Holetschek in den Betrieben eine gewisse „Aufweichung“ der Impfreihenfolge. „Das heißt allerdings nicht, dass wir die Priorisierung insgesamt aufheben wollen. Jetzt sind aber eine gewisse Flexibilität und pragmatisches Handeln gefordert.“
Geht es nach Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, dürfte die Priorisierung beim Impfen spätestens im Laufe des Juni generell entfallen, wie er im Rahmen der Bundesratsdebatte zur Änderung des Infektionsschutzgesetzes erklärte. Zuletzt hatten bereits einige Bundesländer die Priorisierung aufgeweicht – zumindest für den Impfstoff von AstraZeneca, der laut STIKO-Empfehlung für Personen unter 60 Jahren nur auf eigenes Risiko verimpft werden soll. Aufgrund der geringen Nachfrage hatten unter anderem Mecklenburg-Vorpommern und Bayern allen Impfwilligen den Zugang zur Immunisierung freigegeben.
Damit auch Betriebsärzt:innen impfen können, sollte die Bestellung und Lieferung der Impfstoffe Holetschek zufolge wie auch bei den Hausarztpraxen „über das bewährte System des pharmazeutischen Großhandels und der Apotheken“ erfolgen. Dies müsse entsprechend in der Impfverordnung geregelt werden. „Dazu müssen zuvor jedoch beispielsweise noch Fragen zur Abrechnung sowie Melde- und Dokumentationspflichten vom Bund geklärt werden“, so der Minister weiter.
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