Helicobacter pylori (H. pylori) ist ein gramnegatives Bakterium, das sich in der Schleimhaut des Magens ansiedeln kann. Es ist als Magenschmerzen- und Gastritis-verursachendes Bakterium bekannt. Wie sich diese Erkrankung unter einer Covid-19-Infektion entwickelt, wurde anhand von 108 Patient:innen untersucht.
Wie dringt Covid-19 in den Körper ein?
Um in Körperzellen eindringen zu können, benötigt das Coronavirus spezielle Rezeptoren, die sogenannten Angiotensin-Converting-Enzyme-2 (ACE-2)-Rezeptoren. Diese kommen in weiten Teilen des Körpers wie in Lunge und Atemwegen, aber auch im Verdauungstrakt vor. Somit kann eine Coronainfektion auch zu gastrointestinalen Symptomen führen.
Interessant: H. pylori verschafft Covid-19-Viren mehr Eintrittsstellen im Darm
Durch eine Steigerung der Expression von ACE-2-Rezeptoren im Verdauungstrakt, kann H. pylori dem Coronavirus mehr Eintrittspforten verschaffen. Eine Infektion mit H. pylori könnte somit zu vermehrten gastrointestinalen Symptomen bei Covid-19-Patient:innen führen.
Kleine Studie zu Helicobacter pylori und Covid-19
In einer kleinen Studie, die zwischen dem 1. Juni und 20. Juli 2020 lief, wurden nur auf Covid-19 positiv getestete Patient:innen (insgesamt 108) aufgenommen. Mittels Untersuchung der Stuhlproben wurde auf eine H. pylori untersucht. Insgesamt waren 31 Patient:innen positiv auf H. pylori getestet.
Die Analyse richtete sich nach Manifestation der Coronavirus-Erkrankung, dem Schweregrad, dem Verlauf und der Dauer eines Covid-19 bedingten Krankenhausaufenthaltes.
Mehr Bauchschmerzen und Durchfall bei Covid-19 und Helicobacter pylori
In dieser kleinen Studie wiesen Patient:innen mit Covid-19 und einer zusätzlichen Infektion durch Helicobacter pylori zwar mehr gastrointestinale Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfall auf, ein schwerer Verlauf durch Covid-19 trat aber nicht ein.
Helicobacter pylori: Das ist wichtig für die Apothekenpraxis
H. pylori ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium, das sich vorwiegend in der Magenschleimhaut ansiedelt und Erkrankungen im oberen Gastrointestinaltrakt wie zum Beispiel Entzündungen der Magenschleimhaut verursachen kann. Oft erfolgt eine Ansteckung schon im Kindesalter innerhalb der Familie. Die Prävalenz variiert stark zwischen Industrienationen und Entwicklungsländern. In Deutschland liegt die Prävalenz zwischen 3 Prozent (Kinder) und 48 Prozent (Erwachsene) und weist eine altersabhängige Zunahme von 1 Prozent (ungefähr 1 Prozent pro Lebensjahr in den Industrienationen) auf.
Folgende wiederkehrende Symptome könnten ein erstes Indiz für eine Infektion mit H. pylori sein:
- Sodbrennen
- Schmerzen im Oberbauch
- Völlegefühl
- Appetitlosigkeit
- Mundgeruch
- Übelkeit
Da H. pylori die Produktion von Magensäure anregt, wird die Magenschleimhaut weiter geschädigt. Oft entwickeln Infizierte aber keine Symptome. Bei 10 bis 20 Prozent der Menschen kann sich darüber hinaus eine chronische Entzündung manifestieren, wodurch wiederum das Risiko für die Bildung von Geschwüren des Magen-oder Zwölffingerdarms erhöht wird. Spätfolgen könnten Blutungen oder im schlimmsten Fall ein Magen- oder Darmdurchbruch sein. Selten kann sich daraus auch Magenkrebs entwickeln. Wird die Infektion mit H. pylori zufällig entdeckt und bleiben Symptome aus, so muss nicht zwingend therapiert werden.
Expert:innen raten unter folgenden Gesichtspunkten zur Therapie:
- Bei aktuell vorhandenen oder früheren Geschwüren des Magen- oder Zwölffingerdarms
- Vor Dauerbehandlung mit Medikamenten, die die Magenschleimhaut reizen können (zum Beispiel ASS oder Ibuprofen)
- Patient:innen mit erhöhtem Risiko für Magenkrebs
- Bestimmte Entzündungen der Magenschleimhaut
Kommt ein/e Kund:in mit wiederkehrenden Symptomen in die Apotheke, sollte auf den/die Mediziner:in verwiesen werden. Helicobacter-Bakterien lassen sich mittels Magenspiegelung oder Nachweisverfahren hinsichtlich der Bestimmung in der Atemluft oder in der Stuhlprobe identifizieren.
Wie sieht die Behandlung aus?
Der/die Mediziner:in verordnet meist einen Säureblocker und zwei Antibiotika. Diese klassische Tripeltherapie wird weiterhin als Erstlinie empfohlen. Zusätzlich kann noch ein weiteres Antibiotikum in den Therapieplan aufgenommen werden. Die drei bis vier Arzneimittel werden über einen Zeitraum von sieben bis 14 Tagen eingenommen. Allerdings haben sich zunehmend Resistenzen gegenüber den Antibiotika entwickelt. Daher sollte eine ärztliche Kontrolle einige Wochen nach Behandlungsende erfolgen. Bei 55 bis 90 Prozent der Patient:innen lässt sich nach der Behandlung kein H. pylori mehr nachweisen. Sollte das Bakterium aber immer noch vorhanden sein, so sollten andere Wirkstoffe zum Einsatz kommen
Wichtiger Hinweis für den/die Patient:in: Rauchen sollte während der Therapie unbedingt vermieden werden, da durch das Rauchen zusätzlich die Magenschleimhaut gereizt wird. Auch sollte selbstverständlich darauf hingewiesen werden, dass die Medikamente genau nach ärztlicher Anweisung anzuwenden sind und nicht ohne ärztliche Rücksprache abgesetzt werden sollten. Dies gilt auch für den Fall der vorzeitigen Besserung der Symptome.
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