Die AHA + L-Regeln gehören zu den wichtigsten Bausteinen im Kampf gegen die Pandemie. Eine besondere Bedeutung kommt dabei dem „H“ für „Hygiene beachten“ zu. Im Fokus stehen die Hände, die ohne die richtige Handhygiene echte Virenschleudern sind. Intensives Händewaschen gilt daher seit Monaten als oberstes Gebot. Das scheint jedoch nicht die beste Strategie zu sein, betonen Expert:innen – und raten zu Desinfektionsmittel statt Seife.
Wer kennt es nicht: Kaum zu Hause oder auf der Arbeit angekommen, geht der erste Weg direkt zum Wasserhahn. Immerhin gehört regelmäßiges Händewaschen zu den wichtigsten Hygieneregeln. Durch die Corona-Pandemie ist dies sogar noch wichtiger geworden, denn bei gründlichem Waschen lässt sich die Virenzahl drastisch reduzieren. Bereits zu Beginn der Krise gab es daher zahlreiche Anleitungen für das richtige Händewaschen, beispielsweise zur empfohlenen Dauer von mindestens 30 Sekunden oder zweimal dem Song „Happy Birthday“. Doch die intensive Handhygiene fordert oftmals ihren Tribut – unter anderem in Form von trockenen und rissigen Händen oder gar Ekzemen. Um dem vorzubeugen, haben Dermatolog:innen nun einen ungewöhnlichen Vorschlag: Sie raten zu Desinfektionsmittel statt Seife.
Wegen Handekzemen: Desinfektionsmittel statt Seife
Die Deutsche Dermatologische Gesellschaft (DDG) hat im Vorfeld ihrer Jahrestagung aktuelle Tipps zur Handhygiene veröffentlicht. Denn ihnen zufolge würden sich während der Corona-Pandemie durch die besonders intensive Handreinigung oftmals Handekzeme beobachten lassen. Der wichtigste Rat der Expert:innen: Desinfektionsmittel statt Seife verwenden. Denn obwohl Seifen und Waschlotionen, die auch als Detergentien bezeichnet werden, vor allem bei Laien Mittel der Wahl zur Beseitigung von Keimen und Viren sind, sollte beachtet werden, dass damit auch unerwünschte Effekte einhergehen können. So kann beispielsweise das Hautorgan selbst beeinträchtigt werden, sagt Professor Dr. med. Peter Elsner von der DDG. Denn die Substanzen greifen die natürlichen Peptide der Haut und somit ihre schützende Barriere an, sodass leicht Ekzeme entstehen können. Werden nach der Handwäsche noch Handschuhe getragen, würde sich dieser Effekt laut Elsner noch verstärken. Bei einer alkoholischen Desinfektion sei dies dagegen nicht der Fall.
„Aus dermatologischer und arbeitsmedizinischer Sicht raten wir in Zeiten intensivierter Handhygiene vom Einsatz von Detergentien ab. Hautschonender ist das Desinfizieren in Verbindung mit intensiver Hautpflege“, schlussfolgert Elsner. Denn egal ob Detergentien oder Desinfektion: Die richtige Handpflege darf bei der Handhygiene nicht fehlen. Handcremes versorgen die Haut mit verloren gegangenen Fetten und stärken die Hautbarriere.
Die Handhygiene-Tipps der DDG auf einen Blick:
- Hände mit einem „viruswirksamen alkoholischen Händedesinfektionsmittel, nach Möglichkeit mit barriereschützenden Hilfsstoffen wie Glycerol“ desinfizieren.
- Nach jedem Waschen oder Desinfizieren die Hände mit einer pflegenden Handcreme einreiben, sodass die Hautbarriere geschützt wird.
- Treten dennoch Anzeichen von Handekzemen auf, sollte ein/e Hautärzt:in aufgesucht und eine entsprechende Behandlung begonnen werden. Wird eine berufsbedingte Ursache für die Beschwerden vermutet, ist eine Meldung an die Unfallversicherung notwendig.
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