AstraZeneca: Impfungen vorsorglich gestoppt
Die Bundesregierung folgt der Empfehlung des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) und hat vorsorglich die Impfungen mit dem Corona-Impfstoff von AstraZeneca gestoppt. Hintergrund sind Meldungen zu möglichen unerwünschten Wirkungen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der Immunisierung aufgetreten sind. Gesundheitsminister Jens Spahn spricht von einer „Vorsichtsmaßnahme“, die aufgrund fachlicher Empfehlungen getroffen wurde.
Die Corona-Impfung ist der Hoffnungsträger auf dem Weg raus aus der Pandemie. Doch der Weg ist mehr als holprig. Erst der „verpatzte“ Impfstart und dann die Meldungen um die AstraZeneca-Vakzine. Auf einer Pressekonferenz informierte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn über das vorsorgliche Aussetzen von Immunisierungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff. Ursache dafür sind Meldungen über Thrombosen der Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung. So seien bislang sieben Fälle einer Hirnvenenthrombose bekannt, die nach der Impfung auftraten. Hierzulande wurden laut Spahn bislang 1,6 Millionen Impfungen mit dem AstraZeneca-Impfstoff durchgeführt. Das Risiko sei generell sehr gering, aber wenn es einen Zusammenhang mit der Impfung gibt, bestehe ein überdurchschnittliches Risiko.
„Die Entscheidung heute ist eine reine Vorsichtsmaßnahme. AstraZeneca wird in vielen Ländern auf der Welt millionenfach verimpft. Uns allen ist die Tragweite dieser Entscheidung sehr bewusst. Und wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, so Spahn.
Das PEI Schreibt in einer Stellungnahme: „Gegenüber dem Stand vom 11.03.2021 sind inzwischen weitere Fälle (Stand: Montag, den 15.03.2021) in Deutschland gemeldet worden. Bei der Analyse des neuen Datenstands sehen die Expertinnen und Experten des Paul-Ehrlich-Instituts jetzt eine auffällige Häufung einer speziellen Form von sehr seltenen Hirnvenenthrombosen (Sinusvenenthrombosen) in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen in zeitlicher Nähe zu Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca.“
Aufgrunddessen habe das PEI heute die Empfehlung ausgesprochen, die Imfpung mit der Vakzine vorerst auszusetzen, um weitere Untersuchungen durchzuführen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA werde auf Basis dessen entscheiden, „ob und wie sich die neuen Erkenntnisse auf die Zulassung des Impfstoffes auswirken“, so Spahn. Außerdem müsse geprüft werden, ob der Nutzen der Vakzine weiterhin die Risiken überwiege. Der Minister betonte jedoch auch, dass beim weiteren Vorgehen bedacht werden müsse, dass ein Nicht-Impfen ebenfalls schwerwiegende gesundheitliche Folgen habe.
Die Aussetzung von AstraZeneca betrifft sowohl die Erstimpfungen als auch mögliche anstehende Folgeimpfungen. Wie es insbesondere für Menschen weitergeht, die bereits die erste Dosis mit dem AstraZeneca-Imfpstoff erhalten haben, ist derzeit noch nicht klar. Bei einer positiven EMA-Entscheidung könnten die Zweitimpfungen mit der Vakzine gegebenenfalls nachgeholt werden, so Spahn. Dem Minister zufolge weise das PEI darauf hin, dass Personen, die sich vier Tage nach Impfung mit der AstraZeneca-Vakzine zunehmend unwohl fühlen, starke anhaltende Kopfschmerzen oder punktförmige Hautblutungen verspüren, in ärztliche Behandlung begeben sollten. Für die allermeisten Geimpften bestehe kein Risiko, so der Minister, dennoch könne ein Risiko nicht ausgeschlossen werden.
Anlieferungen des Impfstoffes würden im Zentrallager verbleiben. Jetzt heiße es, die Bewertung der EMA abzuwarten. Dazu, ob der Impfplan eingehalten werden könne, äußerte sich der Minister nicht.
Einige andere europäische Länder hatten die Impfungen mit der AstraZeneca-Vakzine bereits vor dem Wochenende gestoppt.
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