Für einen Kaffee erst einmal einen Papierbogen mit den Kontaktdaten ausfüllen, der dann in einem dicken Ordner verschwindet? Nach dem zweiten Lockdown soll mit dieser umständlichen Form der Kontaktverfolgung dank der App luca Schluss sein.
Die ersten im Rahmen der Ministerpräsidentenkonferenz vereinbarten schrittweisen Öffnungen des Lockdowns wurden bereits angestoßen. So dürfen sich seit dem 8. März beispielsweise wieder bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten treffen und einzelne Geschäfte wie Buchhandlungen oder Blumenmärkte konnten wieder öffnen. Jede/r Bürger:in hat zudem Anspruch auf einen kostenlosen Corona-Schnelltest pro Woche. Weitere Lockerungen könnten bei sinkenden Infektionszahlen und entsprechenden Inzidenzwerten in Kürze folgen. Doch mit zunehmenden Begegnungen steigt auch das Ansteckungsrisiko. Umso wichtiger ist es daher, Kontakte möglichst genau und effektiv nachzuverfolgen, um Infektionsketten schnell zu durchbrechen. Bisher war dies kaum möglich, sodass die Gesundheitsämter bereits im Herbst 2020 an ihre Grenzen kamen und Kontaktpersonen von Infizierten kaum noch ermittelt und benachrichtigt werden konnten – trotz der Corona-Warn-App.
Dies soll sich nun ändern: „Wir werden daran arbeiten, eine Kontaktnachverfolgung insbesondere für Besuche von Veranstaltungen, von Außengastronomie und Ähnlichem in elektronischer Form zu installieren, die bundeseinheitlich von den Länden ausgewählt wird“, betonte Kanzlerin Angela Merkel im Rahmen der Pressekonferenz zur Bekanntgabe der jüngsten Beschlüsse. Dazu brachte die Kanzlerin unter anderem die App luca zur Kontaktverfolgung ins Gespräch. Diese erfreut sich auch bei anderen Politiker:innen wachsender Beliebtheit und soll zum Beispiel in Thüringen laut Ministerpräsident Bodo Ramelow flächendeckend zum Einsatz kommen. Doch was steckt dahinter und wie funktioniert die Anwendung?
Mit der App luca zur einfachen Kontaktverfolgung?
Die App luca wurde zur Kontaktverfolgung in der Corona-Pandemie vom Unternehmen Nexenio entwickelt. Daran beteiligt war auch ein bekanntes Gesicht: Smudo von der Band die Fantastischen Vier. Die Verwendung der App ist für alle Beteiligten kostenlos, die Anmeldung erfolgt über eine verifizierte Telefonnummer. Das Prinzip der Anwendung basiert auf sogenannten Check-Ins. So checken sich Nutzer:innen mittels QR-Code – am Smartphone oder als analoger Schlüsselanhänger – beispielsweise auf einem bestimmten Sitzplatz im Kino oder im Restaurant ein und später auch wieder aus. Voraussetzung ist, dass die jeweilige Lokalität die App ebenfalls nutzt. Auf diesem Weg kann im Ernstfall elektronisch ermittelt werden, welche Personen als Kontaktpersonen einzustufen sind. Die Datenerfassung erfolgt verschlüsselt und die App entspricht laut Datenschutzexpert:innen wie Stefan Brink, Landesdatenschutzbeauftragter Baden-Württemberg, „hohen Datenschutz-Standards“.
Das Besondere daran: luca soll auch an die Gesundheitsämter angebunden werden, welche die verschlüsselt erfassten Daten wiederum entschlüsseln können, um Betroffene bei einer Ansteckung entsprechend zu benachrichtigen. Hierfür muss jedoch vorab das Einverständnis der Nutzer:innen eingeholt werden. Auch private Treffen mit Freunden oder der Familie können mittels App erfasst werden. Dazu werden QR-Codes generiert, die dann von den Nutzer:innen miteinander verknüpft werden. Die App-Verantwortlichen bezeichnen ihre Entwicklung selbst als „Autobahn ins Gesundheitsamt“.
Bisher ist die Anwendung nur regional im Einsatz. Aufgrund der vergleichsweise einfachen Bedienung ist luca auch zur Kontaktverfolg auf Bundesebene im Gespräch. Allerdings soll sie die umstrittene Corona-Warn-App der Bundesregierung nicht ersetzen, sondern wenn überhaupt nur ergänzen. Diese soll in Kürze um eine „Event-Funktion“ erweitert werden, die ebenfalls über QR-Codes funktionieren soll.
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