Priorisierung, Engpässe und Co.: Kaum ein Thema beschäftigt uns derzeit so sehr wie die Corona-Impfungen. Viele Menschen warten sehnsüchtig auf einen Termin, um mit einem der zugelassenen Impfstoffe gegen das Coronavirus immunisiert zu werden. Dagegen ergibt sich für andere Personen ein Problem: Eine Spritzenphobie hindert sie an einer Corona-Impfung. Ein neues Programm soll hierbei Abhilfe schaffen.
Die Impfbereitschaft gegen das Coronavirus in Deutschland steigt – sowohl in der Bevölkerung als auch bei Apotheker:innen und PTA. Wie eine aposcope-Umfrage zeigen konnte, wollten sich Mitte Februar 69 Prozent der befragten PTA und 88 Prozent der Apotheker:innen gegen Corona impfen lassen, wenn sie an der Reihe sind. Demgegenüber überwiegt bei manchen Menschen die Skepsis im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen. Es gibt jedoch auch Personen, die sich grundsätzlich gerne gegen SARS-CoV-2 impfen lassen würden, jedoch von den eigenen Ängsten daran gehindert werden. Denn die Angst vor Blut, Verletzungen oder auch eine Spritzenphobie machen die Corona-Impfung für sie nahezu unmöglich. Um dieses Problem zu überwinden, hat das Max-Planck-Institut für Psychiatrie (MPI) ein spezielles Therapieprogramm entwickelt. Das Besondere daran: Die Behandlung soll schon nach kurzer Zeit Wirkung zeigen.
Was bedeutet Spritzenphobie? Etwa drei Prozent der Menschen leiden unter einer Blut-, Verletzungs- oder Spritzenphobie, im Kindesalter liegt der Anteil dagegen laut MPI sogar bei 20 Prozent. Das bedeutet, dass schon die kleinste, vermeintlich harmlose Konfrontation mit der Thematik, beispielsweise durch ein Bild, zu überhöhtem Stress und einer Angstreaktion führen kann. Die Folge: Betroffene verzichten aufgrund ihrer Angst vor den möglichen Folgen (Schmerzen, Ohnmacht) sogar auf notwendige medizinische Eingriffe oder Präventionsmaßnahmen. So seien auch die derzeit überall präsenten Bilder und Videos von Corona-Impfungen bei einer Spritzenphobie nur schwer zu ertragen, heißt es vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie.
Dank neuer Therapie: Corona-Impfung trotz Spritzenphobie?
Zur Behandlung der Blut-, Verletzungs- oder Spritzenphobie haben Wissenschaftler:innen des MPI mit der sogenannten „In vivo Exposition“ ein Kurzprogramm zur Therapie entwickelt. Vor allem angesichts der aktuellen Pandemiesituation soll dadurch schnellstmöglich auch Menschen mit einer Spritzenphobie die Chance auf eine Corona-Impfung geboten werden.
Das Programm beinhaltet eine behutsame Konfrontation mit dem Angst machenden Ereignis, also der Impfung. Gestartet wird neben einer Einführung und Informationen über die Ängste damit, dass sich Betroffene unter therapeutischer Begleitung zunächst Bilder und Videos von Impfungen anschauen. Generell sind etwa sechs Sitzungen angedacht, bis die Patient:innen ihre Angst zum eigenen Schutz überwinden können – zumindest kurzzeitig. „Die Kurzintervention ist sehr wirksam, auch wenn die Angst danach nicht komplett weg ist, sind Impfungen oder andere Interventionen in der Regel gut durchführbar“, erklärt Professorin Dr. Angelika Erhardt, Leiterin der Ambulanz am MPI, in einer Pressemitteilung.
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