Der Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Atemprobleme oder Lungenschäden – Eine SARS-CoV-2-Infektion kann unterschiedliche Folgen haben, die sich auch langfristig bemerkbar machen. Doch damit nicht genug, denn offenbar macht das neuartige Virus auch zuckerkrank. Kommt nach Corona also Diabetes?
Schwere Lungen- oder Atemwegserkrankungen gehören bisher zu den meistgenannten Folgen einer Covid-19-Erkrankung. Doch SARS-CoV-2 kann auch Auswirkungen auf den Stoffwechsel, das Herz-Kreislauf-System sowie das Nervensystem haben. Und auch die Bauchspeicheldrüse kann vom Virus befallen werden, wie Forscher*innen nun herausfanden. Die Folge: Covid-19-Patient*innen zeigen teilweise Diabetes-ähnliche Symptome, beispielsweise eine gestörte Regulation des Blutzuckerspiegels. Doch heißt das im Umkehrschluss, dass auf Corona Diabetes folgt? Eine neue Studie liefert die Antwort.
SARS-CoV-2 stört Insulinausschüttung: Folgt nach Corona Diabetes?
In einer gemeinsamen Studie haben Wissenschaftler*innen verschiedener Fachgebiete, unter anderem vom Universitätsklinikum Ulm, Gewebe aus der Bauchspeicheldrüse mit SARS-CoV-2 in Kontakt gebracht. Ihr Ziel: Herausfinden, in welchem Zusammenhang eine Corona-Erkrankung mit Diabetes-Symptomen steht. Denn „aktuelle Studien berichten über Verschlechterungen bekannter Diabetes mellitus Erkrankungen, aber auch über Fälle von neu aufgetretenem Diabetes nach durchgemachter Covid-19 Erkrankung“, wie Professor Alexander Kleger, einer der Studienleiter betont. Doch wie kommt es dazu?
Die Untersuchungsergebnisse, die im Fachmagazin Nature Metabolism veröffentlicht wurden, liefern eine Antwort: Befällt SARS-CoV-2 die Bauchspeicheldrüse, werden unter anderem die insulinproduzierenden Beta-Zellen angegriffen. „Diese Beta-Zellen exprimieren bestimmte Eiweißmoleküle, ohne die SARS-CoV-2 die Zellen nicht infizieren kann. Die körpereigenen Proteine TMPRSS2 und ACE2 sind sozusagen das Schloss, über das die Coronaviren mit ihrem Schlüsselprotein, dem Spike-Protein, in die Zellen eindringen. Daraufhin vervielfältigen sich die Virus-Bausteine, und viele neue infektiöse Viruspartikel werden freigesetzt“, erklärt Professor Jan Münch, ebenfalls Studienleiter.
Sind die entsprechenden Beta-Zellen infiziert, ist die Insulin-Ausschüttung gestört. Bei Patient*innen, die bereits vor Corona an Diabetes litten, führt dies oft zu einer Verschlechterung des Zuckerstoffwechsels. Doch auch bisher Diabetes-freie Covid-19-Erkrankte zeigen dadurch mitunter Symptome von Diabetes mellitus Typ 1.
Ob die Störung der Insulinproduktion während einer Corona-Infektion langfristig zu einer Diabetes-Erkrankung führt, lässt sich bisher nicht belegen. Ebenfalls ist noch unklar, wie sich die Infektion von Pankreasgewebe auswirkt, welches für die Produktion von Verdauungsenzymen verantwortlich ist. Klar ist jedoch, „dass aktive Covid-19-Erkrankungen auch von Entzündungen der Bauchspeicheldrüse begleitet werden“, fasst Professor Kleger zusammen. Zudem ließ sich auch bei Autopsien an verstorbenen Corona-Patient*innen ein SARS-CoV-2-Befall der Pankreas feststellen – und zwar auch nachdem in der Lunge keine Viruspartikel mehr zu finden waren.
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