Steigende Kosten bei sinkenden Rezeptzahlen – die Kassen mussten 2020 tiefer in die Tasche greifen. Die Arzneimittelausgaben sind im vergangenen Jahr um 6,6 Prozent gestiegen und beliefen sich auf 40,9 Milliarden Euro.
Einsparungen durch Rabattverträge sind bei den Arzneimittelausgaben für 2020 nicht einberechnet. Zwar liegen die Zahlen für das gesamte Jahr noch nicht vor, aber für die ersten neun Monate 2020 liegen die Einsparungen bei rekordverdächtigen 3,6 Milliarden Euro – ein Plus von 2 Prozent. Das ergeben erste Berechnungen des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) auf Basis der Abrechnungsergebnisse von Apothekenrechenzentren.
Während auf der einen Seite die Arzneimittelausgaben gestiegen sind, nahm 2020 die Zahl der eingelösten Rezepte ab – nämlich um 3,3 Prozent auf 445 Millionen Euro. Außerdem ist die Zahl der verordneten Medikamente mit 0,9 Prozent auf 712 Millionen Packungen rückläufig. Laut DAV waren die Rahmenvorgaben von Ärzt*innen und Krankenkassen für 2020 von einem GKV-Ausgabenwachstum von 3,7 Prozent ausgegangen.
Warum aber sind die Arzneimittelausgaben bei sinkenden Rezept- und Packungszahlen gestiegen? Die Antwort liefert der DAV-Vorsitzende Thomas Dittrich: „Dass die Arzneimittelausgaben trotz rückläufiger Rezeptzahlen gestiegen sind, hat auch mit der Verschreibung größerer Arzneimittelpackungen zur Reduktion von Arzt- und Apothekenbesuchen zu tun. Aber auch jenseits der Corona-Pandemie sorgen demografische Entwicklung und medizinischer Fortschritt für höheren Aufwand und steigende Kosten im Gesundheitswesen. Die Apotheken sind hier aber kein Kostentreiber. Ihr Anteil an den GKV-Gesamtausgaben ist seit Jahren rückläufig und liegt nur noch bei etwa 2,2 Prozent.“
Es dürfe aber in Zukunft ohnehin in der gesundheitspolitischen Debatte nicht nur um Kostenfragen gehen, sondern man müsse mehr denn je auch die Versorgungssicherheit im Blick haben, so Dittrich.
„Die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung war für die Apotheken im Corona-Jahr 2020 mit den Lieferengpässen und Lockdowns eine echte Herausforderung. Aber sie haben das sehr gut gemeistert“, sagt Dittrich: „Das Jahr war für Apotheken ausgesprochen unruhig. Auf Phasen mit stark erhöhtem Patientenaufkommen und zusätzlichen Belastungen durch Infektionsschutzmaßnahmen und Botendienste folgten Monate mit enormen Einbrüchen bei Verordnungen und Absatz. Das hat zu schwankenden, aber insgesamt hohen Belastungen geführt.“
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