Ohne Kaffee oder Energydrink geht bei einigen von uns nichts. Doch Koffein-haltige Lebensmittel können mit einigen Arzneimitteln in Wechselwirkung treten. Vorsicht ist beispielsweise bei Clozapin geboten, denn Koffein und das Neuroleptikum werden über CYP1A2 metabolisiert.
Wirkstoffcheck: Clozapin und Koffein
Clozapin wird zur Behandlung der therapieresistenten Schizophrenie angewendet, wenn die Patient*innen mit schweren, nicht zu behandelnden neurologischen unerwünschten Reaktionen auf andere Antipsychotika einschließlich eines atypischen Antipsychotikums reagieren.
Von Therapieresistenz ist laut Definition die Rede, wenn trotz Einnahme von mindestens zwei Antipsychotika in angemessener Dosierung – einschließlich atypischem Antipsychotikum – in einem angemessenen Zeitraum keine Besserung der Symptome auftritt.
Das Neuroleptikum kommt auch bei Psychosen im Verlauf von Morbus Parkinson nach Versagen der Standardtherapie zum Einsatz.
Clozapin ist antipsychotisch wirksam und unterscheidet sich von den herkömmlichen Antipsychotika. Der Wirkstoff besitzt nur eine geringe Dopaminrezeptor-blockierende Affinität zu D1-, D2-, D3-, und D5-Rezeptoren und zeigt eine hohe Affinität zum D4-Rezeptor.
Koffein ist ein Xanthin-Derivat und kann die Blut-Hirn-Schranke schnell überwinden. Als Arzneimittel wird Koffein gegen Müdigkeit, zur Förderung der Leistungsfähigkeit oder auch als Wirkverstärker von Schmerzmitteln eingesetzt. Die Halbwertszeit liegt bei Erwachsenen bei etwa drei bis fünf Stunden.
Das Problem
Koffein kann die Plasmakonzentrationen von Clozapin erhöhen. In der Folge können sich die Nebenwirkungen des Neuroleptikums verstärken.
Was passiert im Körper?
Koffein aus Kaffee, Energydrinks oder anderen Koffein-haltigen Lebensmitteln wird wie Clozapin über CYP1A2 metabolisiert und wirkt außerdem als schwacher Inhibitor des Isoenzyms. Die Folge ist eine Erhöhung des Clozapinplasmaspiegels – dieser kann nach fünf Tagen Koffeinabstinenz um etwa 50 Prozent sinken. Daher können Dosisänderungen des Arzneimittels bei einem veränderten Koffeinkonsum nötig sein. Erhöht sich die Clozapinplasmakonzentration, können sich die unerwünschten Arzneimittelwirkungen, zu denen beispielsweise Schläfrigkeit/Sedierung, Schwindel, Tachykardie, Obstipation und übermäßiger Speichelfluss gehören, verstärken.
Tipp: Patient*innen sollten während einer Behandlung mit Clozapin auf konstanten Koffeinkonsum achten, um so Schwankungen des Clozapinspiegels vorzubeugen und zu vermeiden. Wer Koffein komplett abschwören will, sollte dies im Vorfeld mit dem Arzt/ der Ärztin besprechen und diese*r die Dosis gegebenenfalls anpassen.
Übrigens: Auch ein plötzlicher Rauchstopp kann die Clozapinplasmakonzentration erhöhen und zu verstärkten Nebenwirkungen führen.
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