WHO: Kein Remdesivir bei hospitalisierten Covid-19-Patienten
Die WHO hat ihre Leitlinie überarbeitet. Das Ergebnis: Der Einsatz von Remdesivir bei hospitalisierten Covid-19-Patienten kann nicht mehr empfohlen werden – und zwar unabhängig vom Schweregrad der Erkrankung.
Remdesivir hat als erstes Arzneimittel in der EU eine bedingte Zulassung erhalten, jetzt rät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) von einem Einsatz des einstigen Ebola-Arzneimittels ab – es gebe keine Hinweise, dass Remedesivir einen bedeutenden Effekt auf das Überleben oder eine notwendige Beatmung habe.
Indikation
Remdesivir (200 mg i. v. an Tag 1, ab Tag 2 100 mg i. v.) kann bei hospitalisierten, nicht beatmeten Patienten mit Covid-19-Pneumonie und Sauerstoffbedarf angewendet werden. In der EU hält Remdesivir eine bedingte Zulassung zur Behandlung einer SARS-CoV-2-bedingten Pneumonie, die eine zusätzliche Sauerstoffzufuhr erfordert. Geeignet ist das Arzneimittel bei Patienten ab einem Alter von zwölf Jahren mit einem Körpergewicht von mindestens 40 kg. Die Behandlungsdauer beträgt in der Regel fünf Tage. Kommt es zu einer klinischen Verschlechterung unter Remdesivir, kann Dexamethason angewendet werden. Das Virustatikum hemmt die virale RNA-Polymerase.
Die neueste Empfehlung der WHO zu Remdesivir basiert auf den am 15. Oktober veröffentlichten Ergebnissen der Solidarity-Studie. So wurden Daten aus vier randomisierten Studien mit 7.333 hospitalisierten Covid-19-Patienten ausgewertet.
Das Ergebnis: „Wir schlagen vor, bei der Behandlung von Patienten, die mit Covid-19 ins Krankenhaus eingeliefert werden, unabhängig von der Schwere der Erkrankung (schwache oder bedingte Empfehlung) kein Remedesivir zusätzlich zur üblichen Behandlung zu verabreichen“, so die WHO.
Der Grund: Remdesivir habe möglicherweise keine bedeutenden Auswirkungen auf die Mortalität oder die Notwendigkeit einer mechanischen Beatmung. Allerdings kommen die Experten auch nicht zu dem Schluss, dass Remdesivir keinen Nutzen hat, vielmehr gebe es auf der Grundlage der derzeit verfügbaren Daten keine Belege dafür, dass sich patientenrelevante Endpunkte unter Remdseivir verbessern würden. Daher könne nur eine schwache oder bedingte Empfehlung gegen den Einsatz von Remdesivir bei hospitalisierten Covid-19-Patienten ausgesprochen werden.
Zumindest liefern die Studien derzeit keine Hinweise auf ein erhöhtes Risiko ernsthafter unerwünschter Ereignisse bei Patienten, die mit Remedesivir behandelt wurden. Gemäß der WHO-Leitlinie ist Dexamethason nun das einzige Arzneimittel, dass die Sterblichkeit einer schweren Covid-19-Infektion senken kann.
Die Leitlinie der WHO ist „lebendig“ und befindet sich in ständiger Weiterentwicklung. Der Zulassungsstatus von Remdesivir bleibt von der WHO-Leitlinie unberührt. Erst vor wenigen Tagen hatten die Fachgesellschaften ein Statement zum Einsatz von Remdesivir abgegeben.
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