In einem offenen Brief wendet sich die Adexa an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Die Apothekengewerkschaft und die Apothekenmitarbeiter*innen blicken mit Sorge auf die aktuellen Entwicklungen.
„Sehr geehrter Herr Bundesgesundheitsminister Spahn“, eröffnet die Adexa den offenen Brief an Jens Spahn. „Als Gewerkschaft für die öffentlichen Apotheken und damit als berufspolitische Interessenvertretung der rund 146.000 Apothekenangestellten in Deutschland blicken wir mit großer Sorge auf die aktuellen Entwicklungen im Apothekenbereich.“
Adexa an Spahn: Ungleiche Wettbewerbsbedingungen und E-Rezept
Die Adexa weist Spahn auf zwei Problemfelder hin – ein bestehendes (ungleiche Wettbewerbsbedingungen wischen ausländischen Versandapotheken und den inländischen Apotheken vor Ort) und ein neues (E-Rezept).
„Das bestehende Problem betrifft die ungleichen Wettbewerbsbedingungen von ausländischen Versendern und inländischen Apotheken“, so die Adxea an Spahn. Mit dem Apothekenstärkungsgesetz (VOASG) sei diese Unwucht zwar verringert, aber keineswegs behoben. Denn: Gleichpreisigkeit sei nur für die GKV vorgesehen. Und in Bezug auf künftige Verbesserungen beim Verbraucherschutz wie den Temperaturkontrollen von Arzneimitteln durch den Versandhandel sei nicht geregelt, wie und von wem dies kontrolliert werden solle.
Zudem drohe mit der Einführung des E-Rezeptes, die sinnvolle Trennung von Verordnung und Rezeptbelieferung aufzuweichen – und wirtschaftliche Interessen würden die freie Apothekenwahl beeinflussen. „Der Einfluss der ausländischen Versender wird noch weiter gestärkt, die wirtschaftliche Lage von unabhängigen Vor-Ort-Apotheken wiederum geschwächt – und damit die Versorgung der Patient*innen sowie heimische Arbeits- und Ausbildungsplätze! Wenn bei der Telematik-Struktur des eRezeptes eine Tochter des Schweizer DocMorris-Mutterkonzerns Zur Rose Group den zentralen E-Rezept-Dienst mit ausgestaltet, sind aus unserer Sicht massive Interessenskonflikte vorprogrammiert“, finden Adexa-Vorstände Tanja Kratt und Andreas May klare Worte.
Lob des Ministers erscheint kaum glaubwürdig
„Sehr geehrter Herr Minister, Sie loben die Leistungen der Präsenzapotheken in der Pandemie. Dieses Lob erscheint den Apothekenangestellten allerdings vor dem Hintergrund Ihrer Gesetzesvorhaben und der Realität des Gesundheitsmarktes kaum glaubwürdig“, wird der Ton schärfer.
„Sorgen Sie bitte dafür, dass die Arzneimittelversorgung nicht von ausländischen Großkonzernen abhängig wird, sondern weiter in der Hand von den heimischen Apothekenteams liegt, die hier ihre Steuern zahlen! Die der hiesigen Aufsicht unterliegen! Die sich als Heilberufler*innen verstehen! Und die nicht Gewinnmaximierung als oberstes Ziel ansehen!“
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