Dass sich SARS-CoV-2 auf Oberflächen und auch auf der Haut für Stunden oder sogar Tage halten kann, haben Studien gezeigt. Doch wie groß ist das Risiko für eine Infektion durch Lebensmittel, Gegenstände oder Oberflächen?
Die Tröpfchen-Infektion gilt als wichtigster Übertragungsweg für SARS-CoV-2. Beim Niesen und Husten werden die Tröpfchen in die Luft katapultiert, von anderen Personen eingeatmet und das Virus dockt schließlich am ACE2-Rezeptor an. Aber auch Aerosole, wie sie beim Sprechen entstehen, kommen als Übertragungsweg infrage – ebenso wie Oberflächen, Gegenstände und Lebensmittel, auf denen sich pathogene Viruspartikel befinden können. Welchen Stellenwert eine Kontakt- oder Schmierinfektion hat, beantwortet das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).
Lebensmittel und Gegenstände
Lebensmittel, Handy, Kindespielzeug oder Geschirr; es gibt zahlreiche Gegenstände, die mit SARS-CoV-2 kontaminiert sein können. Soweit die schlechte Nachricht. Die gute: „Es gibt derzeit keine Fälle, bei denen nachgewiesen ist, dass sich Menschen über den Verzehr kontaminierter Lebensmittel mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben“, schreibt das BfR. „Auch für eine Übertragung des Virus durch Kontakt zu kontaminierten Gegenständen oder über kontaminierte Oberflächen, wodurch nachfolgend Infektionen beim Menschen aufgetreten wären, gibt es derzeit keine belastbaren Belege.“ Dennoch könnten Schmierinfektionen über Oberflächen, die mit Viren kontaminiert seien, nicht ausgeschlossen werden.
Merke: Coronaviren können sich in Lebensmitteln nicht vermehren. Die pathogenen Keime benötigen einen lebenden tierischen oder menschlichen Wirt. Weil die Viren hitzeempfindlich sind, kann das Infektionsrisiko durch das Erhitzen von Lebensmitteln verringert werden.
Berühren von Oberflächen
Geldautomaten sind so dreckig wie öffentliche Toiletten, schrieb die Welt schon 2011. Verschiedene Keime tummeln sich auf Ziffernblock und Touchscreen. Aber auch im Biofilm der Einkaufswagengriffe, Türklinken und Rolltreppenbänder tummeln sich zahlreiche Keime. Können sie SARS-CoV-2 übertragen? Auch für diese Oberflächen kann das BfR in puncto Infektion bislang Entwarnung geben. „Dem BfR sind bisher keine Infektionen mit SARS-CoV-2 über diesen Übertragungsweg bekannt.“
Grundsätzlich könnten Coronaviren aber durch direktes Niesen oder Husten einer infizierten Person auf Oberflächen gelangen und dort eine Zeit lang infektiös bleiben. Eine Schmierinfektion einer weiteren Person erscheine dann möglich, wenn das Virus kurz danach über die Hände auf die Schleimhäute der Nase oder der Augen übertragen werde. Daher appelliert das BfR an das Einhalten der empfohlenen Hygieneregeln. „Um sich vor Virusübertragungen über kontaminierte Oberflächen zu schützen, ist es wichtig, die allgemeinen Regeln der Hygiene des Alltags wie regelmäßiges Händewaschen und Fernhalten der Hände aus dem Gesicht zu beachten.“
SARS-CoV-2: Stabilität auf trockenen Oberflächen
Dass SARS-CoV-2 auf unterschiedlichen trockenen Oberflächen überleben kann, wurde in verschiedenen Studien bestätigt. Die Stabilität hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab – Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Beschaffenheit der Oberfläche, Virusstamm und Virusmenge. „Im Allgemeinen sind humane Coronaviren nicht besonders stabil auf trockenen Oberflächen“, schreibt das BfR.
SARS-CoV-2 kann amerikanischen Laboruntersuchungen zufolge nach starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und zwei bis drei Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben. Eine australische Arbeitsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass SARS-CoV-2 bei 20 Grad noch bis zu 28 Tage auf verschiedenen Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Papier nachweisbar war. Andere Daten weisen wiederum darauf hin, dass SARS-CoV-2 auch bei erhöhter Temperatur (30 Grad) mehrere Tage auf einer Metalloberfläche infektiös bleiben kann. Die Abtrocknung der Oberfläche führte innerhalb einer Stunde zu einem signifikanten Rückgang der Infektiosität. Es wurde eine 100-fache Reduktion dokumentiert.
„Damit ist die im Labor ermittelte Stabilität des Coronavirus SARS-CoV-2 in den meisten Fällen geringer als diejenige von vielen anderen Krankheitserregern, z. B. verschiedenen unbehüllten Viren oder Bakteriensporen“, so das BfR. Außerdem wurde die Stabilität in den Studien unter optimalen Bedingungen und mit hohen Viruskonzentrationen ermittelt. In der Praxis sieht die Sache aber anders aus, daher sei zu erwarten, dass die Stabilität von SARS-CoV-2 aufgrund zusätzlicher natürlicher Faktoren, wie Tageslicht, Temperaturschwankungen und Luftfeuchtigkeit geringer ist als in den Laborstudien.
Bei niedrigen Temperaturen und auf feuchten Oberflächen kann SARS-CoV-2 allerdings länger infektiös bleiben. In einem Preprint-Artikel beschreibt ein Forscherteam, dass in Laborversuchen mit hohen Viruskonzentrationen SARS-CoV-2 auf Fisch, Hühner- und Schweinefleisch nach drei Wochen Lagerung bei 4 Grad, minus 20 Grad und minus 80 Grad noch infektiös war und sich die Virusmenge dabei nur wenig reduziert hatte.
Tipp: Um dich vor einer Virus-Übertragungen über Oberflächen und Lebensmittel zu schützen, solltest du die allgemeinen Hygieneregeln beachten. Es gilt: regelmäßiges Händewaschen, nicht ins Gesicht fassen, Hände nach Kontakt mit Lebensmitteln und deren Verpackungen gründlich waschen und
Lebensmittel waschen und erhitzen.
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