Paracetamol gehört in Deutschland zu den beliebtesten Schmerzmitteln und liegt nach Ibuprofen auf Platz zwei. Paracetamol ist als Zäpfchen, Tablette, Kapsel, Saft, Granulat sowie auch als Brausetablette erhältlich und besitzt schmerzlindernde und fiebersenkende Eigenschaften. Mehr noch: Paracetamol kann die Risikobereitschaft erhöhen, wie die im Fachjournal „Social Cognitive and Effective Neuroscience“ veröffentlichten Ergebnisse einer Studie zeigen.
Forscher der Ohio State University haben die Auswirkungen von Paracetamol auf die Risikobereitschaft untersucht. In den USA sind mehr als 600 Paracetamol-haltige Arzneimittel auf dem Markt. Schätzungsweise 23 Prozent der Amerikaner nehmen jede Woche Paracetamol ein. Dass der Wirkstoff nicht nur leichte bis mäßige Schmerzen lindern und Fieber senken kann, haben bereits Studien gezeigt – so kann Paracetamol negative Gefühle beispielsweise in puncto Bedrohung oder Verlustangst reduzieren. Die aktuelle Studie zeigt nun, dass Paracetamol die Risikobereitschaft erhöhen kann.
Paracetamol und die Risikobereitschaft
In insgesamt drei doppelblinden, placebokontrollierten Studien mit 545 jungen gesunden Erwachsenen wurde das Risikoverhalten untersucht. Die Proband*innen erhielten entweder 1.000 mg Paracetamol oder Placebo.
Fun fact: Die Teilnehmer*innen sollten am Ende des Experiments sagen, in welchem Arzneimittelzustand sie sich befinden – Paracetamol, Placebo, oder „keine Ahnung“. Im Paracetamol-Zustand haben knapp 47 Prozent der Teilnehmer*innen richtig geraten. Zum Vergleich: In der Placebo-Gruppe lagen nur etwa 35 Prozent richtig.
Um die Risikobereitschaft zu messen, sollten die Proband*innen in einem Computerprogramm einen Ballon per Mausklick aufblasen. Mit jedem Luftstrom konnten sie 0,05 imaginäre US-Dollar verdienen, den Gewinn sammeln und auf eine „Bank“ verschieben. Platzte der Ballon, war das Geld verloren. Außerdem mussten die Teilnehmer*innen Fragebögen zur Risikowahrnehmung ausfüllen und zwar unter Zeitdruck. So sollte unter anderem auf einer Sieben-Punkte-Skala angegeben werden, wie riskant die Proband*innen beispieslweise Pestizide, Kernkraftwerke, Dunkelheit, berufliche Veränderungen oder einen Bungee-Sprung bewerten.
Das Ergebnis
In allen Untersuchungen erhöhte Paracetamol die Risikobereitschaft. Dies sei auf die Verringerung der Risikowahrnehmung zurückzuführen. In der Paracetamol-Gruppe wurde der Ballon durchschnittlich mit 40 Mausklicks aufgepumpt, in der Placebogruppe hingegen nur durchschnittlich 33 Mal. Auch bei den Fragebögen zeigten sich die Teilnehmer*innen weniger ängstlich und risikobreiter.
„Neben einer Verringerung der Risikowahrnehmung sind wahrscheinlich auch andere psychologische Prozesse an den Auswirkungen von Paracetamol auf die Risikobereitschaft beteiligt. Ein möglicher unerforschter Mechanismus ist die vorausschauende erlebte Angst“, so die Forscher. Es könne sein, dass mit zunehmender Größe des Ballons die Teilnehmer*innen unter Placebo zunehmend Angst vor einem möglichen Platzen des Ballons entwickelt haben. Wurde die Angst zu groß, wurde der Prozess des Aufpumpens beendet. „Paracetamol kann diese Angst verringern und somit zu einem höheren Risiko führen“, schlussfolgern die Wissenschaftler.
Ein Risiko – denn etwa 25 Prozent der Amerikaner nehmen jede Woche Paracetamol ein. Die erhöhte Risikobereitschaft und die verringerte Risikowahrnehmung könnten Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben haben – wie beispielsweise im Straßenverkehr oder bei der Bewertung von operativen Eingriffen.
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