Candida albicans ist der Haupterreger von Vaginalpilzinfektionen. Die Pilzspore keimt in einem sauren Milieu aus und bildet einen hochempfindlichen Keimschlauch. Zur Behandlung kommt Clotrimazol zum Einsatz. In Kombi mit Milchsäure kommt es zu einer Wirkverstärkung.
Chemiker Dr. Manfred Plempel hat 1970 Clotrimazol zur Behandlung einer Candida albicans-Infektion entdeckt. Schon Plempel wusste, dass der Wirkstoff sein Wirkoptimum im sauren Bereich erreicht – also in dem Bereich, in dem der Pilz wächst. Im Wachstumssstadium ist Candida albicans besonders angreifbar – Grund ist die Ergosterolsynthese, die von Clotrimazol gehemmt wird. Außerdem besitzt Clotrimazol antientzündliche und somit juckreizhemmende Eigenschaften.
Clotrimazol: Milchsäure als Wirkverstärker
Der Zusatz von Milchsäure macht Clotrimazol fünfmal wirksamer – das ist das Ergebnis einer Studie nach Verdünnungsmethode.
Clotrimazol ist unter neutralen pH-Bedingungen schlecht wasserlöslich, wird der pH-Wert ins Saure verschoben, steigt die Löslichkeit. Bei einem pH unter 4, kommt es zu einer Steigerung der Löslichkeit um das Vierfache. Milchsäure kann lokal die Löslichkeit von Clotrimazol erhöhen. In niedrigen Konzentrationen besitzt der Wirkstoff nur fungistatische Eigenschaften, das bedeutet, dass die Zellvermehrung zwar gehemmt wird, aber der Erreger nicht abstirbt. In höherer Konzentration wirkt Clotrimazol erst fungizid.
Clotrimazol ist Mittel der Wahl und als Creme und Vaginaltablette sowohl als Einzel- als auch als Kombinationspräparat erhältlich. Im Rahmen der Selbstmedikation wird über einen Zeitraum von drei Tagen behandelt. Die Tabletten sind an drei Abenden in Folge in die Scheide einzuführen, die Creme wird morgens und abends aufgetragen. Verfügbar sind auch Präparate mit einer Vaginaltablette zur einmaligen Anwendung inklusive Creme. Im Handel sind Präparate, die Clotrimazol und Milchsäure enthalten oder nur Clotrimazol. Zu empfehlen ist, den Partner mit zu behandeln und auf Geschlechtsverkehr während der Infektion zu verzichten.
Milchsäure kann die Bioverfügbarkeit von Clotrimazol erhöhen und der Wirkstoff kann stärker in die Vaginalschleimhaut aufgenommen werden, denn die Erreger können auch in tiefere Schleimhautschichten eindringen.
Fazit: Enthalten Vaginaltabletten Clotrimazol und Milchsäure, ist die fungizide Wirksamkeit um das Fünffache erhöht.
Nach der Behandlung einer Vaginalpilzinfektion sollte eine Intimpflege aufgetragen werden und keine Milchsäure. „Pilze bilden mit Milchsäurebakterien ein Liebespaar“, so Professor Hans-Jürgen Tietz. Milchsäurebakterien sollten laut Tietz angewendet werden, wenn Frauen vermehrt zu Blasenentzündungen neigen. Während der Pilzinfektion sollte nur mit Wasser gewaschen werden.
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