Covid-19: Grippe erhöht Ansteckungsgefahr um das 2,5-Fache
Die Grippesaison steht kurz bevor. Ab Anfang Oktober zirkulieren wieder hauptsächlich Influenzaviren. Es besteht Grund zur Sorge, denn wie das Ergebnis einer Studie am Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie und am Institut Pasteur in Paris zeigt, kann die Grippewelle einen verstärkten Einfluss auf die Zahl der Corona-Infektionen haben. Das Team konnte zeigen, dass Grippe die Covid-19-Übertragungsrate im Durchschnitt um das 2,5-Fache erhöht hat. Die Studie wurde auf der Wissenschaftsplattform medRxiv vorveröffentlicht.
Influenzaviren und SARS-CoV-2 sind ein gefürchtetes Duo. Welche Bedeutung die jährliche Grippeschutzimpfung als möglicher Schutz vor Covid-19 haben kann, haben Forscher im mathematischen Modell mit den Pandemiedaten von vier Ländern, in denen die Pandemie während der ersten Jahreshälfte unterschiedlich stark ausgeprägt war – Belgien, Italien, Norwegen und Spanien –, überprüft. Das Team konnte zeigen, dass der Rückgang der Corona-Infektionen nicht nur mit den ergriffenen Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und Schließung von Schulen, Kitas, Bars und Co. zusammenhängt, sondern auch mit dem Ende der Grippesaison.
Wegen Grippe: Übertragungsrate von Covid-19 steigt um das 2,5-Fache
Das Team um den Mathematiker Matthieu Domenech de Cellès hat ein mathematisches Modell der Corona-Übertragung und Sterblichkeit entwickelt, um den Einfluss der Grippesaison auf die Corona-Pandemie zu entschlüsseln. In das Modell wurden verschiedene Parameter einbezogen, beispielsweise der Zeitraum, in dem ein Covid-19-Infizierter eine weitere Person ansteckt, sowie nicht-pharmazeutische Gegenmaßnahmen. Die Forscher konnten zeigen, dass Influenza die Übertragungsrate von Covid-19 in der Bevölkerung im Durchschnitt um das 2,5-Fache erhöht hat. Außerdem wurde das Modell mit den Statistiken der täglichen Todesfälle in den vier Ländern überprüft. Das Ergebnis: Das Modell stimmt mit der Pandemie-Realität überein. Ohne den nachgewiesenen Einfluss der Grippe entfernte sich das Modell von der Realität – mit deutlich niedrigeren Ansteckungszahlen.
Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, ob Grippepatienten mit höherer Wahrscheinlichkeit Covid-19 auf andere übertragen oder ob eine Grippeerkrankung Menschen anfälliger für Corona macht. Letzteres scheint aus Sicht der Forscher wahrscheinlicher, „denn dass Grippeviren die Anfälligkeit für Corona vergrößern könnten, wurde vor Kurzem auch in Laborstudien nachgewiesen: Die Grippeviren bewirken eine vermehrte Herstellung von Rezeptoren, die das Coronavirus benötigt, um an menschliche Zellen anzudocken.“
Forscher raten zur Grippeimpfung
Die Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die saisonale Grippeschutzimpfung 2020/21 essentiell sein könnte und zwar nicht nur, um Krankenhäuser zu entlasten, sondern auch, um den möglichen Effekt auf die Corona-Übertragung einzudämmen, so das Team.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Beeren und Co.: Warnung vor Hepatitis-A-Viren in Lebensmitteln
Achtung: Aktuell wird vor Hepatitis-A-Viren (HAV) in Lebensmitteln gewarnt. Besonders häufig betroffen sind dabei Beeren aus dem Tiefkühlfach. Wie es …
ADHS: Falschdiagnosen durch Fehlinformationen auf TikTok
In den Sozialen Medien werden immer häufiger auch Gesundheitsthemen in den Blick genommen. Dass dabei jedoch Vorsicht geboten ist – …
Donanemab bei Alzheimer: EMA sieht mehr Risiken als Nutzen
In Deutschland leben mehr als eine Million Menschen mit Alzheimer. Einigen könnte das Medikament Donanemab helfen. Doch die Risiken sind …