„Und, wie sieht es aus mit Übelkeit?“ Ich war mir nicht so recht sicher, ob mein Unwohlsein am Morgen nur eingebildet war, da ich aber nicht wusste, was noch kommen würde, bejahte ich die Frage meiner Gynäkologin und erhielt verwundert ein Rezept über Metoclopramid (MCP)-Tabletten.
Bei bis zu 80 Prozent aller Schwangeren tritt zu Beginn der Schwangerschaft Übelkeit mit und ohne Erbrechen auf. Glücklicherweise gibt es für die Betroffenen vielfältige Möglichkeiten zur Behandlung.
Schwangerschaft und Übelkeit: Natürliche Helfer
Schwangere, die unter Übelkeit und Erbrechen leiden, sollten zunächst mehrere kleine Mahlzeiten zu sich zu nehmen sowie auf Fettiges und Scharfes verzichten und ausreichend Flüssigkeit (1,5 bis 2 Liter am Tag) trinken. Als weitere natürliche Maßnahmen stehen Akupressurbänder und Ingwer (als Tee aufgegossen oder als Kapselzubereitung) zur Verfügung. Beides konnte in Placebo-kontrollierten Studien die Übelkeit verringern, Erbrechen jedoch weniger. Auch homöopathische Mittel und Vitamin B6-Präparate können bedenkenlos empfohlen werden.
Gut untersucht
H1-Antagonisten mit den Wirkstoffen Dimenhydrinat und Diphenhydramin sind zur kurzzeitigen Behandlung zu empfehlen. Es haben sich in umfangreichen Studien keine Hinweise auf ein erhöhtes Abbruch- oder Fehlbildungsrisiko ergeben. Im dritten Trimenon sind sie jedoch insbesondere bei frühzeitiger Wehentätigkeit zu meiden, da sie kontraktionsfördernd auf die Gebärmutter wirken können.
Schwangerschaft und Übelkeit: Was ist noch „normal“?!
Bei bis zu 2 Prozent der Schwangeren sind Übelkeit und Erbrechen so massiv, dass von einer Hyperemesis gravidarum gesprochen wird. Dies ist bei ständiger Übelkeit, einem Erbrechen von mehr als viermal täglich über einen längeren Zeitraum sowie einer Gewichtsabnahme von mehr als 5 Prozent des Körpergewichts der Fall. Es gibt werdende Mütter, die diese extreme Form der Übelkeit aushalten, aus Angst davor, Medikamente zu erhalten, die dem Fötus schaden könnten. Andere gehen davon aus, dass ihre starken Beschwerden einfach zu einer Schwangerschaft dazugehören. Hier gilt es, zu einem Besuch beim Gynäkologen zu ermutigen, der mit dem Rx-Bereich weitere Möglichkeiten hat und damit Komplikationen verhindern kann.
Neu im Rx-Portfolio
Seit 2019 steht eine Kombination aus Doxylamin und Pyridoxin (Vitamin B6) im rezeptpflichtigen Bereich für die Indikation „Schwangerschaftsübelkeit“ zur Verfügung. Diese ist laut Embryotox Mittel der Wahl, wenn natürliche oder kurzzeitig angewandte, frei verkäufliche Präparate nicht helfen. Das eingangs erwähnte MCP wird eher als Mittel zweiter Wahl bei Übelkeit und Erbrechen in der Schwangerschaft gesehen.
Uneinigkeit bei Ondansetron
Ondansetron ist der Kombination Doxylamin/Pyridoxin sowie MCP signifikant in der Wirksamkeit überlegen. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warnte im vergangenen Jahr in einem Rote-Hand-Brief vor der Einnahme im ersten Trimenon aufgrund möglicher Fehlbildungen. Embryotox zufolge ist die Datenlage jedoch widersprüchlich und Ondansetron kann immer noch „off label“ als Mittel der Reserve gegeben werden.
Übrigens war bei mir die Übelkeit wohl tatsächlich nur eingebildet. Sie war bereits nach wenigen Tagen ohne Therapie komplett verschwunden. Dieser Kelch ging glücklicherweise an mir vorüber.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …
Baclofen: Beeinträchtigung der Gehirnfunktion
Für einige Baclofen-haltige Arzneimittel gibt es neue Warnhinweise. Die Fach- und Gebrauchsinformationen müssen entsprechend angepasst werden. Genau droht unter der …
Nicht wirksam: Keine Erkältungskombis mit Phenylephrin?
Leiden Kund:innen unter Erkältungsbeschwerden wie verstopfter Nase und Co., kommen unter anderem Erkältungskombis zum Einsatz. Dabei wird häufig auf Phenylephrin …