Wer kennt es nicht – der Leidensdruck ist groß, man ist krank, hat Schmerzen, aber das Arzneimittel schmeckt überhaupt nicht. Nur mit Würgen, Nase zuhalten und einer leckeren Belohnung kann das Medikament eingenommen werden. Es geht aber scheinbar auch leichter. Wissenschaftler der University of South Florida haben herausgefunden, dass wir im Stehen weniger schmecken.
Zugegeben, unser Geschmackssinn ist mit süß, sauer, salzig, bitter und umami (herzhaft-würzig) nur begrenzt ausgeprägt. Allerdings können verschiedene Faktoren wie Farben unseren Geschmackssinn beeinflussen oder unsere anderen Sinne wie Sehen und Riechen sowie unsere Körperhaltung.
Bei einem entspannten Essen im Sitzen nehmen wir den Geschmack von Speisen intensiver wahr. Das bedeutet im Umkehrschluss: Muss ich etwas essen, das ich gar nicht mag und mir nicht schmeckt, muss ich mich hinstellen und unter Stress setzen.
Die Studie
Das Team um Professor Dipayan Biswas untersuchte, welchen Einfluss der Gleichgewichtssinn – Körperhaltung, räumliche Orientierung, Gleichgewicht – auf den Geschmackssinn hat. Das Team hat dazu 350 Probanden den Geschmack von Pita-Chips und Brownies bewerten lassen, die im Stehen oder im Sitzen in einem bequemen Stuhl verspeist wurden. Das Ergebnis: Diejenigen, die die Lebensmittel im Sitzen zu sich nahmen, bewerten den Geschmack als besser und wohlschmeckender. Soweit so gut.
Der Bäcker änderte sein Rezept und fügte den leckeren Brownies eine extra Portion Salz hinzu. Das Ergebnis überrascht: Jetzt bewerteten die Teilnehmer, die die Süßigkeit im Stehen gegessen haben, sie als besser schmeckend. Wer seinen Brownie im gepolsterten Stuhl aß, nahm den Geschmack als salziger wahr – der Brwonie schmeckte nicht.
„Das Ergebnis deutet darauf hin, dass Eltern die Gelegenheit nutzen könnten, unangenehm schmeckende, gesunde Lebensmittel Kindern schmackhafter zu machen, indem sie sie im Stehen essen lassen (im Vergleich zum Sitzen). In ähnlicher Weise könnte es vorteilhaft sein, eine stehende Haltung einzunehmen, wenn den Kindern Arzneimittel mit unangenehmem Geschmack verabreicht werden“, so der Studienautor.
Warum schmecken wir im Stehen anders?
Das Team fand heraus, dass Stehen für den Körper Stress bedeutet und in der Folge den Geschmackssinn beeinflusst und dämpft. Wenn wir stehen, drückt die Schwerkraft das Blut in die unteren Körperteile – also die Beine. Das Herz muss mehr arbeiten, um das Blut wieder zurück in den oberen Teil des Körpers zu pumpen. In der Folge steigt die Herzfrequenz, was wiederum die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse (HPA) aktiviert – es wird vermehrt das Stresshormon Cortisol ausgeschüttet. Diese Kettenreaktion führt schließlich dazu, dass unsere Geschmacksempfindlichkeit abnimmt und ungeliebtes Essen besser schmeckt.
Gleiches gilt laut Studie übrigens auch, wenn wir Produkte im Supermarkt probieren oder beim Essen eine Tasche tragen. Die Körperhaltung hat nicht nur Einfluss auf den Geschmack, sondern auch auf das Temperaturempfinden. Probanden, die einen heißen Kaffee im Stehen tranken, nahmen ihn als weniger heiß wahr, als diejenigen, die den Kaffee im Sitzen genossen. Außerdem wurde im Stehen weniger Kaffee getrunken – auch hier sei Stress die Ursache.
Willst du immer auf dem Laufenden sein und keine Nachricht mehr verpassen? Dann melde dich für unseren wöchentlichen Newsletter hier an ?.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Entlassrezept: Schiedsspruch gilt nicht für E-Rezepte
Für Entlassrezepte endete die Friedenspflicht zum Jahresende. Wie es weitergeht, steht jetzt fest. Die Schiedsstelle hat entschieden – zugunsten der …
Abgaberangfolge auch bei Engpass einhalten
Die Abgaberangfolge muss auch im Fall eines Lieferengpasses eingehalten werden. Zumindest nahezu vollständig. Das hat die Schiedsstelle entschieden. Damit bringt …
Vorsätze für 2025: Trotz Rabattverträgen weniger fluchen
Wieder ist ein Jahr rum und 2025 hat gerade begonnen. Es ist also genau der richtige Zeitpunkt, um die guten …