Aut-simile: AMK veröffentlicht Äquivalenzdosistabellen
Seit 22. April 2020 dürfen Apotheken im Ausnahmefall nach Rücksprache mit dem Arzt ein pharmakologisch-therapeutisch vergleichbares Arzneimittel abgeben. Im Zuge der Umstellung des Patienten auf einen anderen Wirkstoff muss die Dosisäquivalenz zum bisherigen Arzneimittel abgeschätzt werden. Als Hilfestellung hat die AMK Vergleichstabellen zu Äquivalenzdosen ausgewählter Wirkstoffklassen veröffentlicht, die sukzessive erweitert werden sollen.
Ist ein wirkstoffgleiches Arzneimittel nicht lieferbar, haben Apotheken während der Corona-Pandemie mit Inkrafttreten der „SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung“ ausnahmsweise und zeitlich begrenzt die Möglichkeit der Aut-simile-Substitution. Ziel ist es, die Patientenkontakte zu minimieren und die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Die Umstellung auf einen pharmakologisch-therapeutisch vergleichbaren Wirkstoff setzt jedoch eine Arztrücksprache voraus.
Dosisäquivalenz abschätzen
Bevor der Patient auf einen alternativen Wirkstoff der Substanzklasse umgestellt wird, sei es in der Regel notwendig, zunächst die Dosisäquivalenz zum bislang eingesetzten Arzneimittel abzuschätzen. Dazu hat die AMK als Hilfestellung Vergleichstabellen zu Äquivalenz- beziehungsweise Tagesdosen zu ausgesuchten Wirkstoffklassen veröffentlicht.
„Dabei gilt es zu beachten, dass diese nur einen Anhaltspunkt darstellen können und im Einzelfall die Indikationen, Wechselwirkungen, die Pharmakokinetik, Kontraindikationen sowie patientenindividuelle Faktoren zu berücksichtigen sind“, teilt die AMK mit.
Äquivalenzdosistabellen zu fünf Wirkstoffklassen
ACE-Hemmer
ACE-Hemmer werden zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit (KHK), zur Reinfarkt-Prophylaxe und bei chronischer Herzinsuffizienz angewendet. Allerdings sind nicht alle Vertreter in jeder Indikation zugelassen. Aufgeführt sind die ACE-Hemmer Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Perindopril, Quinapril, Ramipril, Trandolapril und Zofenopril. Die AMK nennt die Äquivalenzdosis in mg sowie die empfohlenen Dosierungen bei Hypertonie und Herzinsuffizienz mit Initial- und Erhaltungsdosis.
Angiotensin-II-Rezeptorblocker (Sartane)
Sartane sind zur Behandlung der Hypertonie zugelassen. Die Äquivalenztabelle listet Azilsartan medoxomil, Candesartan cilexetil, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan medoxomil, Telmisartan und Valsartan. Auch hier werden Äquivalenzdosis in mg sowie empfohlene Dosierungen bei Hypertonie und Herzinsuffizienz mit Initial- und Erhaltungsdosis angegeben.
Inhalative Corticosteroide
Die Tabelle berücksichtigt Beclometasondipropionat (unterschieden in die Darreichungsformen Dosieraerosol und Inhalationspulver, denn Dosieraerosole ermöglichen eine feinere Partikelgrößenverteilung bei der Arzneistoffabgabe und damit eine höhere Lungendeposition im Vergleich zu Trockenpulverinhalatoren), Budesonid, Ciclesonid, Fluticasonfuroat, Fluticasonpropionat und Mometasonfuroat. Aufgeführt sind niedrige, mittlere und hohe Dosis sowie die Tageshöchstdosis. Die AMK weist darauf hin, dass zur Erhaltungsdosis zur Asthmakontrolle auf die niedrigste mögliche Dosis eingestellt werden sollte.
Protonenpumpenhemmer
PPI sind wirksame und gut verträgliche Arzneistoffe, vorausgesetzt, sie werden richtig angewendet. Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol werden unter anderem zur Behandlung von verschiedenen Ulzera, der Refluxkrankheit oder Heliobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie eingesetzt. PPI sind die Standardtherapie zur Behandlung säurebedingter Magen-Darm-Beschwerden und werden als Magenschutz verordnet, beispielsweise bei einer Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Omeprazol & Co. vermindern die Magensäuresekretion durch eine irreversible Hemmung der Protonenpumpe. In der AMK-Tabelle sind Äquivalenzdosen von Dexlansoprazol, Esomeprazol, Lansoprazol, Omeprazol, Pantoprazol und Rabeprazol aufgeführt.
Triptane
Bei den Triptanen, die zur Migränebehandlung eingesetzt werden, wird in Wirkstoffe der Gruppe I mit schnellem Wirkeintritt, stärkerer Wirkung und höherer Rückfallrate sowie Wirkstoffe der Gruppe II mit langsamerem Wirkeintritt, schwächerer Wirkung und geringerer Rückfallrate unterteilt. Zur Gruppe I gehören Sumatriptan, Almotriptan, Eletriptan, Rizatriptan und Zolmitriptan. Zur Gruppe II Frovatriptan und Naratriptan. Die Äquivalenzdosenangaben beziehen sich auf Sumatriptan als Vergleichssubstanz.
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