Chloroquin und Hydroxychloroquin gehören zu den Hoffnungsträgern in der Covid-19-Therapie. Doch die Wirksamkeit der Arzneistoffe gegen das Coronavirus muss erst noch in Studien nachgewiesen werden. Ein Off-Label-Use in großem Umfang könnte die Arzneimittelversorgung von Patienten mit Lupus oder rheumatoider Arthritis gefährden, fürchten Rheumatologen und die Europäische Arzneimittelagentur (EMA).
Chloroquin und Hydroxychloroquin sind hierzulande zur Behandlung und Prophylaxe von Malaria sowie zur Therapie bestimmter Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Lupus erythematodes zugelassen. In der Lupus-Leitlinie werden keine Behandlungsalternativen zu Hydroxychloroquin angeführt. Um die Versorgung dieser Patienten sorgt sich die Deutsche Rheuma-Liga. Der Grund: Der möglicherweise steigende Einsatz von Chloroquin und seinem Metaboliten Hydroxychloroquin bei Covid-19-Patienten. „Die Deutsche Rheuma-Liga blickt mit großer Sorgfalt auf mögliche Versorgungsengpässe mit Medikamenten in Europa.“ Der Verband habe bereits Meldungen erhalten, dass Hydroxychloroquin für Lupus-Patienten nicht mehr zu erhalten sei.
Wie die Deutsche Rheuma-Liga mitteilt, habe die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) Kontakt zu den Hydroxychloroquin-Herstellern aufgenommen und zusätzliche Maßnahmen in die Wege geleitet, die die Versorgung von Rheumapatienten sicherstellen sollen. „Bei Lieferschwierigkeiten können sich Apotheker nun direkt an die Hersteller wenden.“
Engpass für Rheuma-Patienten? EMA teilt die Sorge
Es handele sich um lebenswichtige Medikamente. Daher sei es wichtig, dass die Patienten weiterhin versorgt und nicht von Engpässen betroffen sein sollten. Lieferausfälle könnten beispielsweise durch Lagerhaltung oder Verwendung außerhalb der zugelassenen Indikationen verursacht werden.
Zur Behandlung von Covid-19 sollten Chloroquin und Hydroxychloroquin vorzugsweise nur im Rahmen klinischer Studien verwendet werden. Außerhalb klinischer Studien sei ein Einsatz in Übereinstimmung mit den national festgelegten Regeln möglich. Um eine unnötige Belastung der Versorgungsketten zu vermeiden, sollten Patienten zudem nur ihre benötigte Menge für den üblichen Zeitraum erhalten. Es sollten keine Rezepte ausgestellt werden, die über die übliche bedarfsgerechte Versorgung hinausgehen.
Die EMA weist zudem auf mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen unter Chloroquin und Hydroxychloroquin hin. Insbesondere in hohen Dosen oder in Kombination mit anderen Medikamenten seien diese möglich.
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