Wissenschaftler suchen händeringend nach ersten spezifischen Behandlungsoptionen und einem Impfstoff gegen das neuartige Coronavirus. Die Arbeit scheint sich jedoch schwieriger zu gestalten als gedacht, denn SARS-CoV-2 scheint sich bereits zu verändern.
L-Typ und S-Typ: SARS-CoV-2 mutiert
Chinesischen Wissenschaftlern zufolge ist SARS-CoV-2 bereits mutiert. Demnach haben sich mittlerweile zwei unterschiedliche Stränge des Virus – ein sogenannter „L-Typ“ und ein „S-Typ“ – verbreitet und nachweisen lassen. Laut den Wissenschaftlern sei der L-Typ der aggressivere und habe sich vermutlich aus dem harmloseren S-Typ gebildet und weiterentwickelt. Etwa 70 Prozent der Infizierten weltweit seien vom L-Typ betroffen. Diese Mutation sei vermutlich auch für die schnellere Verbreitung verantwortlich.
Zwingend gefährlich ist die Mutation jedoch nicht. Laut Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) sei die Mutation eines Virus normal. Dies bedeute nicht zwangsläufig, dass das mutierte Virus eine größere Gefahr für Menschen darstelle und neue Eigenschaften entwickele. Zudem müsse sich das Virus erst einmal an den Menschen als neuen Wirt anpassen.
Problem bei Arzneistoffentwicklung
Mutationen erschweren jedoch die Entwicklung von Impfstoffen und spezifischen Behandlungsoptionen. Möglich ist, dass die einzelnen Stämme unterschiedlich auf eine mögliche Therapie ansprechen. Vor allem Vakzine würden nur für einen der beiden Virusstämme entwickelt.
Unter anderem bemüht sich das Biotech-Unternehmen CureVac, einen Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 zu entwickeln. „Wir arbeiten mit Hochdruck an dieser Sache“, sagt CureVac-Vorstand Florian von der Mülbe. Forscherteams weltweit wollen einen Impfstoff gegen Sars-CoV-2 entwickeln. In Tübingen wählen derzeit CureVac-Mitarbeiter den geeignetsten Impfstoff-Kandidaten für eine klinische Studie mit Probanden aus. „Wir hoffen, im Frühsommer mit der klinischen Erprobung beginnen zu können“, sagt von der Mülbe.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass erste Impfstoff-Tests an Menschen in drei bis vier Monaten starten könnten. Ein zertifizierter Impfstoff für weitreichenden Einsatz stehe aber wohl erst in 18 Monaten zur Verfügung. „Generell ist die Entwicklung von Impfstoffen ein langwieriger Prozess, bei dem allein die klinischen Prüfungen mehrere Jahre in Anspruch nehmen“, sagt Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) im hessischen Langen, dessen Kernaufgabe die Überprüfung und Zulassung von Impfstoffen ist. Im Kampf gegen das Coronavirus berät es zudem Unternehmen bei der Impfstoff-Entwicklung.
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