Im Ausnahmefall erstattungsfähig: Salicylsäure ist nicht verschreibungsfähig und ist somit ab einem Alter von 18 Jahren nicht mehr grundsätzlich erstattungsfähig. Unter bestimmten Voraussetzungen werden die Kosten für Salicylsäure-haltige Rezepturen übernommen. Ein Blick in die OTC-Ausnahmeliste lohnt sich.
Zubereitungen mit nicht verschreibungspflichtigen Wirkstoffen werden für Erwachsene ab dem 18. Geburtstag nicht mehr grundsätzlich von den Kassen bezahlt. Im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren gilt folgende Regelung: OTC-Arzneimittel sind für Kinder bis zum vollendeten 12. Lebensjahr und Jugendliche mit Entwicklungsstörungen bis 18 Jahren erstattungsfähig.
OTC-Ausnahmeliste
Krankenkassen übernehmen für nicht verschreibungspflichtige Rezepturen für Erwachsene ausnahmsweise die Kosten, wenn die Arzneistoffe in der sogenannten OTC-Ausnahmeliste (Anlage I der Arzneimittelrichtlinie), die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) erstellt wird, aufgeführt sind. Dies ist bei Salicylsäure 10 Prozent der Fall. Auf die Liste schaffen es Arzneistoffe, wenn sie bei der Behandlung schwerwiegender Erkrankungen als Therapiestandard gelten. Außerdem muss der Arzt die Verordnung begründen.
OTC steht für Over The Counter und für die Arzneimittel, die apotheken- aber nicht verschreibungspflichtig sind. Die Präparate sind seit etwa 16 Jahren nicht mehr grundsätzlich verordnungsfähig.
Salicylsäure ist bedingt erstattungsfähig
Salicylsäure-haltige Zubereitungen sind unter Punkt 39 der OTC-Ausnahmeliste zu finden. Diese sind ab einer Konzentration von mindestens 2 Prozent zur Dermatotherapie von Psoriasis und hyperkeratotischen Ekzemen für Erwachsene erstattungsfähig. Ist eine Rezeptur mit Salicylsäure 10 Prozent beispielsweise in Vaseline verordnet, kann diese für einen Erwachsenen zulasten der Kasse abgerechnet werden. Gleiches gilt für einen Aknespiritus mit Salicylsäure 10 Prozent ohne Rx-Bestandteile.
In topischen Zubereitungen wird Salicylsäure in Konzentrationen von 1 bis 20 Prozent verarbeitet. Bei großflächiger Anwendung beträgt die Richtkonzentration 3 Prozent. In geringeren Konzentrationen wird sich die antiseptische Eigenschaft und in höheren Konzentrationen die keratolytische Wirkung zunutze gemacht. Außerdem wird die Substanz als Penetrationsverstärker eingesetzt.
Bitte keine Diagnose
Der Arzt ist bei Arzneimitteln nicht zur Angabe einer Diagnose verpflichtet. Ist keine auf dem Rezept dokumentiert, hat die Apotheke auch keine erweiterte Prüfpflicht und die Frage „erstattungsfähig oder nicht“ ist beantwortet. Es genügt also, dass die Vorgaben der OTC-Ausnahmeliste (Konzentration von mindestens 2 Prozent) erfüllt sind. Hat der verschreibende Arzt jedoch eine Diagnose auf der Verordnung vermerkt, muss die Apotheke prüfen, ob diese mit der OTC-Ausnahmeliste übereinstimmt. Passen beide Angaben nicht zusammen, wird der Patient zum Selbstzahler oder die Apotheke hält Rücksprache mit dem Arzt und das Rezept wird entsprechend der Vorgaben angepasst.
Weitere Ausnahmen in der Rezeptur
In der OTC-Ausnahmeliste sind weitere Rezeptursubstanzen zu finden, die erstattungsfähig sind. Darunter Harnstoff ab einer Konzentration von mindestens 5 Prozent bei gesicherter Diagnose bei Ichthyosen, wenn keine therapeutischen Alternativen angezeigt sind, Jodverbindungen zur Behandlung von Ulcera und Dekubitalgeschwüren, Nystatin zur Behandlung von Mykosen bei immunsupprimierten Patienten oder synthetischer Speichel zur Behandlung krankheitsbedingter Mundtrockenheit bei onkologischen oder Autoimmun-Erkrankungen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Starvex: Warnung vor schädlicher Schlankheitspille
Die Pillen aus dem Internet sollen schlank machen – und das mit angeblich pflanzlichen Inhaltsstoffen. Doch im Labor weist das …
Arzneimitteleinnahme: SMS-Erinnerung nützt nichts
Einnahme vergessen oder nicht rechtzeitig Nachschub besorgt: Es gibt verschiedene Gründe, die die Therapietreue von Patient:innen einschränken können. Ob regelmäßige …
Nasensprays zur Virenabwehr: Sinnvoll?
Schnupfen, Husten, Halsschmerzen: Jetzt in den Wintermonaten sind viele Menschen krank. Manche Nasensprays versprechen, Erkältungsviren abzuwehren. Ist das möglich? Nur wenige …