Von Schnee und Minusgraden keine Spur. Stattdessen treiben die ersten Pollen ihr Unwesen. Erle und Hasel sorgen für juckende Augen und laufende Nasen. Auch etwa 20 Prozent der Frauen leiden unter Heuschnupfen in der Schwangerschaft. Doch wirklich leiden müssen sie nicht, denn zahlreiche Arzneimittel sind auch für werdende Mütter geeignet.
Lokale Behandlung gegen juckende Augen, laufende Nasen
Cromoglicinsäure ist Mittel der Wahl
Die Nase vorn bei der lokalen Behandlung von Augen und Nase hat Cromoglicinsäure. Der Mastzellstabilisator ist Mittel der Wahl und steht als Augentropfen und Nasenspray zur Verfügung.
Wirkung: Cromoglicinsäure mindert die Histaminausschüttung durch Hemmung der Chloridkanäle der Mastzellen.
Dosierung: Augentropfen mit Cromoglicinsäure sollten zweimal täglich zu je einem Tropfen angewendet werden. Die maximale Dosierung liegt bei viermal täglich je ein Tropfen. Nasensprays sollten viermal täglich und bei Bedarf bis zu sechsmal täglich gesprüht werden.
Cromoglicinsäure ist nicht für den Akutfall geeignet. Die Behandlung sollte bereits prophylaktisch etwa ein bis zwei Wochen vor Beginn der Allergiesaison starten. Der Mastzellenstabilisator ist für die Dauertherapie geeignet.
Azelastin und Levocabastin sind möglich, aber …
Die H1-Antihistaminika können in der Schwangerschaft angewendet werden. Allerdings sollte beachtet werden, dass keine ausreichenden Daten in Bezug auf teratogene und fetotoxische Effekte vorliegen.
Ketotifen
Das Antihistaminikum entfaltet seine Wirkung am H1-Rezeptor und wirkt zusätzlich als Mastzellenstabilisator und hemmt somit die Freisetzung von Histamin. Der Erfahrungsumfang ist jedoch gering.
Beclometason, Fluticason und Mometason
Für die Glucocorticoide Fluticason und Mometason zur nasalen Anwendung liegen ebenfalls keine ausreichenden Daten vor. Betroffene sollten also vor der Anwendung mit einem Arzt Rücksprache halten. Der Erfahrungsumfang für Beclometason ist jedoch hoch. Das Kortison kann als Nasenspray auch während der Schwangerschaft bei allergischer Rhinitis angewendet werden, vorausgesetzt, ein Arzt hat die Diagnose gestellt.
Budesonid
Das verschreibungspflichtige Glucocorticoid ist Mittel der Wahl unter den lokal anzuwendenden Corticoiden. Für den Wirkstoff liegen mehr als 6.000 dokumentierte Schwangerschaftsverläufe vor, wovon keiner einen Hinweis auf Teratogenität liefert.
Heuschnupfen in der Schwangerschaft: Systemische Behandlung
Loratadin ist Mittel der Wahl zur Behandlung von Heuschnupfen in der Schwangerschaft. Denn für das Antihistaminikum sind die meisten Untersuchungen zur Anwendung in der Schwangerschaft dokumentiert. Cetirizin, Levocetirizin und Dimetinden können zwar auch angewendet werden, allerdings ist Loratadin zu bevorzugen.
Die Kombi aus Cetirizin oder Triprolidin mit Pseudoephedrin sind in der Schwangerschaft tabu.
Folsäure
Folsäure ist in der Schwangerschaft ohnehin das wichtigste Vitamin und an Zellteilungs- sowie Wachstumsprozessen beteiligt. Außerdem spielt Folsäure eine maßgebliche Rolle bei der Entwicklung von Organen und Nervengewebe, der Bildung der roten Blutkörperchen, der Produktion der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin sowie der Synthese von DNA und RNA. Ein hoher Folatspiegel im Blut geht laut einer Studie der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore mit einem geringeren Immunglobulin E (IgE)-Antikörper-Level einher. Weniger IgE bedeutet weniger Histaminausschüttung und somit weniger allergische Symptome.
Zusatztipps bei Heuschnupfen in der Schwangerschaft
- richtig Lüften – morgens in der Stadt und abends auf dem Land
- Pollenfilter in die Autolüftung einsetzen
- abends Haare waschen
- getragene Straßenkleidung aus dem Schlafzimmer verbannen
- täglich eine Nasendusche machen
- bei Bindehautreizungen Kontaktlinsen rausnehmen
- Wäsche nicht im Freien trocknen
- Nase stets befeuchten
Die Sache mit dem Schwangerschaftsschnupfen
In der Schwangerschaft kann der hohe Östrogenspiegel für eine verstopfte Nase sorgen, die wiederum die nasalen Heuschnupfensymptome verstärken kann. Der Grund: Östrogen fördert die Durchblutung – auch der Nasenschleimhäute, die dadurch anschwellen. Außerdem erhöht sich im Laufe der Schwangerschaft das Blutvolumen, was ebenfalls eine Erweiterung der Gefäße zur Folge haben kann. Der Schwangerschaftsschnupfen verschwindet in der Regel zwei Wochen nach der Geburt.
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