Das häufigste Augenleiden in Europa hat wieder Saison: Vor allem in der nasskalten Jahreszeit treibt die infektiöse Bindehautentzündung ihr Unwesen. Im Frühjahr kommt es dagegen vermehrt zu einer allergiebedingten Konjunktivitis. Sind Bakterien oder Viren die Auslöser, besteht Ansteckungsgefahr.
Wenn die Bindehaut entzündet ist
Eine Konjunktivitis kann verschiedene Ursachen haben. Sie kann infektiös, also durch Viren, Bakterien oder Pilze verursacht, oder nicht infektiös durch Fremdkörper, Allergien oder Zigarettenrauch begründet sein. Außerdem wird in akute (nur wenige Tage) und chronische Konjunktivitis (länger als vier Wochen andauernd) unterschieden.
Die Bindehaut ist eine dünne durchsichtige Schleimhaut im Auge, die auch die Innenseite des Augenlids auskleidet und eine schützende Funktion besitzt sowie an der Tränenfilmbildung beteiligt ist.
Entzündet sich die Bindehaut aufgrund verschiedener Ursachen, können folgende Symptome auftreten:
- Brennen, Tränen, Juckreiz und Rötung
- Fremdkörpergefühl
- Lichtscheu und Blinzelzwang
- Schwellung der Bindehaut und des Augenlids
- bei infektiöser Konjunktivitis: Absonderung eines eitrigen, schleimigen Sekrets und verklebtes Auge am Morgen
Achtung! Meist beginnt eine Konjunktivitis ganz harmlos. Das Auge juckt, brennt, tränt und ist gerötet.
Infektiöse Bindehautentzündung – Achtung: Ansteckungsgefahr
Bakterien als Auslöser – Staphylokokken, Pseudomonas oder Chlamydia trachomatis („Schwimmbadkonjunktivitis“). Das Auge sondert ein wässriges, eitriges oder schleimiges Sekret ab. Am Morgen ist das Auge meist verklebt. Außerdem können die Lymphfollikel anschwellen.
Achtung! Die Infektion kann sich auch auf das andere Auge übertragen. Hygiene ist das A und O.
Viren: Verursachen Adenoviren die Keratoconjunctivitis epidemica, ist dies sehr ansteckend. Die Augen tränen, jucken und sind geschwollen. In der Bindehaut befinden sich weiße Blutkörperchen. Kommt es zu einer Entzündung, schwellen diese Ansammlungen häufig zu kleinen Bläschen, sogenannten Follikeln, an. Eine virale Bindehautentzündung tritt oft in Kombination mit einem grippalen Infekt, Windpocken oder Masern auf.
Neugeborenenkonjunktivitis: Vor allem Neugeborene leiden häufig unter einer Bindehautentzündung. Der Grund: Die Tränenflüssigkeit kann meist nicht richtig abfließen, da der Tränen-Nasen-Kanal noch sehr eng ist. Ein ideales Milieu für Keime, die eine Entzündung auslösen können, entsteht.
Nicht infektiöse Bindehautentzündung
Allergie als Ursache: Pollen, Kosmetika oder Staub können akute und chronische Bindehautentzündungen auslösen. Die Betroffenen klagen über starken unerträglichen Juckreiz und Tränen der Augen.
Weitere Ursachen können ein trockenes Auge, ein Fremdkörper oder Zugluft, Chlorwasser sowie eine andere Augenerkrankung sein.
Ab zum Arzt!
Beschreiben die Betroffenen starke Augenschmerzen, können schlechter sehen oder heilen die Beschwerden nach drei Tagen nicht ab, sollte so schnell wie möglich ein Arzt aufgesucht werden. Sicherheitshalber sollte jede Bindehautentzündung ärztlich untersucht werden.
Behandlung
Bakterielle Konjunktivitis: Zum Einsatz kommen antibiotische Salben (meist zur Nacht) und Tropfen (meist über den Tag). Zum Teil auch in Kombination mit Glukokortikoiden.
Achtung: Glukokortikoide können den Augeninnendruck erhöhen und die Entstehung des Grauen Stars fördern. Sie sollten nur maximal zehn Tage in Folge angewendet werden.
Im Handel sind zudem Augentropfen aus dem Bereich der Komplementärmedizin und Homöopathie mit Euphrasia oder Calendula.
Virale Konjunktivitis: Anwendung finden antivirale Ophthalmika mit Wirkstoffen wie Aciclovir, Ganciclovr oder Brivudin.
Allergische Konjunktivitis: Geträufelt werden Antihistaminika, Mastzellstabilisatoren oder auch Glukokortikoide.
Sogenannte Weißmacher (Alpha-Sympathomimetika) können bei nichtinfektiösen Bindehautentzündungen kurzfristig eingesetzt werden. Außerdem sind antientzündliche Augentropfen mit Salicylsäure eine Therapieoption.
Zusatztipps
Keine Kamille, kein Teebeutel
Von Kompressen mit Kamille oder dem Auflegen von Teebeuteln ist abzuraten. Zu groß ist die Gefahr für allergische Reaktionen. Außerdem können so Bakterien in das Auge gelangen.
Keine Kontaktlinsen, kein Augen-Make-up
Wer unter einer Bindehautentzündung leidet, sollte die Kontaktlinsen im Schrank lassen und auf die Brille umsteigen. Der Fremdkörper kann das Auge zusätzlich reizen und die Heilung verzögern. Gleiches gilt für Augen-Make-up, zudem können pathogene Keime in die Kosmetika gelangen und so jeden Tag aufs Neue ins Auge.
Nicht reiben, Handtücher wechseln, richtige Hygiene
Finger weg! Diese Devise gilt, auch wenn das Auge höllisch juckt und Reibung und Wischen den Juckreiz scheinbar lindern. Dabei wird die Infektion nur gefördert. Vor allem, wenn die Infektion bakteriellen oder viralen Ursprungs ist, sollte auf eine ausreichende Hygiene geachtet werden, um nicht noch andere anzustecken. Daher sollte der Betroffene auch ein eigenes Handtuch benutzen.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Neue Leitlinie: Welcher Wirkstoff für welche Kopfschmerzform?
Beinahe jede/r Vierte leidet hierzulande an Migräne. Doch daneben können auch weitere Formen von Kopfschmerzen zu einem hohen Leidensdruck führen. …
Enalaprilmaleat-Schmelztablette: Kinderarzneimittelliste soll erweitert werden
Die Kinderarzneimittelliste soll ergänzt werden, und zwar um Enalaprilmaleat zu 0,25 mg als Schmelztablette. Der Wirkstoff ist zwar schon in …
Mit Schokolade das Diabetes-Risiko senken?
Nachdem in der Adventszeit schon zahlreiche Leckereien verspeist wurden, erreicht das Naschen an den Weihnachtsfeiertagen oftmals seinen Höhepunkt. Vor allem …