Der 50. Geburtstag ist für viele ein Graus. Ein halbes Jahrhundert… Zeit, dass sich etwas ändert. Findet auch das Hormonsystem und spielt verrückt. Ab da – plus/minus fünf Jahre – setzt die Menopause ein und gibt den Startschuss für die Wechseljahre. Was passiert und was hilft?
Bye bye, Östrogen
Schuld an den typischen Wechseljahresbeschwerden, die sowohl physischer als auch psychischer Natur sein können, sind die weiblichen Sexualhormone. Es entsteht ein hormonelles Ungleichgewicht, dessen Durcheinander sich in Schweißausbrüchen, Hitzewallungen oder Stimmungsschwankungen äußert.
Jede Frau durchlebt die Wechseljahre unterschiedlich, individuell und in ihrer eigenen Intensität und Dauer. Nicht alle Beschwerden müssen auch bei jeder Frau auftreten.
Das Klimakterium beginnt meist ab dem 45. Lebensjahr und kann etwa bis zum 55. andauern. Die Hormonproduktion ist im Umbruch, denn es werden mit der Zeit immer weniger Progesteron und Östrogen gebildet. In der Folge werden die Zyklen unregelmäßiger, der Eisprung bleibt aus und schließlich auch die Regel. Der offizielle Startschuss ist die Menopause.
Die Sache mit der Östrogendominanz
Zyklusstörungen wie unregelmäßige oder längere Abstände bis zur Periode können die Vorboten der Wechseljahre sein. Die Eisprünge werden seltener und bleiben schließlich ganz aus. Diese Zeit wird als Perimenopause bezeichnet. Die Eierstockfunktion und somit die Reifung der Follikel nehmen ab. Zu Beginn kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des follikelstimulierenden Hormons (FSH) und einer Steigerung der Östrogenproduktion bei gleichzeitigem Progesteronmangel. Mediziner sprechen von einer Östrogendominanz. In dieser Phase leiden die Betroffenen meist unter Spannungen der Brust. In der Folge versiegen die Follikelreifung und die Hormonproduktion. Reift kein Gelbkörper heran, bleibt auch die Progesteronproduktion aus. Es kommt außerdem zu einem Östrogenmangel. Es folgt die Postmenopause, die noch bis zum 65. Lebensjahr andauern kann. Im Gegenzug bleibt die Produktion der männlichen Hormone unverändert.
Der Körper kämpft
Der Körper versucht alles, um das hormonelle Gleichgewicht wieder ins Lot zu bringen. Das kann bis zum 65. Lebensjahr dauern. Erst dann hat sich die Östrogen- und Progesteronproduktion auf ein Minimum eingependelt und die Symptome bessern sich. In der Zeit davor äußert sich der Kampf und der Verlust an Östrogen in Hitzewallungen, depressiven Verstimmungen, Gereiztheit, Schlafstörungen, Haarausfall oder trockenen Schleimhäuten.
Info: Etwa sieben von zehn Frauen leiden unter Hitzewallungen. Plötzlich und unerwartet breitet sich die Hitze wellenartig aus. Nach vier bis fünf Jahren haben die Betroffenen dann hitzefrei und das Symptom verschwindet. Kaffee, Schwarztee, Stress oder Übergewicht können Hitzewallungen fördern.
Was hilft?
Hormonersatztherapie (HET)
Ziel der HET ist es, dem Körper die fehlenden Hormone zur Verfügung zu stellen und so dem Ungleichgewicht entgegenzuwirken. Dabei gilt die Devise: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Zur Verfügung stehen sowohl Mono- als auch Kombinationspräparate als Creme, Tablette, Pflaster oder Injektionen.
Monotherapie = Östrogentherapie, Kombinationspräparate enthalten zudem ein Gestagen. Dies ist nötig, wenn die Gebärmutter noch nicht entfernt wurde: Die Kombination ist wichtig, da Östrogen das Endometriumwachstum fördern und die Gabe eines Gestagens das Risiko für eine Endometriumhperplasie reduzieren kann.
Phytos
Die Studienlage zu pflanzlichen Arzneimitteln ist in den meisten Fällen nicht eindeutig. Dennoch kommen die Präparate häufig und mit Erfolg zum Einsatz.
Traubensilberkerze soll Beschwerden wie Hitzewallungen und Schlafstörungen lindern und besitzt zudem beruhigende und regulierende Eigenschaften. Für Frauen mit leichten depressiven Verstimmungen ist außerdem die Kombination von Cimicifuga mit Johanniskraut im Handel.
Sibirischer Rhabarber, Rotklee und Sojaisoflavone finden außerdem Anwendung. Letztere dürfen nicht von Frauen verwendet werden, welche an östrogenabhängigem Brust- oder Gebärmutterkrebs erkrankt sind oder waren und in deren Familienhistorie diese Erkrankungen vorkommen.
Wer gezielt trockene Schleimhäute behandeln will, kann im Rahmen der Selbstmedikation auf befeuchtende Cremes und Gels zurückgreifen oder hormonhaltige verschreibungspflichtige Präparate wie Zäpfchen und Cremes auf Anweisung des Arztes anwenden.
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