Ist die Nase zu und der Kopf dicht, hoffen Erkältungsgeplagte auf ein Wundermittel aus der Apotheke. Oder sie setzen auf ein Kombinationsarzneimittel, das die Beschwerden nach dem Motto „Viel hilft viel“ lindert. Doch die Kombis sind umstritten, denn nicht nur die Wirkungen, sondern auch die Nebenwirkungen addieren sich. Außerdem können die Arzneimittel zum Teil die Fahrtüchtigkeit beeinflussen.
Erkältungskombis für den Tag gibt es in unterschiedlichen Zusammensetzungen. Die „Klassiker“ enthalten in der Regel ein Schmerzmittel und ein systemisches Dekongestivum. Während das Analgetikum Schmerzen, Fieber oder im Falle eines nicht-steroidalen Antirheumatikums Entzündungen mindert, lässt das Dekongestivum die Nasenschleimhäute abschwellen und die Betroffenen wieder durchatmen.
Mögliche Kombis im Wirkstoffcheck
- Acetylsalicylsäure (ASS) und Pseudoephedrin
- Ibuprofen und Pseudoephedrin
- Paracetamol und Phenylephrin
Die Schmerzmittel
Ibuprofen und Acetylsalicylsäure zählen zu den nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und haben schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Ibuprofen hemmt nicht-selektiv die Cyclooxigenasen I und II (COX-1 und -2) und hemmt die Prostaglandinsynthese. Die Halbwertszeit des Arzneistoffes liegt bei etwa zwei bis drei Stunden.
ASS hemmt ebenfalls COX-Enzyme, die an der Prostaglandinsynthese beteiligt sind und somit deren Produktion. Außerdem hemmt der Arzneistoff in geringeren Dosierungen (75 bis 300 mg) die Thrombozytenaggregation durch Hemmung der Thromboxan A2-Synthese. Die Halbwertszeit im Plasma beträgt nur etwa 15 bis 20 Minuten.
Paracetamol ist ein nicht-opiod-Anlagetikum mit einer starken Hemmung der cerebralen und schwache Hemmung der peripheren Prostaglandinsynthese, Außerdem wird das hypothalamische Temperaturregulationszentrum beeinflusst. Paracetamol hat eine Halbwertszeit von zwei bis drei Stunden.
Die Nasensprays zum Einnehmen
Pseudoephedrin ist ein indirektes Sympathomimetikum, wirkt stimulierend und schüttet verstärkt Katecholamine aus, während es deren Wiederaufnahme hemmt. Die Gefäße verengen sich und die Nasenschleimhäute schwellen ab. Allerdings in geringerem Maße, als ein Nasenspray mit Xylo- oder Oxymetazolin dies erreichen kann. Die Halbwertszeit von Pseudoephedrin beträgt etwa 9 bis 16 Stunden. Die Tageshöchstdosis von Pseudoephedrin liegt bei 180 mg.
Der Nachteil: Pseudoephedrin ist ein lipophiler Arzneistoff und somit ZNS-gängig. Die Konzentration, die Wahrnehmung von Sinnesreizen und die Reaktionszeit können beeinflusst werden.
Phenylephrin besitzt ebenfalls sympathomimetische Eigenschaften und lässt die Nasenschleimhäute abschwellen. Allerdings ist der Arzneistoff hydrophil, was ein Überwinden der Blut-Hirn-Schranke beinahe ausschließt. Die Halbwertzeit liegt bei zwei bis drei Stunden.
Autofahren oder nicht?
Tabu am Steuer sind Kombis mit Pseudoephedrin, da diese die Reaktionszeit beeinflussen können.
Das sagen auch die Beipackzettel
Ibuprofen/Pseudoephedrin: Die Kombi kann zu Schwindel und/oder verschwommenem Sehen führen. Das Führen von Maschinen und Fahrzeugen kann vorübergehend eingeschränkt sein.
ASS/Pseudoephedrin: Die Reaktionszeit kann beeinträchtigen werden. Ein gleichzeitiger Alkoholkonsum kann das Risiko verstärken.
Auffällig ist außerdem, dass die kombinierten Wirkstoffe unterschiedliche Halbwertszeiten besitzen. Somit kann eine Anreicherung einer Komponente nicht ausgeschlossen werden.
Autofahren erlaubt
Paracetamol/Phenylephrin: Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und das Bedienen von Maschinen für das Duo sind bislang nicht bekannt. Außerdem besitzen die Wirkstoffe ähnliche Halbwertszeiten, weshalb eine Anreicherung eines der beiden Arzneistoffe ausgeschlossen werden kann.
Weitere Bestandteile
Erkältungskombis können außerdem einen Hustenstiller beziehungsweise einen Schleimlöser oder ein Antihistaminikum gegen die Schnupfensymptome enthalten. Beispiele sind Dextromethorphan oder Guaifenesin sowie Chlorphenaminmaleat und Triprolidin.
Die Kombination aus Paracetamol, Guaifenesin und Phenylephrin kann laut Gebrauchsinformation Schwindelgefühl und Verwirrtheit hervorrufen. Wer die Symptome bemerkt, sollte besser kein Auto fahren. Auch unter Dextromethorphan sollte das Fahrzeug besser nicht bewegt werden. Auch unter der Kombi Tripolidin/Pseudoephedrin ist Autofahren tabu.
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