Kleines Organ, große Leistung: Die Schilddrüse gibt den Ton an und produziert zahlreiche Hormone. Im menschlichen Organismus spielt sie eine entscheidende Rolle. Das schmetterlingsförmige Organ ist ein wahres Wunderwerk.
Die Schilddrüse befindet sich unterhalb des Kehlkopfes. Von dort aus steuert sie zahlreiche Funktionen wie den gesamten Stoffwechsel. Ihre Hormone beeinflussen unser seelisches Wohlbefinden, Fruchtbarkeit und Sexualität sowie Haut, Haare und Nägel.
T3, T4 und TSH
In der Schilddrüse werden die Hormone Triiodthyroxin (T3) und Thyroxin (T4) produziert. Die Ausschüttung der Hormone wird über das Schilddrüsen-stimulierende Hormon (TSH) aus der Hirnanhangsdrüse über einen Rückkopplungsmechanismus gesteuert. Werden zu wenig Schilddrüsenhormone gebildet, steigt der TSH-Spiegel und somit die Produktion. Die gesunde Schilddrüse gibt pro Tag etwa 100 μg T4 und 10 μg T3 ab. Wobei T3 außerdem durch enzymatische Umwandlung aus T4 entsteht. Etwa 99 Prozent der Hormone werden an Eiweißen gebunden zu den Zielorganen transportiert. Nur ein Bruchteil zirkuliert als freies Hormon.
Die Aminosäure Tyrosin ist die Basis für die Hormone. An den Eiweißbaustein werden drei beziehungsweise vier Iod-Atome gebunden. Eine gesunde Schilddrüse bildet etwa zehnmal mehr T4 als T3. Ein Jodmangel kann die Bildung der Hormone und somit die Funktion der Schilddrüse beeinflussen.
In Deutschland leidet etwa jeder Dritte an einer Erkrankung der Schilddrüse. Möglich sind eine Über- oder Unterfunktion sowie Kropfbildung und Entzündungen. Die Symptome der Erkrankungen sind unterschiedlich.
Unterfunktion
Liegt eine Hypothyreose vor, werden zu wenig Schilddrüsenhormone produziert. Symptome sind ein verlangsamter Stoffwechsel, Gewichtszunahme, Frösteln, Abgeschlagenheit, Verstopfung, Haarausfall oder depressive Verstimmungen. Wurde die Diagnose gestellt, kann mit T4 behandelt werden. Im Handel sind Tabletten und Tropfen. Patienten schleichen zu Behandlungsbeginn das Medikament ein, bis sie die individuelle Dosierung gefunden haben.
Levothyroxin
L-Thyrox soll die fehlenden körpereigenen Hormone ersetzen und entspricht T4. Der Arzneistoff wird synthetisch hergestellt und wird einmal täglich eine halbe Stunde vor dem Frühstück mit Leitungswasser und nicht mit Mineralwasser, in dem häufig eine große Menge Calciumionen enthalten sein können, eingenommen. Zu Kaffee oder Eisen- und Calciumpräparaten ist ein Zeitabstand einzuhalten. Levothyroxin kann mit den polyvalenten Kationen Calcium, Eisen und Aluminium interagieren.
Überfunktion
Die Hyperthyreose ist von einer Überproduktion an T3 und T4 gekennzeichnet. Die Folgen können Gewichtsverlust, übermäßiges Schwitzen, Nervosität und Herzrasen sein. Behandelt wird mit Thyreostatika oder der Radiojodtherapie.
Thiamazol
Der Jodisationshemmer wird morgens nach dem Frühstück eingenommen. Der Arzneistoff hemmt die Bindung von Jod an das Enzym Thyreoperoxidase, somit bleibt die Bildung von T3 und T4 aus.
Morbus Basedow
Hierbei handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der Antikörper gegen die Schilddrüsenzellen gebildet werden. Diese docken an den TSH-Rezeptoren an und es werden vermehrt T3 und T4 produziert. Die Folge ist eine Überfunktion. Das körpereigene Immunsystem greift irrtümlicherweise die Schilddrüse an. Therapiert mit Thyreostatika.
Hashimoto
Hashimoto ist ebenfalls eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, die mit einer Unterfunktion verbunden sein kann. Das schmetterlingsförmige Organ ist dauerhaft entzündet.
Struma
Ein Struma ist eine Vergrößerung der Schilddrüse, die tastbar, sichtbar oder per Ultraschall nachweisbar ist. Ein Struma kann mit und ohne Knötchenbildung auftreten. Ursache für ein Struma kann ein Jodmangel sein.
Heiße Knoten
Heiße Knoten produzieren unkontrolliert Schilddrüsenhormone und werden nicht von der Hypophyse gesteuert. In der Regel sind die Bereiche gutartig, dennoch leiden die Betroffenen beispielsweise unter Schlafstörungen.
Wozu Selen?
Die Schilddrüse ist das selenreichste Organ im menschlichen Körper. Warum? Die „Hormondrüse“ benötigt Selen für die Entgiftung des toxischen Wasserstoffsuperoxid, das bei der Produktion der Schilddrüsenhormone entsteht. Außerdem wird Selen zur Aktivierung von T4 in T3 benötigt. Positiv kann sich die Gabe von Selen beim Hashimoto-Syndrom auswirken. Jedoch sollten alle Schilddrüsenpatienten mit ihrem Arzt Rücksprache halten, bevor sie ein Supplement einnehmen.
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