Herbstzeit = Hustenzeit: Eine Erkältung ist meist selbstlimitierend und immer lästig. Die typischen Symptome wie Husten oder verstopfte Nase nerven. Betroffene hoffen auf ein Zaubermittel aus der Apotheke. Die Qual der Wahl, das passende Präparat zu empfehlen, hat schließlich die PTA. Was hilft wann gegen Husten, welche Fragen sollten beantwortet werden und was ist Husten überhaupt?
Warum wir husten
Husten ist ein Schutzreflex und dient dem Körper als Abwehrmechanismus. Ziel ist es, Schadstoffe, Fremdpartikel, Schleim und pathogene Keime katapultartig mit mehr als 100 km/h aus den Atemwegen zu befördern.
Husten in Phasen
Zu Beginn eines Infekts – in den ersten drei Tagen – ist der Husten trocken, von Schleim keine Spur und dennoch müssen wir husten. Warum? Die Erkältungsviren sind über das respiratorische Epithel in den Organismus gelangt und haben die obere Schicht der Bronchialschleimhaut geschädigt. Das Problem: Durch die kleinen Risse können die Erreger tiefer gelegene Zellen erreichen und sich dort vermehren. Außerdem liegen die Hustenrezeptoren frei. Schon kleinste Reize werden über Nervenbahnen in das Hustenzentrum geleitet und es kommt schließlich zum Husten. Eine Erleichterung ist der Husten nicht. Im Gegenteil die Schmerzen hinter dem Brustbein und im Rachen werden meist schlimmer.
Es folgt Phase zwei, die zwei oder drei Wochen andauern kann. Der Husten wird produktiv, denn es wird vermehrt Schleim gebildet. Wer jetzt hustet und die Atemwege von zähem Schleim befreit, empfindet Husten als Erleichterung. Wieso wird eigentlich Schleim gebildet? Der trockene Husten in Phase eins fördert Entzündungen und Schleimhautirritationen. Darauf reagieren die Becherzellen mit der Produktion von zähflüssigem mukösem Schleim. Die Selbstreinigungsfunktion der Schleimhaut, die mukoziliäre Clearance, funktioniert nicht mehr. Der Grund; der Teppich aus Flimmerhärchen, der sich auf der Oberfläche des respiratorischen Epithels befindet, kann Erreger nicht mehr wie gewohnt als La-Ola-Welle aus dem Organismus befördern.
Phase drei ist das Comeback des trockenen Hustens. Der zähe Schleim ist abgehustet und die Bronchien sind frei. Weil aber die Hustenrezeptoren noch immer frei liegen, überreizt und empfindlich sind, kommt es vermehrt zu einem trockenen Husten, der bis zu acht Wochen andauern kann.
Die Qual der Wahl
Kommt ein Kunde mit der Eigendiagnose oder einem Arzneimittelwunsch in die Apotheke sollte kein „W“ sollte offenbleiben.
Für wen ist das Arzneimittel?
Welche Begleitumstände gibt es? Ist die Frau schwanger oder stillt oder handelt es sich um einen Raucher?
Welche Beschwerden liegen vor? Ist der Husten trocken oder produktiv? Leidet der Betroffene unter Schmerzen?
Seit wann bestehen die Beschwerden?
Wurde bereits ein Arzt aufgesucht? Wenn ja, mit welchem Ergebnis?
Welche anderen Erkrankungen liegen vor?
Wann treten die Beschwerden auf?
Welche Begleitsymptome gibt es? Leidet der Betroffene auch unter Fieber, Schnupfen oder Kopf- und Gliederschmerzen?
Welche anderen Arzneimittel werden eingenommen?
Achtung! Der trockene Husten kann auch eine unerwünschte Arzneimittelwirkung sein. Husten ist eine mögliche Nebenwirkung unter ACE-Hemmern, AT-II-Antagonisten, Lipidsenkern, Insulinen (keuchender Atem), Amiodaron, Antidepressiva, Antiepileptika oder Neuroleptika.
Ab zum Arzt
Die Beantwortung der Fragen, zeigt die Grenzen der Selbstmedikation auf. Betroffene sollten an einen Mediziner verwiesen werden, wenn Schmerzen beim Atmen bestehen oder Geräusche wie ein Rasseln beim Atmen zu hören sind. Liegt ein Verdacht auf einen arzneimittelinduzierten Husten vor, sollte der Kunde ebenfalls einen Arzt aufsuchen. Die Grenzen der Selbstmedikation sind ebenfalls erreicht bei: gelblich-grünem eitrigen oder blutigem Auswurf, hohem Fieber, dem Verdacht auf eine echte Grippe oder wenn der trockene Husten über einen Zeitraum von mehr als zwei/drei Wochen andauert.
Welches Mittel hilft wann?
Trockener Husten
Bei trockenem Husten können Hustenstiller, sogenannte Antitussiva, zur symptomatischen und kurzzeitigen Behandlung eingesetzt werden. Bevorzugt finden die Präparate zur Nacht Anwendung. Werden hustenreizstillende und schleimlösende Arzneimittel in Kombination angewendet, kann es zu einem Sekretstau kommen.
- Dextrometorphan (DMP) greift im Hustenzentrum des Stammhirns an und zählt somit zu den zentral wirksamen Antitussiva.
- Pentoxyverin ist ein nicht-opioider Hustenstiller und wirkt agonistisch am Sigma-1-Rezeptor im Hustenzentrum und. Hemmt die hustenauslösenden Nervenbahnen.
- Benproperin besitzt keine zentraldämpfenden Nebenwirkungen und hemmt den Hustenreiz im afferenten Teil des Reflexbogens. Der Arzneistoff unterbricht die Reizleitung von den Bronchien zum zentralen Hustenzentrum im Gehirn. Im Gegensatz zum DMP ist Benproperin atemanregend und für Asthmatiker geeignet.
- Flechtenhonig lindert ebenfalls den Hustenreiz, Katarrhen und Entzündungen der unteren Atemwege. Pflanzliche Präparate enthalten oft Eibisch, Isländisch Moos oder Malve.
Wichtig ist es nicht nur den passenden Wirkstoff, sondern auch die passenden Darreichungsform zu wählen. Im Handel Säfte, Kapseln oder auch Lutschtabletten. Die schleimigen Halstabletten mit Eibisch oder Natriumhyaluronat, Xanthan und Carbomer bilden im Hals einen Film, der die Schleimhäute in Hals und Rachen wie ein Pflaster von innen auskleidet und vor Irritationen schützt. Das Kitzeln im Hals verschwindet und der anfängliche Hustenreiz wird gemildert.
Verschleimter Husten
Bei verschleimtem Husten kommen Hustenlöser, sogenannte Expektorantien zum Einsatz. Dabei wird in Mukolytika, die den zähen Schleim verflüssigen, Sekretolytika, die die Bildung von dünnflüssigem Schleim fördern, sowie Sektretomotorika, die den Schleimabtransport fördern, unterschieden.
- Ambroxol zählt in Deutschland zu den am häufigsten verwendeten Schleimlösern, gefolgt von N-Acetylcystein (NAC). Ambroxol werden Sekretolyse-ergänzende Effekte auf Grund einer Blockade der spannungsabhängigen Natriumkanäle zugesprochen. Außerdem kann der Arzneistoff neurogene Entzündungen mindern. Ambroxol besitzt auswurffördernde, antioxidative, entzündungshemmende, schleimlösende und lokalanästhetische Eigenschaften.
- NAC ist ein Derivat der Aminosäure Cystein, die zur Bildung von Glutathion benötigt wird und Entgiftungsprozesse in Gang setzt. Der Arzneistoff besitzt sekretolytische und sekretomotorische Eigenschaften auf den Bronchialtrakt. Vermutlich sprengt NAC die Disulfidbrücken des Schleims und setzt dessen Viskosität herab.
- Thymian-Efeu-Extrakt besitzt ebenfalls schleimlösende Eigenschaften und kann das Abhusten erleichtern. Festsitzender Schleim wird gelöst, Entzündungen in den Bronchien gelindert und der Hustenreiz beruhigt.
- Cineol ist Hauptbestandteil des. Der chemisch definierten Reinform werden entzündungshemmende und schleimlösende Eigenschaften zugesprochen. Außerdem sollen Schwellungen gemindert, festsitzender Schleim verflüssigt und eine übermäßige Sekretproduktion gehemmt werden. Das Abhusten wird erleichtert.
- Ein Spezialdestillat ätherischer Öle von Eukalyptus, Süßorange, Myrte und Zitrone besitzt sekretomotorische, sekretolytische, antioxidative, antimikrobielle, antientzündliche, mukolytische und spasmolytische Eigenschaften. Außerdem fördert der Spezialextrakt die mukoziliäre Clearance.
Das sind unterstützende Therapiemaßnahmen
Viel trinken: Betroffene sollten auf eine Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser oder Tee von mindestens ein bis zwei Liter pro Tag achten. Zum einen kann so die Verflüssigung des Sekrets unterstützt, zum anderen können die Schleimhäute befeuchtet werden. Eine erhöhte Trinkmenge ist jedoch nicht nötig.
Wickel: Brustwickel mit Lavendel oder warmen Pellkartoffeln können helfen, die Bronchialmuskulatur zu entspannen, und wirken wärmend. Erkältungssalben für Brust und Rücken mit ätherischen Ölen haben zusätzlich einen inhalativen Effekt.
20-minütige Wasserdampfinhalation: Das Wasser sollte eine Temperatur von etwa 43 Grad haben. Salz- oder Arzneistofflösungen lassen sich jedoch nicht mithilfe der klassischen Kochtopfmethode inhalieren, hier muss schon der feine Nebel eines elektrischen Verneblers eingesetzt werden.
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