Eine Migräneattacke kommt anfallsartig und kann vier bis 72 Stunden andauern. Tritt der pulsierende oder pochende Schmerz auf, ist schnelle Hilfe gefragt. Eine mögliche Behandlungsoption sind Triptane, die immer wieder Thema in Testkäufen sind. Der Testkauf-Check.
Fall:
Ein Kunde verlangt nach einem Naratriptan-haltigen Arzneimittel. Einen genauen Produktwunsch gibt es nicht, es sollte das günstigste Präparat sein.
Wirkstoff-Faktencheck
Naratriptan ist im Rahmen der Selbstmedikation zur akuten Behandlung der Kopfschmerzphase einer Migräneattacke mit und ohne Aura zugelassen. Eine prophylaktische Anwendung ist nicht angezeigt. Der Arzneistoff sollte nur zum Einsatz kommen, wenn eine Migräne eindeutig diagnostiziert wurde. Naratriptan besitzt gefäßverengende, schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften, denn der Arzneistoff unterbindet die Freisetzung von Schmerz- und Entzündungsmediatoren. Der selektive Agonist am 5-Hydroxytryptamin-Rezeptor bewirkt eine vaskuläre Kontraktion. Naratriptan kann den Serotoninstoffwechsel beeinflussen, der auch bei der Schmerzverarbeitung eine Rolle spielt
Analyse:
Im ersten Schritt des Beratungsgespräches sollte abgeklärt werden, für wen das Arzneimittel bestimmt ist und welche Begleitumstände vorliegen. Im Anschluss gilt es, die Eigendiagnose des Kunden zu hinterfragen und ob von einem Arzt eine Migräne diagnostiziert wurde.
Faktencheck Eigendiagnose
- Welche Beschwerden liegen vor, wie wird der Kopfschmerz beschrieben? Pulsierend, pochend, einseitig, dumpf oder anfallsartig? Verstärken sich die Beschwerden bei körperlicher Aktivität?
- Wie häufig treten die Beschwerden auf? Leiden die Betroffenen unter mehr als vier Migräneattacken pro Monat?
- Treten Begleiterscheinungen wie Licht- und Geräuschempfindlichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel oder Sehstörungen auf?
- Liegen andere Erkrankungen wie beispielsweise Hypertonie, Glaukom, Asthma oder eine stark eingeschränkte Nieren- oder Leberfunktion vor?
- Welche anderen Arzneimittel werden eingenommen?
Achtung bei Johanniskraut und MAO-Hemmern! Triptane sind strukturell mit dem Botenstoff Serotonin verwandt und können, wenn auch selten, in Kombination mit Johanniskraut zu einem Serotonin-Syndrom führen und die Nebenwirkungen von Johanniskraut verstärken.
Vorsicht Kontraindikation!
Triptane werden in der Selbstmedikation für Patienten über 65 Jahren nicht empfohlen, da Sicherheit und Wirksamkeit bei älteren Patienten nicht beurteilt wurden. Patienten mit Durchblutungsstörungen, Bluthochdruck oder koronaren Herzkrankheiten dürfen Triptane daher, wenn überhaupt, nur nach ärztlicher Rücksprache einnehmen.
Mittel der Wahl:
Besteht keine Kontraindikation kann das Triptan im Falle einer schweren Migräneattacke abgegeben werden. Bei leichten bis mäßigen Schmerzen können – sofern keine Kontraindikation vorliegt – auch Acetylsalicylsäure mit einer Einzeldosis von 1000 mg, Ibuprofen zu 400 mg oder Paracetamol zu 1000 mg angewendet werden. Möglich sind auch Kombinationspräparate mit Coffein.
Wird eine Migräneattacke von Übelkeit oder Erbrechen begleitet, kann ein Antiemetikum kombiniert werden. Arzneimittel, die die Magen-Darm-Bewegung fördern, können die Aufnahme des Schmerzmittels erleichtern. Im Rahmen der Selbstmedikation stehen verschiedene pflanzliche Präparate zur Verfügung, die vor dem Schmerzmittel angewendet werden sollten.
Faktencheck Einnahme
Erwachsene im Alter von 18 bis 65 Jahren sollten Naratriptan im Falle eines Migränekopfschmerzes so schnell wie möglich einnehmen. Im Akutfall sollte eine Tablette geschluckt werden. Eine zweite Tablette kann im Abstand von mindestens vier Stunden eingenommen werden, wenn die Symptome wiederkehren und der Betroffene auf die erste Tablette angesprochen hat. Innerhalb von 24 Stunden dürfen maximal zwei Tabletten zu je 2,5 mg geschluckt werden.
Zusatztipps
Kopfschmerzgeplagte sollten auf eine ausreichende Trinkmenge achten, empfohlen sind 1,5 Liter pro Tag. Wer die Beschwerden alternativ behandeln will, kann homöopathische Präparate mit Gelsemium anwenden. Auch Minzöl, das auf die Schläfen aufgetragen wird, oder kalte Kompressen können Linderung verschaffen. Kunden sollten im Rahmen der Selbstmedikation Schmerzmittel nur maximal an drei aufeinander folgenden Tagen und nicht häufiger als zehn Tage pro Monat einnehmen.
Migräne zählt zu den primären Kopfschmerzen, dem Schmerz liegt also keine andere Erkrankung zu Grunde, sondern er ist die Krankheit selbst. Die Attacken kommen anfallsweise und können 4 bis 72 Stunden andauern. Die Betroffenen leiden an pochenden oder pulsierenden einseitigen sehr starken Schmerzen, die meist im Stirn- und Schläfenbereich oder hinter dem Auge auftreten und sich bei körperlicher Aktivität verstärken können. Zu den typischen Begleiterscheinungen zählen Aura, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit möglich. Patienten sollten ein Migräne-Tagebuch führen, das auch eine Trigger-Checkliste enthalten sollte.
Ursache einer Attacke kann eine Überschwemmung mit erregenden Neurotransmittern wie Serotonin sein. Darauf reagiert der Körper mit Übelkeit und Erbrechen als Schutzreflex, dieser läuft jedoch ins Leere und Entzündungsbotenstoffe werden ausgeschüttet – Schmerz entsteht. Trigger wie Alkohol, vor allem Rotwein und süße alkoholische Getränke, Stress, Flackerlicht oder ein ungleichmäßiger Tag-Nacht-Rhtythmus können das Auftreten einer Migräne fördern.
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