Keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Protonenpumpenhemmer (PPI) stehen immer wieder in der Kritik. Zuletzt wurde diskutiert ob Omeprazol & Co. das Allergierisiko erhöhen können. Dennoch zählen PPI zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln und sind in aller Munde. Zur Kurzzeitbehandlung stehen die Arzneistoffe auch im Rahmen der Selbstmedikation zur Verfügung. Eine Dauertherapie kann jedoch zu Mangelerscheinungen von Vitamin B12 und Mikronährstoffen führen.
PPI sind wirksame und gut verträgliche Arzneistoffe, vorausgesetzt, sie werden richtig angewendet. Omeprazol, Pantoprazol und Esomeprazol werden unter anderem zur Behandlung von verschiedenen Ulzera, der Refluxkrankheit oder Heliobacter pylori im Rahmen der Triple-Therapie eingesetzt. PPI sind Standardtherapie zur Behandlung säurebedingter Magen-Darm-Beschwerden und werden als Magenschutz verordnet, beispielsweise bei einer Behandlung mit nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Omeprazol & Co. vermindern die Magensäuresekretion durch eine irreversible Hemmung der Protonenpumpe.
Weil die Arzneistoffe säureempfindlich sind, ummantelt sie ein magensaftresistenter Überzug. So erfolgt die Resorption erst im Dünndarm. Die Prodrugs greifen sozusagen „von hinten“ an und gelangen über den Blutkreislauf an die Belegzellen im Magen und werden durch die Säure in ihre eigentliche Wirkform überführt. Durch Bindung an die H+/K+-ATPase wird die Protonenpumpe an der Freisetzung der Magensäure irreversibel gehemmt. Etwa drei Tage dauert es, bis sich die H+/K+-ATPase neu gebildet hat. Die Einnahme erfolgt in der Regel einmal täglich, eine halbe Stunde vor einer Mahlzeit vorzugsweise am Morgen.
Keine Säure, kein Vitamin B12
Die therapeutisch gewünschte Erhöhung des pH-Werts im Magen hat jedoch auch Nachteile, so kann die Aufnahme von Vitaminen und Mineralstoffen gestört sein. Der Körper benötigt beispielsweise Magensäure, um das Vitamin B12 aus der Nahrung freisetzen zu können. Die pH-abhängige Resorption über den Intrinsic Faktor wird bei gehemmter Magensäuresekretion ebenfalls beeinträchtigt. Das Glykoprotein bildet mit dem Vitamin B12, das aus der Nahrung aufgenommen wird, einen Komplex und ermöglicht so dessen Resorption. Werden dauerhaft PPI eingenommen und die Aufnahme von Vitamin B12 aus der Nahrung vermindert, können Mangelerscheinungen auftreten.
Ein Defizit an Vitamin B12 zeigt sich jedoch erst nach zwei bis drei Jahren, wenn die Speicher in Leber, Muskel und Herz erschöpft sind. Die Symptome sind mit Müdigkeit, Erschöpfung, Antriebslosigkeit oder Konzentrations- und Gedächtnisstörungen unspezifisch. Die Folgen können neurologischer und psychiatrischer Natur sein und in einer Demenz enden.
An Magnesium und Calcium denken
Das Risiko für einen B12-Mangel steigt mit der Dauer der PPI-Einnahme. Ist eine Akutbehandlung über eine Therapiedauer von etwa zwei bis acht Wochen angezeigt, ist das Risiko gering. Ist jedoch eine Behandlung über einen langen Zeitraum von beispielweise mehreren Jahren erforderlich, nimmt das Risiko für einen B12-Mangel zu und eine Substitution kann unerlässlich sein. Die Kontrolle des Blutbildes kann Aufschluss geben, ob eine Substitution erforderlich ist. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt eine tägliche Höchstmenge von 25 µg im Rahmen der Supplementierung nicht zu überschreiten.
Von einem Mangel spricht man bei Erwachsenen bei einem Vitamin-B12-Blutspiegel unter 120 –180 pmol/l (170–250 pg/ml).
Der Körper kann das Vitamin nicht selbst bilden. Enthalten ist B12 vor allem in tierischen Lebensmitteln. Innereien, Fleisch und Fisch sind reich an dem Vitamin. Milchprodukte liefern nur wenig B12, Chlorella hat hingegen mehr zu bieten.
Eine Langzeitanwendung von PPI kann auch zu einem Ungleichgewicht im Kalium- und Magnesiumhaushalt und zu Herzrhythmusstörungen führen. Ein Magnesiummangel kann bereits auftreten, wenn PPI drei Monate oder länger eingenommen werden. Ein ausgeglichener Kalium-Magnesium-Spiegel ist wichtig für die Herzgesundheit ebenso wie Vitamin B12 und Folsäure, die Blutgefäße durch den Abbau von Homocystein schützen. Calcium, Vitamin D, Eisen und Magnesium benötigen ebenfalls Magensäure, um besser aufgenommen werden zu können. PPI können das Frakturrisiko erhöhen, möglicherweise auch, weil PPI mit den Osteoklasten interagieren.
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