Vitamin D-Pilze: Was ist dran am Hype?
Über Vitamin D wird immer wieder diskutiert. Denn sowohl eine Unter- als auch eine Überversorgung mit dem Sonnenvitamin kann gefährlich werden. Um für einen „Boost“ zu sorgen, kommen seit Längerem Vitamin D-Pilze ins Spiel. Was steckt dahinter?
Vitamin D ist an verschiedenen Stoffwechselvorgängen im Körper beteiligt und vor allem für die Knochengesundheit unverzichtbar. Denn das Sonnenvitamin unterstützt die Knochen in der Aufnahme von Calcium und Phosphat und kann somit einer Osteoporose entgegenwirken. Obwohl ein Großteil über die Haut durch Sonneneinstrahlung – UV-B-Strahlung – im richtigen Winkel gebildet werden kann und nur ein kleiner Teil über die Nahrung aufgenommen wird, wird immer wieder über bestimmte Lebensmittel als „Vitamin D-Booster“ diskutiert. Vor allem Pilze, genauer Champignons, werden als wahre Wundermittel gefeiert. Wir verraten dir, was hinter dem Hype um Vitamin D-Pilze steckt.
Champignons: Sonnenstrahlen sollen Vitamin D-Gehalt erhöhen
Generell gilt: Nur wenige Lebensmittel können laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Vitamin D-Lieferanten dienen. Dazu gehören neben fettem Fisch und Eiern auch manche Speisepilze. So enthalten beispielsweise Champignons laut der DGE pro 100 g etwa 1,9 µg Vitamin D – zum Vergleich: ein Eigelb enthält etwa dreimal so viel, Lachs sogar zehnmal so viel. Doch wie in zahlreichen Internetvideos schon seit mehreren Jahren immer wieder verbreitet wird, lässt sich der Gehalt am Sonnenvitamin in Pilzen leicht erhöhen, zumindest in einigen. Nur eine knappe halbe Stunde in der Sonne soll dafür genügen.
Genau sollen vor allem Champignons mit den Lamellen nach oben im Freien mindestens 25 Minuten in die Sonne gelegt werden. Die UV-B-Strahlung kann sich dadurch in den Lamellen anreichern und die Pilze somit zu echten Vitamin D-Boostern machen, so die Behauptung. Denn der Vitamin D-Gehalt soll um bis zu das 30-Fache steigen. Auch andere Pilze mit Lamellen sollen sich für die Anreicherung eignen.
UV-B-bestrahlte Pilze statt NEM?
Der Effekt von Vitamin D-Pilzen wurde unter anderem auch in mehreren Studien untersucht. Konkret ging es dabei um die UV-bedingte Umwandlung von in Champignons enthaltenem Ergosterol in Vitamin D2. „Wenn häufig verzehrte Pilzarten einer Quelle ultravioletter (UV-)Strahlung wie Sonnenlicht oder einer UV-Lampe ausgesetzt werden, können sie ernährungsphysiologisch relevante Mengen an Vitamin D produzieren“, heißt es beispielsweise von Forschenden aus Australien. Demnach konnte die Bestrahlung mit UV-B-Strahlen den Gehalt an D2 in den Pilzen deutlich erhöhen.
In einer weiteren Untersuchung wurde die anschließende Bioverfügbarkeit von Vitamin D-Pilzen untersucht. Dabei zeigte sich: Erhielten Patient:innen mit einem Serum-25-Hydroxyvitamin-D-Spiegel (25OHD) von ≤ 50 nmol/l danach im Vergleich zu den Vitamin D-Pilzen ein Placebo oder ein entsprechendes Nahrungsergänzungsmittel (NEM), konnte durch die Champignons eine ähnliche Erhöhung des Vitamin D-Spiegels erreicht werden wie durch das Supplement.
Und auch Stiftung Warentest hat bereits vor Längerem die Wirksamkeit von Vitamin D-Pilzen, die mit einem speziellen Bestrahlungsverfahren behandelt und im Supermarkt verkauft wurden, untersucht. Das Ergebnis: „Die Pilze sind sinnvoll für alle, die nicht optimal mit Vitamin D versorgt sind“, heißt es. Allerdings wurde bei einigen Produkten der in der EU festgelegte Höchstwert von 10 µg/100 g überschritten.
Vitamin D-Pilze: Weniger ist mehr
Ein Modellversuch des Chemischen und Veterinäruntersuchungsamtes Stuttgart ergab zudem, dass „der Gehalt an Vitamin D2 in handelsüblichen Champignons ganz einfach durch die Bestrahlung mit einer Terrariumlampe oder sommerlichem Sonnenschein ansteigen“ kann. Die Pilze könnten zwar vor allem in den dunklen Wintermonaten eine Alternative zu Nahrungsergänzungsmitteln darstellen. Allerdings mahnen die Expert:innen zur Vorsicht und betonen: „Die Verwendung von mit Vitamin D angereicherten Lebensmitteln ist bei gesunden Menschen und ausgewogener Ernährung nicht notwendig“.
Ob die Vitamin D-Pilze zudem bei einem vorliegenden Mangel genügen, um diesem entgegenzuwirken, ist zudem nicht klar, weshalb stets Arztrücksprache gehalten und gegebenenfalls mit NEM nachgeholfen werden sollte, erklärt auch Stiftung Warentest.
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