Fluorchinolone: Schwere Nebenwirkungen meist bei Frauen und Jüngeren
Fluorchinolone gehören zu den Reserveantibiotika. Denn weil Wirkstoffe wie Ciprofloxacin, Levofloxacin und Co. mit zahlreichen, mitunter schweren Nebenwirkungen verbunden sein können, sollen sie nicht leichtfertig eingesetzt werden. Das gilt offenbar besonders für Frauen und jüngere Patient:innen.
Fluorchinolone wie die hierzulande zugelassenen Wirkstoffe Ciprofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin und Ofloxacin gehören zu den Breitbandantibiotika und wirken gegen grampositive und gramnegative Bakterien. Sie werden zur Behandlung von schweren Infektionen eingesetzt, wenn andere Antibiotika nicht geeignet sind. Denn Nutzen und Risiken sollten bei der Anwendung sorgfältig abgewogen werden, da mitunter schwerwiegende und langfristige Nebenwirkungen drohen, darunter
- entzündete oder gerissene Sehnen,
- Muskelschmerzen oder -schwäche,
- Gelenkschmerzen oder -schwellungen,
- Probleme beim Gehen,
- brennende Schmerzen,
- Müdigkeit,
- Depressionen und andere psychiatrische Symptome wie suizidales Verhalten,
- Gedächtnis-, Schlaf-, Seh- und Hörprobleme sowie
- veränderter Geschmack und Geruch.
Ein Zusammenhang zwischen der systemischen Anwendung von Fluorchinolonen und einem deutlich erhöhten Risiko für Netzhautablösung konnte dagegen in einer Studie zuletzt nicht eindeutig belegt werden.
Übrigens: Seit Ende letzten Jahres muss unter Levofloxacin in den Fach- und Gebrauchsinformationen vor Nebenwirkungen wie Knochenmarksversagen, Hyperpigmentierung, Manie und Myoklonie gewarnt werden.
Welche Patientengruppen am häufigsten von schweren Nebenwirkungen unter Fluorchinolonen betroffen sind, wollte eine Arbeitsgruppe des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WidO) herausfinden.
Fluorchinolone: Frauen und Jüngere besonders gefährdet
Die Forschenden haben anhand von Millionen Patientendaten von AOK-Versicherten den Zusammenhang zwischen einer Behandlung mit Fluorchinolonen und dem Auftreten schwerer Nebenwirkungen nach Alter und Geschlecht in Deutschland untersucht.
Dabei zeigte sich: Auch wenn entsprechende Wirkstoffe generell eher älteren und weiblichen Patient:innen verschrieben wurden und das Risiko mit dem Alter zunahm, wiesen auch zahlreiche jüngere Personen (18 bis 39 Jahre) ein hohes relatives Risiko für unerwünschte Ereignisse auf.
Zudem gelten Frauen als größte Risikogruppe, und zwar in verschiedenen Altersgruppen. So waren bei unter 40-jährigen Frauen das Sterberisiko und die Gefahr von Hepatotoxizität ebenso erhöht wie bei Patientinnen zwischen 40 und 69 Jahren. Ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen ließ sich dagegen besonders bei Männern im Alter unter 40 Jahren beobachten. Die unerwünschten Ereignisse traten dabei vor allem in den ersten Wochen nach Therapiebeginn auf.
„Daher sollte der Einsatz von Fluorchinolon-Antibiotika insbesondere bei diesen Risikogruppen und im Hinblick auf die schwerwiegenden Nebenwirkungen kritisch hinterfragt werden“, heißt es von den Expert:innen.
Generell war das Sterberisiko bei allen Patient:innen, die Fluorchinolone erhielten, im Vergleich zu anderen Antibiotika-Therapien deutlich erhöht. Wenig überraschend stieg die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten entsprechender Nebenwirkungen mit der Dosis.
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