Amitriptylin: Hautreaktionen durch Antidepressivum
Amitriptylin gehört zu den trizyklischen Antidepressiva und kommt zur Behandlung depressiver Erkrankungen wie Episoden einer Major Depression zum Einsatz. Weil eine Behandlung zu schweren Hautreaktionen führen kann, müssen die Produktinformationen von Arzneimitteln mit Amitriptylin, Amitriptylinoxid und der Wirkstoffkombi Amitriptylin/Amitriptylinoxid angepasst werden.
Der nichtselektive Monoamin-Wiederaufnahmehemmer Amitriptylin besitzt anticholinerge, analgetische und sedierende Eigenschaften. Amitriptylin blockiert die Rückresorption und somit die Inaktivierung der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin. Die antidepressive Wirkung setzt jedoch erst nach etwa zwei bis vier Wochen ein. Neben der Behandlung von depressiven Erkrankungen sind die Therapie neuropathischer Schmerzen und die Prophylaxe chronischer Spannungskopfschmerzen oder Migräne weitere Indikationsgebiete.
Zu den häufigsten unerwünschten Wirkungen gehören Mundtrockenheit, Miktionsstörungen, Verstopfung, eine Erhöhung des Augeninnendrucks, die Steigerung der Herzfrequenz, Gewichtszunahme, Libidoverlust, aggressive Stimmungen und zentralnervöse Störungen. Doch offenbar können Arzneimittel mit Amitriptylin auch schwere Hautreaktionen verursachen, wie nun in den Fach- und Gebrauchsinformationen gewarnt werden muss.
Amitriptylin: Warnung vor tödlichen Hautreaktionen
Grundlage ist eine Empfehlung des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA). Demnach ist ein kausaler Zusammenhang zwischen Amitriptylin und dem Auftreten einer Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) möglich. Fachpersonal und Patient:innen müssen daher entsprechend vor der neuen Nebenwirkung mit nicht bekannter Häufigkeit gewarnt werden.
In die Packungsbeilagen von Arzneimitteln mit Amitriptylin, Amitriptylinoxid und der Wirkstoffkombi Amitriptylin/Amitriptylinoxid muss künftig folgender Hinweis aufgenommen werden:
„Im Zusammenhang mit der Behandlung mit [Name des Arzneimittels]> wurden schwerwiegende Reaktionen der Haut einschließlich einer Arzneimittelwirkung mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS) berichtet.“
Patient:innen sollen die Behandlung beim Feststellen entsprechender Symptome sofort beenden und Arztrücksprache halten. Zu den möglichen Anzeichen gehören großflächiger Hautausschlag, hohe Körpertemperatur und vergrößerte Lymphknoten (DRESS oder Arzneimittelüberempfindlichkeitssyndrom).
Laut Fachinformation traten die bisher berichteten Fälle meist innerhalb von zwei bis sechs Wochen nach Behandlungsbeginn auf. Der Verlauf kann dabei lebensbedrohlich bis tödlich sein. Daher sollten Patient:innen zum Zeitpunkt der Verschreibung über die Anzeichen und Symptome informiert und sorgfältig auf Hautreaktionen überwacht werden. Treten entsprechende Symptome unter der Behandlung auf, ist ein Fortsetzen tabu. Stattdessen muss auf Alternativen ausgewichen werden.
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