Gehaltslücke: Rund 4 Euro/Stunde weniger für Frauen
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit – dieser Grundsatz ist bereits seit mehr als 60 Jahren europarechtlich verankert. Stichwort Entgeltgleichheit, und zwar unabhängig vom Geschlecht. Eigentlich. Denn nach wie vor bestehen hierzulande deutliche Unterschiede beim Gehalt zwischen Männern und Frauen. Genau lag die Gehaltslücke im Jahr 2024 bei 4,10 Euro pro Stunde.
Während männliche Angestellte im Schnitt 26,34 Euro brutto verdienten, waren es bei Frauen lediglich 22,24 Euro. Das zeigen aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Die Gründe für den Verdienstunterschied schlüsseln die Expert:innen wie folgt auf:
- 87 Cent entfallen auf Unterschiede beim Beruf und der Branche.
- 79 Cent sind durch einen unterschiedlichen Beschäftigungsumfang bedingt.
- 48 Cent fehlen aufgrund von abweichenden Qualifikationsansprüchen.
- 23 Cent kommen durch vermehrte geringfügige Beschäftigungen zustande.
- 18 Cent entfallen auf unterschiedliche Ausbildungsabschlüsse.
- 3 Cent bilden sonstige Faktoren.
Insgesamt ergibt sich somit eine unbereinigte Gender Pay Gap von 16 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr sind das zwei Prozentpunkte weniger – ein Rückgang, wie er seit Beginn der Berechnungen nicht beobachtet werden konnte, so das Statistische Bundesamt. Den Grund sehen die Expert:innen im Anstieg der Bruttogehälter bei Frauen um 8 Prozent – von durchschnittlich 2.633 Euro auf 2.851 Euro –, wohingegen es bei Männern im Schnitt lediglich 5 Prozent – von 3.873 Euro auf 4.078 Euro waren.
Zum Vergleich: PTA verdienen laut Bundesrahmentarifvertrag selbst ab dem 15. Berufsjahr nur 3.172 Euro brutto im Monat. Im Tarifgebiet Nordrhein sind es ab dem zehnten Berufsjahr durch den neuen Tarifvertrag 3.226 Euro, in Sachsen ab dem sechsten Berufsjahr 2.982 Euro.
Gehaltslücke: Bereinigte Gender Pay Gap bei 6 Prozent
Trotz der Verbesserungen ist der Abstand zwischen den Gehältern mit 16 Prozent weiterhin groß. Hinzukommt, dass sich deutliche Unterschiede zwischen Osten und Westen zeigen. Während die Gehaltslücke 2024 in den östlichen Landesteilen im Schnitt 5 Prozent betrug, waren es im Westen 17 Prozent.
Die bereinigte Gender Pay Gap – sprich die 1,52 Euro Differenz beim Stundenlohn (= 37 Prozent), die sich nicht anhand von Unterschieden bei Qualifikationen, Tätigkeiten und Erwerbsbiografien erklären lassen, verbesserte sich zudem nicht, sondern blieb im Vergleich zu 2023 konstant bei 6 Prozent. „Demnach verdienten Arbeitnehmerinnen im Durchschnitt auch bei vergleichbarer Tätigkeit, Qualifikation und Erwerbsbiografie im Jahr 2024 pro Stunde 6 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen (westliche Bundesländer: 6 Prozent, östliche Bundesländer: 8 Prozent)“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Dabei handelt es sich um eine Art „Obergrenze“ für eine mögliche Verdienstdiskriminierung von Frauen, weil die Gehaltslücke laut den Expert:innen geringer ausfallen würde, wenn weitere Faktoren wie Erwerbsunterbrechungen aufgrund von Schwangerschaft, der Geburt von Kindern oder der Pflege von Angehörigen berücksichtigt würden, die oftmals Frauen betreffen.
Kein Wunder, dass mehr als die Hälfte der erwerbstätigen Frauen trotz Arbeit nicht oder kaum von ihrem Gehalt leben kann beziehungsweise die eigene Existenz nicht über den gesamten Lebensverlauf absichern kann, wie aktuelle Berechnungen im Auftrag der DGB-Frauen zeigen. Kommen Kinder hinzu, wird die Situation noch problematischer: Demnach verdienen 70 Prozent der Frauen nicht ausreichend, um sich und ihr Kind langfristig zu vorzusorgen.
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