Der Termin in der Zahnarztpraxis gehört für viele Menschen zu den unangenehmsten Arztbesuchen – erst recht, wenn akute Beschwerden vorliegen. Denn dies ist meist mit Schmerzen verbunden, und zwar auch noch nach der Behandlung. Dann ist schnelle Linderung gefragt. Doch was hilft bei Zahnschmerzen am besten – Ibuprofen, Paracetamol oder Opioide?
Ob nicht-opioide Schmerzmittel mit Wirkstoffen wie Ibuprofen und Paracetamol bei Schmerzen nach zahnmedizinischen Eingriffen wie Wurzelbehandlungen und Co. ebenso wirksam sind wie Opioide, wollten Forschende herausfinden. Dafür haben sie mehr als 1.800 Patient:innen untersucht, die sich einer Weisheitszahnbehandlung unterzogen hatten und anschließend Arzneimittel zur Schmerzlinderung erhielten – entweder Opioide oder eine Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol. Letztere war sogar besser wirksam.
Wirkstoffcheck
Opioide binden an Opioid-Rezeptoren, wodurch die Weiterleitung von Schmerzimpulsen an die Nervenzellen oder deren Synapsen gehemmt wird. Die Wirkstoffe besitzen unter anderem schmerzlindernde, dämpfende, beruhigende und psychotrope Eigenschaften. Angewendet werden Opioide zur Behandlung von akuten und chronischen starken Schmerzen und zur Sedierung. Zur Wirkstoffgruppe zählen unter anderem Tramadol und Oxycodon.
Ibuprofen gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt die Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff kommt bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
Paracetamol kommt zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber zum Einsatz. Der Wirkstoff besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften, wirkt jedoch im Gegensatz zu Ibuprofen kaum entzündungshemmend. Der genaue Wirkmechanismus von Paracetamol ist noch nicht eindeutig geklärt, allerdings wird der antipyretische Effekt auf einen Einfluss auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückgeführt. Außerdem bewirkt Paracetamol eine Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese und hemmt die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach.
Die Studie
In einer randomisierten Studie der Rutgers Health Universität (USA) wurde jeweils ein Teil der zahnärztlich behandelten Patient:innen anschließend mit einer Kombination aus Ibuprofen und Paracetamol behandelt oder mit dem Opioid Hydrocodon und zusätzlich Paracetamol. Anschließend wurde überprüft, welche Therapie besser gegen die Zahnschmerzen anschlug. Dafür sollten die Teilnehmenden in der Woche nach der Operation ihr Schmerzniveau und andere Ergebnisse, wie etwa die Schlafqualität beurteilen.
Ibuprofen + Paracetamol lindern Zahnschmerzen effektiv
Das Ergebnis: Arzneimittel mit Ibuprofen und Paracetamol konnten die Zahnschmerzen wirksamer lindern als Opioide. So hatten Patient:innen, die mit der Kombi aus nicht-opioiden Schmerzmitteln behandelt wurden, selbst in der „Spitzenschmerzphase“ in den ersten zwei Tagen nach dem Eingriff weniger Schmerzen, Schlafprobleme und Beeinträchtigungen der Lebensqualität als unter der Einnahme der Kombination aus Opioid und Paracetamol. Somit wurden seltener zusätzliche Präparate zur Schmerzlinderung notwendig und die Zufriedenheit mit der Behandlung fiel höher aus.
Dies sollte bei der Verordnung von Arzneimitteln zur Linderung von Zahnschmerzen nach entsprechenden Eingriffen entsprechend berücksichtigt werden, fordern die Autor:innen – insbesondere in Anbetracht des hohen Abhängigkeitspotenzials bei Opioiden. „Wir können mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass Opioide nicht routinemäßig verschrieben werden sollten und dass es Patienten viel besser gehen wird, wenn ihre Zahnärzte die nicht-opioidhaltige Kombination verordnen“, so ihr Fazit.
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