Glucocorticoide wie Cortison oder Methylprednisolon finden bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen Anwendung. Doch leiden Patient:innen an einer Schilddrüsenüberfunktion – Hyperthyreose –, ist Vorsicht geboten. Denn unter Methylprednisolon droht das Risiko einer thyreotoxischen periodischen Paralyse (TPP).
Bei einer TPP kommt es wiederkehrend zu (Teil-)Lähmungen der Skelettmuskulatur und Hypokaliämien, die durch eine thyreotoxische Krise – ausgelöst durch eine plötzliche Freisetzung der Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Thyroxin (T4) sowie eine erhöhte Aktivität der Natrium-Kalium-ATPase – entstehen. TPP tritt sehr selten auf, meist bei älteren Patient:innen. Neben Erkrankungen wie Morbus Basedow und Thyreoiditis gilt die Einnahme bestimmter Arzneimittel als Risikofaktor für das Auftreten.
Auch Methylprednisolon kann bei Schilddrüsenpatient:innen das Risiko für eine TPP erhöhen, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) informiert. Daher müssen die Fach- und Gebrauchsinformationen entsprechender Arzneimittel zur systemischen Anwendung angepasst werden.
Methylprednisolon ist ein Glucocorticoid und besitzt unter anderem entzündungshemmende Eigenschaften. Der Wirkstoff kommt bei Erkrankungen zum Einsatz, die zu einer Überaktivität des Immunsystems führen, darunter rheumatische und Atemwegserkrankungen, Neurodermitis und Urtikaria sowie Morbus Addison. Die Wirkung wird darauf zurückgeführt, dass der Wirkstoff in die Proteinbiosynthese eingreift und so die Überfunktion des Immunsystems hemmt. Arzneimittel mit Methylprednisolon stehen als Tabletten, Injektion und Infusion sowie zur topischen Anwendung zur Verfügung.
Methylprednisolon: Hinweis auf Risiko einer TPP
Wie es im Beschluss der Koordinierungsgruppe der Europäischen Arzneimittelagentur mit Verweis auf die Empfehlungen des Ausschusses für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz (PRAC) heißt, ist ein kausaler Zusammenhang zwischen dem vermehrten Auftreten einer TPP unter der Einnahme von Methylprednisolon eine begründete Möglichkeit, weshalb entsprechende Hinweise an Patient:innen und das Fachpersonal gegeben werden sollen.
Demnach sollen Schilddrüsenpatient:innen laut Packungsbeilage vor der Einnahme von Methylprednisolon Rücksprache mit ihrem Arzt/ihrer Ärztin halten. Zudem wird in Abschnitt 2 der Hinweis aufgenommen, dass beim Auftreten von Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Krämpfen und dem Gefühl von Steifigkeit sofort ein/e Ärzt:in kontaktiert werden muss, weil es sich dabei um Anzeichen einer TPP handeln kann. „Möglicherweise benötigen Sie eine zusätzliche Behandlung, um die Symptome der Erkrankung zu lindern.“
Zeigen sich Symptome einer TPP, sind Behandelnde laut Fachinformation angehalten, den Kaliumspiegel im Blut engmaschig zu überwachen und bei Bedarf eine geeignete Behandlung einzuleiten, um diesen wieder zu normalisieren.
„Zur Klarstellung und Vermeidung von möglichen Anfragen bestätigen wir, dass hier nur Mono-Arzneimittel, die Methylprednisolon in Darreichungsformen zur systemischen Anwendung enthalten, betroffen sind“, heißt es vom BfArM.
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