Eine Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betrifft vor allem Kinder. Doch auch unter den Erwachsenen steigt die Zahl der Betroffenen. In puncto Behandlung zeigt sich dabei: Bei Erwachsenen mit ADHS sind offenbar nur Arzneimittel wirksam.
ADHS gehört zu den häufigsten psychischen Störungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen. So sind allein hierzulande schätzungsweise zwischen 2 und 6 Prozent von ihnen betroffen. Kennzeichen sind Hyperaktivität, Unaufmerksamkeit und Impulsivität. Als medikamentöse Behandlung kommen unter anderem Wirkstoffe wie Atomoxetin oder Methylphenidat zum Einsatz. Zudem ist jedoch auch eine Verhaltenstherapie angezeigt. Bei Erwachsenen mit ADHS bleibt diese dagegen meist ohne Erfolg, sodass an Arzneimitteln für sie kein Weg vorbeiführt.
ADHS stellt eine Neurotransmitterstörung des Dopaminrezeptors dar und ist in vielen Fällen erblich bedingt. Die Erkrankung entwickelt sich meist im Kindes- und Jugendalter, kann jedoch bis ins Erwachsenenalter fortbestehen. Demnach leiden hierzulande schätzungsweise zwei Millionen Erwachsene an ADHS – häufig ohne es zu wissen. Bei ihnen zeigt sich die Erkrankung beispielsweise in Form von Konzentrationsstörungen, innerer Unruhe, Gefühlsschwankungen und einer erhöhten Risikobereitschaft.
Die Studie
Um zu überprüfen, welche Behandlungsoption bei Erwachsenen mit ADHS am besten geeignet ist, haben Forschende der Universität Oxford Daten von knapp 15.000 Patient:innen aus 113 Studien analysiert. Denn: „Die relativen Vorteile und Schäden der verfügbaren Interventionen für ADHS bei Erwachsenen sind weiterhin unklar. Unser Ziel war es, diese wichtigen Wissenslücken zu schließen“, heißt es. Die betroffenen Patient:innen wurden entweder medikamentös behandelt oder erhielten eine psychologische oder neurostimulierende Therapie.
Das Ergebnis: Arzneimittel bei Erwachsenen mit ADHS wirksam
Dabei zeigte sich: Die unter anderem in der Therapie von betroffenen Kindern und Jugendlichen bewährten Wirkstoffe wie Atomoxetin und Methylphenidat konnten auch bei Erwachsenen mit ADHS für eine schnelle Linderung der Beschwerden sorgen, wie Befragungen von behandelnden Ärzt:innen sowie Patient:innen selbst ergaben. Die Wirkung wurde jeweils als „moderat“ eingestuft, weil zwar die Kernsymptome der Erkrankung, nicht aber die Lebensqualität an sich verbessert wurde.
Während die Einnahme von Methylphenidat mit einer hohen Therapietreue verbunden war, zeigte sich bei Atomoxetin zudem eine deutlich geringere Akzeptanz. Den Grund dafür führen die Forschenden auf die häufig damit verbundenen Nebenwirkungen wie Herzrasen, Bluthochdruck, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen zurück. Demgegenüber konnte Atomoxetin die Kernsymptome zwölf Wochen nach Therapiebeginn um 22 Prozent verbessern, nach sechs Monaten um 32 Prozent.
Eine Psychotherapie allein erzielte dagegen kaum eine Besserung, sondern konnte lediglich in Kombination mit einer medikamentösen Behandlung zum Erfolg führen. Gleiches galt für die Methode der tiefen Hirnstimulation.
Auf Grundlage der Ergebnisse gelte es nun, weitere Langzeituntersuchungen vorzunehmen und entsprechende Leitlinien für die Behandlung zu erarbeiten beziehungsweise zu aktualisieren, so die Forschenden.
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