Dass Antibiotika während der Schwangerschaft besser mit Vorsicht angewendet werden sollten, ist bekannt. Doch bereits zuvor birgt die Einnahme offenbar Gefahren. So können einige Antibiotika das Risiko für Unfruchtbarkeit bei Frauen erhöhen, zeigt eine Studie.
Forschende der Chinese University of Hong Kong haben untersucht, wie sich die Einnahme von Antibiotika bei Frauen im gebärfähigen Alter auf ihre auf die reproduktive Gesundheit und den Schwangerschaftsverlauf auswirkt. Für ihre Metanalyse haben sie Daten aus 15 Studien mit insgesamt mehr als 1,2 Millionen Teilnehmerinnen herangezogen. Dabei wurden jeweils unterschiedliche Wirkstoffgruppen untersucht.
Die Ergebnisse wurden im Fachmagazin eClinical Medicine veröffentlicht. Sie zeigen: Nahmen Frauen vor einer geplanten Empfängnis Antibiotika ein, stieg oftmals das Risiko für Unfruchtbarkeit.
Auf den Wirkstoff kommt es an
Entscheidend war jedoch, welche Wirkstoffe zum Einsatz kamen. So war der Einfluss auf die Fertilität demnach am größten, wenn Makrolidantibiotika wie Azithromycin genutzt wurden, die die Fekundabilität – die Empfängniswahrscheinlichkeit pro Menstruationszyklus – um bis zu 35 Prozent verringerten. Doch auch unter Sulfonamiden kam es deutlich häufiger zu Problemen, schwanger zu werden – die Wahrscheinlichkeit einer Infertilität war um das 2,35-Fache erhöht.
Dagegen reduzierte sich die Gefahr unter der Verwendung einiger Beta-Laktam-Antibiotika sowie Chinolone sogar. Bei Tetrazyklinen war je nach Wirkstoff ein erhöhtes oder verringertes Risiko für Infertilität festzustellen.
Übrigens: In einer der berücksichtigten Studien aus Dänemark wurde die Fertilität von Apothekenmitarbeiterinnen untersucht, die im Arbeitsalltag mit Antibiotika umgingen. Dabei zeigte sich unter einigen Wirkstoffen ebenfalls ein erhöhtes Risiko für Fruchtbarkeitsprobleme.
Risiko für Unfruchtbarkeit durch Antibiotika nicht eindeutig belegt
„Die Einnahme von Antibiotika vor der Empfängnis erhöht bei Frauen das Risiko von Unfruchtbarkeit, Fehlgeburten und angeborenen Fehlbildungen“, lautet das Fazit der Forschenden. Mögliche Gründe für die Störung der weiblichen Reproduktionsgesundheit durch einige Antibiotika sehen sie dabei in einer Störung des Darmmikrobioms sowie in der entzündungshemmenden Wirkung, die den wesentlichen Entzündungsprozess während der Embryoimplantation beeinträchtigen könne. Nun brauche es weitere Forschung, um die genauen Zusammenhänge zu verdeutlichen.
Kritisiert wird jedoch, dass in der Studie lediglich eine begrenzte Zahl von Untersuchungen berücksichtigt wurde. Außerdem gab es keine Hinweise zu Dosierungsschema, Behandlungshäufigkeit und pharmakokinetischer Konzentration während der Empfängnisperiode. Hinzukommt, dass der mögliche Einfluss von Infektionen, die die Antibiose überhaupt notwendig machen, auf die Fruchtbarkeit unberücksichtigt blieb.
Frauen mit Kinderwunsch sollten somit nicht auf eine notwendige Antibiotikatherapie verzichten, weil sie Risiken für sich und das ungeborene Kind fürchten, heißt es von Reproduktionsexpert:innen daher.
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