Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern zum Einsatz kommen sollen. Welchen Einfluss eine frühe Behandlung mit Antibiotika auf die spätere Gesundheit von Kindern hat, haben Forschende untersucht und ein erhöhtes Risiko für bestimmte Erkrankungen festgestellt.
Für Antibiotika-haltige Säfte für Kinder gilt weiterhin ein Versorgungsmangel. Und das, obwohl sich die Engpasssituation der Herbst/Winter-Saison 2022/23 sowie 2023/24 inzwischen entspannt hat. Demnach kann der Bedarf bei vielen Präparaten nicht nur gedeckt werden, sondern wird mitunter sogar überstiegen, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte vor Kurzem deutlich gemacht hat. Doch sollten die kleinen Patient:innen überhaupt mit Antibiotika behandelt werden? Wie aktuelle Daten zeigen, kann die frühe Gabe von Antibiotika bei Kindern das Risiko für Asthma und Hauterkrankungen erhöhen.
Antibiotika für Kinder: Risiko für Asthma und Hauterkrankungen erhöht?
Wie sich eine Antibiose in den ersten Lebensmonaten auf die spätere Gesundheit auswirkt, wollten Forschende herausfinden. Konkret ging es um die Frage, ob Antibiotika bei Kindern das Risiko für bestimmte Erkrankungen erhöhen. Dafür wurden Daten von mehr als 11.000 Kindern aus Finnland, die zwischen 2008 und 2010 geboren wurden, untersucht. 1.255 von ihnen erhielten im Neugeborenenalter – innerhalb der ersten 14 Lebenstage – ein Antibiotikum, weitere 1.777 innerhalb der ersten sechs Monate. Anschließend wurde überprüft, ob und wie häufig die kleinen Patient:innen an Neurodermitis, atopischer Dermatitis oder Asthma erkrankten und ob sich diesbezüglich ein Zusammenhang zur Antibiotikagabe feststellen ließ. Dafür haben die Forschenden Modellberechnungen durchgeführt.
Das Ergebnis
Eine Antibiose, die im Neugeborenenalter erfolgte, sorgte im Anschluss für mehr Fälle von atopischer Dermatitis bei den behandelten Patient:innen. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Antibiotikaexposition in der Neugeborenenperiode und im frühen Säuglingsalter mit einem erhöhten Risiko für atopische Erkrankungen im Kindesalter […] verbunden ist“, heißt es in der Studie. Wurden Antibiotika bis zu einem Alter von sechs Monaten verabreicht, steigerte dies außerdem das Risiko, innerhalb der nächsten acht bis neun Jahre an Neurodermitis oder Asthma zu erkranken. Auch die Notwendigkeit einer Anwendung von inhalativen Kortikosteroiden erhöhte sich in diesem Zeitraum.
Insbesondere im Hinblick auf vermehrte Asthmaerkrankungen bestätigen die Ergebnisse laut den Autor:innen frühere Beobachtungen. Es sei jedoch noch nicht klar, ob die frühe Gabe von Antibiotika womöglich eher einen Indikator für häufigere und schwerwiegendere Atemwegsinfektionen darstellt, die mit der Entwicklung von Asthma in Zusammenhang stehen.
Als mögliche Gründe für das erhöhte Risiko bestimmter Erkrankungen führen die Forschenden Störungen des Darm- und Nasenmikrobioms an, die mit einer frühen Antibiose in Verbindung stehen könnten. Um die genauen Mechanismen zu entschlüsseln, brauche es jedoch weitere Forschung. Außerdem geben sie zu bedenken, dass eine Antibiotikatherapie bei der Behandlung kranker Neugeborener und Säuglinge oftmals von entscheidender Bedeutung ist. Dabei sollte jedoch das Bewusstsein für mögliche Langzeitfolgen geschärft werden, so der Appell.
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