Weil die Verfügbarkeit von Humaninsulinen hierzulande ab 2025 laut der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) erheblich eingeschränkt sein wird, rufen die Expert:innen zum frühzeitigen Handeln auf und liefern Tipps für die Umstellung von betroffenen Patient:innen.
Nach dem Produktionsstopp von Sanofi hat vor Kurzem auch Novo Nordisk angekündigt, eine Angebotsanpassung vorzunehmen und seine Humaninsuline schrittweise vom Markt zu nehmen. Dies führt laut der DDG ab dem kommenden Jahr zu erheblichen Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Humaninsulinen. Da etwa 10 Prozent der insulintherapierten Diabetes-Patient:innen hierzulande ein Humaninsulin erhalten, sind laut den Expert:innen rund 240.000 Menschen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 betroffen. Für sie wird eine Umstellung fällig. Diese sollte frühzeitig begonnen werden.
Humaninsulin: Umstellung frühzeitig beginnen
Zwar werde es bei Insulin Stand jetzt generell nicht zu einer relevanten Insulinknappheit und Lieferengpässen an sich kommen, allerdings sollten bereits frühzeitig notwendige Maßnahmen für eine kontinuierliche Versorgung und Umstellung getroffen werden. Die Expert:innen liefern daher detaillierte Tipps:
- Wechsel auf Humaninsuline anderer Hersteller: Hierzulande sind künftig nur noch Präparate von Eli Lilly auf dem Markt. Es ist laut der DDG jedoch nicht klar, wie der Hersteller „weiter mit der Herstellung und dem Vertrieb von Humaninsulinen verfahren wird.“ Zudem sind eine Einweisung und Schulung zur Umstellung auf andere Pens notwendig.
- Wechsel von kurzwirksamem Humaninsulin (Actrapid) auf schnellwirkendes Insulinanalogon: Eine größere Dosisänderung ist nicht nötig, allerdings sollten Patient:innen beim Spritz-Ess-Abstand den schnelleren Wirkeintrit und die kürzere Wirkdauer beachten.
- Umstellung von NPH-verzögertem Basalinsulin (Protaphane) auf Basalinsulinanalogon: Da das Basalinsulinanalogon lediglich einmal täglich verabreicht wird, sollte die bisherige Gesamt-Tagesdosis an Insulin bei der Umstellung zunächst um 10 bis 20 Prozent reduziert werden. Eine Resuspension ist nicht nötig.
- Morgendliche, statt abendliche Gabe eines ungefähr 24 Stunden wirksamen Basalinsulinanalogons: Die Umstellung verringert das Risiko von nächtlichen Hypoglykämien und ist besser in den Tagesablauf integrierbar.
- Wechsel von Insulin detemir (Levemir) auf anderes langwirkendes Basalinsulinanalogon: Auch hier wird mitunter – auch abhängig vom Diabetestyp – eine Dosisreduktion von 10 bis 20 Prozent empfohlen, da die anderen langwirkenden Insulinanaloga Insulin glargin, Insulin degludec, Insulin icodec eine längere Wirkdauer haben. Bei Typ-1-Diabetiker:innen ist mit stärkeren Glukosestoffwechseländerungen zu rechnen als bei Typ-2-Diabetes.
- Umstellung von Mischinsulinen (Actraphane) auf andere verfügbare Mischinsuline oder ein etwa 24 Stunden wirksames Basalinsulinanalogon: Wird auf ein Basalinsulinanalog umgestellt, sollte zur Planung der Umstellungsdosis der langwirksame Anteil des Mischinsulins zur herangezogen und anfänglich um 10 bis 20 Prozent reduziert werden. Beispiel: Bei der bisherigen Gabe von Actraphane 30/70 (20 E morgens und 10 E abend) beträgt die Gesamtinsulindosis 30 E, wovon 70 Prozent (etwa 20 E) langwirkender Humaninsulinanteil sind. Basierend darauf kann das neue Basalinsulinanalogon anfänglich mit 16 bis 18 E einmal täglich dosiert werden. Eine begleitende Therapie mit Antidiabetika ist gegebenenfalls anzupassen.
- Umstellung von Insulinpumpen mit Fiasp PumpCart: Hier ist ein Wechsel auf das schnellwirkende Insulinanalogon Insulin Fiasp für die Pumpenbehandlung möglich.
Patient:innen bei Umstellung überwachen
Generell seien in der Phase der Umstellung häufigere Kontrollen der Stoffwechsellage und Dosisanpassungen sowie eine engmaschige Betreuung notwendig, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden. Da die individuellen Diabetesverläufe und Behandlungsbedürfnisse aufgrund verschiedener Faktoren wie Stoffwechselsituation, Körpergewicht und Alter unterschiedlich sind, können die Hinweise zudem nur als grobe Anhaltspunkte dienen.
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