Personalmangel, Lieferengpässe, bürokratische Hürden: Es gibt verschiedene Gründe, warum in der Apotheke Mehrarbeit anfällt. Werden diese von dem/der Chef:in angeordnet, dürfen PTA und andere Mitarbeitende meist nicht ablehnen. Generell gilt für zahlreiche Angestellte: Überstunden ja, aber nur geplant.
Allein fünf Millionen Überstunden müssen Apotheken pro Jahr aufbringen, um trotz Lieferengpässen passende Arzneimittel zu finden, wie es zuletzt auf Plakaten im Rahmen einer Abda-Kampagne hieß, die jedoch inzwischen entfernt wurden. Somit führt an Mehrarbeit für viele Apothekenangestellte kein Weg vorbei. Zwar wird diese gemäß Bundesrahmentarifvertrag vergütet, und zwar mit Zuschlägen. Doch Spontaneität – sprich Überstunden, die nicht planbar sind – sind für viele Mitarbeitende ein No-Go, zeigt eine Studie.
Übrigens: Um die Anreize für Mehrarbeit zu erhöhen, plant die Bundesregierung derzeit steuerfreie Überstunden.
Mehrarbeit: Anfrage sorgt für Stress
In der Studie „I didn’t see that coming!…“, die im Fachjournal „Personnel Psychology“ veröffentlicht wurde, haben Forschende aus den USA überprüft, wie Mitarbeitende auf Mehrarbeit oder eine deutlich erhöhte Arbeitsbelastung reagieren. Dafür wurden sie über einen Zeitraum von drei Wochen mehrmals täglich – morgens, mittags und abends – mittels Fragebögen zu ihrem Arbeitsalltag, ihrer Belastung und den damit einhergehenden Empfindungen befragt.
Das Ergebnis: Gab es große Unterschiede zwischen der erwarteten und der tatsächlichen Belastung – sprich wurden Überstunden gefordert –, sorgte dies nicht nur für Unbehagen, sondern auch für Stress und Ängste. So tauchten unter anderem Fragen auf, wie ob es sich dabei um eine Ausnahme oder künftig die Regel handelt, wie die zusätzliche Arbeit zu schaffen sein soll und wie sich dies auf die Planung im Privatleben auswirken könnte.
Achtung: Auch wenn Chef:innen Überstunden anordnen, müssen dabei die Regelungen des Arbeitszeitgesetztes zu Höchstarbeitszeiten und Co. beachtet werden.
Überstunden wenn überhaupt nur planbar
Insbesondere, wenn Überstunden nicht planbar sind, sondern spontan angefragt beziehungsweise angeordnet werden, wirkt sich dies negativ aus. So sind die Folgen einer unerwarteten höheren Arbeitsbelastung insgesamt stärker als die Auswirkungen einer hohen, aber erwarteten Arbeitsbelastung. Demnach sind viele Beschäftigte zwar bereit, Mehrarbeit zu leisten, aber nur, wenn das Leben und die Arbeit weitgehend planbar bleiben.
Als besonderes Negativbeispiel zeigt sich in der Studie der Fall, dass erst kurz vor Feierabend gefragt wird, ob Angestellte länger bleiben können. Dadurch geraten sämtliche Pläne durcheinander, was wiederum Stress und ein Gefühl von Kontrollverlust hervorruft und langfristig das Risiko für Burnout erhöht. Mehr noch: Auch die Arbeitsleistung am nächsten Tag kann dadurch beeinträchtigt werden. Ähnlich verhält es sich, wenn kurzfristig Wochenenddienste übernommen werden sollen.
Das Fazit der Forschenden: Mitarbeitende sollten so früh wie möglich über anstehende Mehrarbeit informiert werden, damit die Überstunden für sie möglichst planbar sind und sie sich emotional darauf einstellen können – auch wenn sich dies nicht immer umsetzen lässt.
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