Die Apothekenzahl hat hierzulande einen neuen Tiefpunkt erreicht. Die Folge: Die verbliebenen Apotheken müssen immer mehr Menschen versorgen. Das gilt auch für das Team der Rheingold Apotheke in Sankt Goarshausen (Rheinland-Pfalz). Um die Nachbargemeinde Sankt Goar mit Arzneimitteln zu versorgen, erfolgt der Botendienst per Fähre.
Für die Lieferung von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln im Wege des Botendienstes kann seit Anfang 2021 je Lieferort und Tag ein Zuschlag in Höhe von 2,50 Euro zuzüglich Umsatzsteuer erhoben werden. Doch Pflicht ist der Service für die Apotheke nicht. Bei der Rheingold Apotheke in Sankt Goarshausen gehört dieser jedoch zum Alltag. Mehr noch. Nachdem die letzte Apotheke in der Nachbargemeinde Sankt Goar im Juni schließen musste, war zunächst unklar, wie die Bürger:innen weiter mit Arzneimitteln versorgt werden können. Doch das Team aus Sankt Goarshausen will einspringen, und zwar einmal quer über den Rhein.
Denn Sankt Goar liegt zwar Luftlinie nur wenige hundert Meter entfernt, allerdings gibt es eine Hürde: den Rhein. Dieser trennt die beiden Dörfer und eine Brücke gibt es nicht. Der Botendienst muss also per Fähre erfolgen. Da musste Jürgen Stutzmann, Inhaber der Rheingold Apotheke, nicht lange überlegen, als ihn der Bürgermeister aus Sankt Goar kontaktierte und bat, die Versorgung der Bürger:innen zu übernehmen. Für Stutzmann eine Herzensangelegenheit. Zwar war die andere Rheinseite für ihn bisher eher ein „weißer Fleck auf der Landkarte“, dennoch möchte er für die Patient:innen da sein.
Botendienst per Fähre: Apotheke versorgt Nachbargemeinde
Schon jetzt übernimmt seine Apotheke an mehreren Abenden pro Woche täglich zahlreiche Arzneimittelieferungen. Selbst bis zu 100 Kilometer entfernte Kliniken aus dem Umkreis werden versorgt. Nun kommt auch die Belieferung der Nachbargemeinde hinzu. Der Botendienst per Fähre ist durch die Abfahrtszeiten bei oftmals schwer planbaren Lieferungen eine logistische Herausforderung. Hinzukommen der zeitliche Aufwand und die anfallenden Gebühren für die Überfahrt. Doch gemeinsam mit seinem Team wird diese gerne angenommen. Schließlich geht es um die essentielle Versorgung mit Arzneimitteln. Und so will das Team „alles möglich machen, was geht“, so Stutzmann. Die ersten Patient:innen aus Sankt Goar waren sogar schon persönlich in der Apotheke vor Ort.
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