Nicht nur antibiotikahaltige Säfte für Kinder sind weiter knapp, sondern auch andere Antibiotika sind von Lieferengpässen betroffen. Ein Beispiel sind Präparate mit dem Wirkstoff Azithromycin. Und auch bei Doxycyclin gibt es einen Engpass. Einen Grund für die angespannte Situation sieht Pro Generika in den zu niedrigen Preisen. Demnach seien Antibiotika mitunter günstiger als Kaugummis.
Hunderte Arzneimittel finden sich auf der Liste der beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gemeldeten Lieferengpässe. Darunter auch einige Antibiotika. Durch die Engpässe bei Azithromycin und Doxycyclin ist derzeit vor allem die Versorgung von Patient:innen mit sexuell übertragbaren Infektionen (STI) in Gefahr, wie die Arbeitsgemeinschaft ambulant tätiger Ärzt:innen für Infektionskrankheiten und HIV-Medizin (dagnä), die Deutsche Aidshilfe (DAH) und die Vertretung HIV-kompetenter Apotheken (DAHKA) bereits Alarm geschlagen hatten.
Doch halten die Engpässe weiter an, könnte sich die Situation weiter verschärfen, sodass in der bald beginnenden Erkältungssaison noch wesentlich mehr Menschen betroffen sein können und die Versorgung „wacklig ist“, gibt Pro Generika-Geschäftsführer Bork Bretthauer zu bedenken. Denn das Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) konnte bisher nichts an der Situation ändern.
Antibiotika kosten weniger als Kaugummis
Eine Mitschuld an den Engpässen bei Antibiotika haben laut Bretthauer die „ruinösen Rahmenbedingungen“, allem voran die zu geringen Preise. „Lebensrettende Medikamente sind zu Cent-Artikeln geworden, für die es nur noch wenige Hersteller gibt – und die infolgedessen immer wieder knapp werden.“ Demnach bringe die 10er-Packung Doxycyclin einem Hersteller nur 42 Cent ein, worauf zusätzlich noch Nachlässe gemäß den Rabattverträgen gewährt werden müssten. „Dass so ein Geschäft kaum mehr wirtschaftlich zu betreiben ist, zeigt die Anzahl der Hersteller.“ Denn diese habe sich von ursprünglich 20 Unternehmen, die Doxycyclin produzieren, auf lediglich zwei verringert.
Auch bei anderen Antibiotika sehe es kaum besser aus. Für eine 10er-Packung Cotrimoxazol liege der Preis bei nur 70 Cent, für Penicillin V bei 71 Cent. „10 lebensrettende Antibiotika-Tabletten sind günstiger als 10 Kaugummis“, fasst Bretthauer zusammen.
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