89 Prozent der Apothekenangestellten sind weiblich – und noch immer gilt: Apotheke und Familie lassen sich gut vereinbaren – wären da nicht die langen Öffnungszeiten und der späte Feierabend. Hätten Angestellte die Wahl, würden nur etwa 3 Prozent länger als bis 18 Uhr arbeiten, wie eine aktuelle Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.
Die Mehrheit der PTA (84 Prozent) ist mit dem Arbeitsplatz zufrieden. Doch die Arbeit in Vollzeit ist in der Apotheke ein Auslaufmodell – mehr als 81.000 Apothekenangestellte arbeiten in Teilzeit – vorzugsweise am Vormittag, auf einen späten Feierabend nach 18 Uhr hat kaum jemand Lust. Kein Wunder, dass sich 78 Prozent der PTA flexible Arbeitszeiten wünschen, wie der große PTA IN LOVE-Gehaltsreport zeigt.
Feierabend spätestens um 18 Uhr
Könnten Berufstätige wählen, würden 97 Prozent spätestens um 18 Uhr Feierabend machen – nur 3 Prozent würden darüber hinaus arbeiten wollen. Der Studie zufolge gilt dies für Eltern genauso wie für kinderlose Beschäftigte. Dass Abendarbeit in der Realität deutlich häufiger vorkomme, habe nichts mit den Interessen von Beschäftigten zu tun, heißt es.
Abendarbeit beeinträchtigt Gesundheit und Work-Life-Balance
Kein Wunder, denn Arbeit am Abend kann Stress, Schlafprobleme und emotionale Erschöpfung begünstigen, denn die Work-Life-Balance wird beeinträchtigt. Sie sei nicht vereinbar mit dem Rhythmus des sozialen Lebens. Schließlich sei die moderne Erwerbsgesellschaft als „Abend- und Wochenendgesellschaft“ strukturiert, „in der die Zeit am Abend und am Wochenende als sozial besonders wertvoll eingeschätzt wird“, so WSI-Forscherin und Soziologin Dr. Yvonne Lott.
Eine Analyse zeigt, dass der Großteil der Erwerbstätigen je nach Arbeitsbeginn zwischen 14 und 17 Uhr Feierabend machen könnte. Frauen wollen im Schnitt rund eine Stunde früher aufhören als Männer – sowohl mit als auch ohne Kinder.
„Beschäftigte, und das gilt auch für Eltern, wollen nicht bis 22 Uhr oder 23 Uhr am Abend arbeiten. Was sie wollen, ist ein Feierabend spätestens um 17 Uhr beziehungsweise 16 Uhr“, so die WSI-Expertin. Wenn es darum gehe, Vereinbarkeitsprobleme zu lösen, liege eine andere Lösung auf der Hand: „Die Einführung der Viertagewoche würde Spielraum für private Verpflichtungen schaffen. Weil dadurch die Produktivität nachweislich steigt, könnten Beschäftigte und Unternehmen gleichermaßen profitieren.“
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