Lieferengpässe sind an der Tagesordnung. Es vergeht wohl kein Tag, an dem das Apothekenpersonal keinen Engpass verwalten muss. Eine Studie zeigt, dass pro Woche im Durchschnitt 6,3 Stunden in der Apotheke für Lieferengpässe aufgebracht werden.
Eine Studie des Zusammenschlusses der Apotheker in der Europäischen Union (ZAEU) zum Thema Lieferengpässe im Jahr 2020 unter den 26 EU-Mitgliedsstaaten zeigt, wie zeitaufwändig die Bearbeitung von Lieferengpässen in der Apotheke ist.
Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) ist von einem Lieferengpass die Rede, wenn „die Auslieferung von Humanarzneimitteln über etwa zwei Wochen unterbrochen“ ist – Ursachen können beispielsweise Produktionsausfälle aufgrund eines Rohstoffmangels oder auch Qualitätsprobleme sein.
In allen vom 9. November 2020 bis 11. Januar 2021 befragten Ländern kam es laut Studie in den letzten zwölf Monaten zu Arzneimittelengpässen in den Apotheken. Die Mehrheit (65 Prozent) der Länder gab an, dass sich die Situation im Vergleich zu 2019 verschlechtert hat. Dem Großteil der befragten Länder fehlten mehr als 200 Arzneimittel, in acht Ländern waren es sogar 400 Medikamente. Betroffen waren alle Indikationen, Spitzenreiter waren allerdings Herz-Kreislauf-Medikamente, die in 92 Prozent der befragten Länder von einem Engpass betroffen waren.
Lieferengpässe bedeuten Stress, und zwar für alle Beteiligten: Arztpraxen, Apotheken und Patient*innen. So glauben die Länder, dass Lieferengpässe zu Unterbrechungen von Behandlungen (80 Prozent), erhöhten Zuzahlungen (57 Prozent) und suboptimalen Behandlung/schlechterer Wirksamkeit (50 Prozent) führen könnten.
Für die Apotheken stehen Umsatzverluste und ein erhöhter Zeitaufwand auf der Negativliste. So müssen Alternativen gefunden, neue Rezepte angefordert und Arztrücksprachen gehalten werden. „Die Zeit, die das Apothekenpersonal für den Umgang mit Medikamentenmangel aufwenden muss, beträgt 6,3 Stunden pro Woche im Durchschnitt“, so die Studie.
Die Studie zeigt aber auch, dass noch Luft nach oben ist, wenn es um das Meldesystem geht. 23 Prozent der Länder gaben an, dass es in ihrem Land noch kein Meldesystem für Lieferengpässe gibt, das von Apotheker*innen genutzt werden kann. In Deutschland gibt es eine entsprechende Liste beim BfArM. Apotheken erhalten Informationen über Engpässe in den meisten Ländern von Arzneimittelagenturen (65 Prozent), Herstellern (57 Prozent) und Großhändlern (50 Prozent).
Es gibt auch eine gute Nachricht: So konnte der durch Lieferengpässe in der Apotheke entstandene Zeitaufwand hierzulande im Jahr 2020 um 41 Prozent verringert werden, denn die Eilverordnung hat den Apotheken bei der Arzneimittelabgabe mehr Beinfreiheit geschaffen. Während der SARS-CoV-2-Pandemie darf unter anderem von der Packungsgröße, der Packungsanzahl oder der Stärke sowie dem Rahmenvertrag abgewichen werden, wenn das verordnete Arzneimittel nicht verfügbar ist. Auch die „aut-simile“-Substitution ist gestattet. Ziel ist es, die Kontakte zu reduzieren.
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