Das Natriumsalz der Stickstoffwasserstoffsäure ist hochgiftig. So besteht beim Verschlucken, bei Hautkontakt oder beim Einatmen von Natriumazid Lebensgefahr. Ein Berufsschüler nahm die Substanz in suizidaler Absicht ein und brachte damit auch seine Mitschüler:innen in Gefahr.
Ein 47-jähriger Mann, der als Berufsschüler eine Pflegeschule in Penzberg besuchte, führte ein kleines Fläschchen mit einer weißen, pulverartigen Substanz mit sich. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich bei dem Stoff um das hochgiftige Natriumazid handelte. Der Schüler hatte die tödliche Dosis vermutlich im Klassenzimmer eingenommen, da die Wirkung innerhalb weniger Minuten eintritt und schnell zum Tode führt.
Sperrung des betroffenen Bereiches der Notaufnahme der Unfallklinik
Nach seinem Zusammenbruch wurde der Mann in der BG Unfallklinik Murnau behandelt. Diese führt in ihrer Pressemitteilung zu dem Vorfall an, dass „trotz intensiver Reanimationsmaßnahmen […] die behandelnden Ärzte nur noch den Tod feststellen [konnten].“ Als die Mitarbeiter:innen das Fläschchen mit der unbekannten Substanz entdeckten, wurde der betroffene Bereich der Notaufnahme vorsichtshalber abgesperrt. Durch die hinzugezogene Analytische Task Force der Berufsfeuerwehr München konnte das Pulver im Fläschchen als Natriumazid identifiziert werden.
Da der Stoff eine hohe Toxizität aufweist, die auch durch Aspiration gesundheitliche Schäden hervorrufen kann, wurden alle beteiligten Mitarbeiter:innen vorsorglich medizinisch betreut und dekontaminiert. Zudem wurde auch „der Schockraum der BG Unfallklinik Murnau […] noch in der Nacht mit Unterstützung der Werksfeuerwehr Roche professionell gereinigt und vom Gesundheitsamt Garmisch-Partenkirchen um 2.00 Uhr morgens vollständig freigegeben.“
Einige Mitschüler:innen, die sich während des Vorfalls im Klassenraum befanden, klagten über Atembeschwerden und Kopfschmerzen. Zwei von ihnen mussten im Krankenhaus ärztlich versorgt werden. Wo der 47-jährige die Substanz erworben hat, ist unklar. Laut der Kriminalpolizei, die sich mit dem Fall befasst, sei Natriumazid „nichts, was man in der Apotheke kaufen kann“.
Natriumazid bereits in geringen Mengen tödlich
Die letale Dosis der Stickstoffwasserstoffsäure beträgt weniger als 5 mg pro Kilogramm Körpergewicht. Tückisch ist zudem, dass, wenn geringere Mengen der Substanz aufgenommen werden, die Wirkung erst viele Stunden später eintreten kann. Folgende Symptome können je nach Art der Aufnahme und der Substanzmenge auftreten:
- Übelkeit
- Erbrechen
- Augenreizungen
- Reizung der Atemwege
- Atemnot
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Krämpfe
- Bewusstlosigkeit
- Kreislaufkollaps
Beim Umgang mit dem Stoff ist auf die passende Schutzausrüstung, bestehend aus einer Schutzbrille mit Seitenschutz, Chemikalienschutzhandschuhe aus Nitrilkautschuk und Atemschutz mit einem Partikelfiltergerät, zu achten.
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